Die besten Bands aus Schottland

Die besten Bands aus Schottland

10 alternative Musiker*innen, die du kennen solltest

Frei aus dem Sack gedudelt präsentieren wir dir hier die besten Bands aus "Dùn Eideann" und "Glaschu". Whiskygläser hoch! Slàinte mhath!

Woran denkst du, wenn du "Musik aus Schottland" hörst?

Wenn du an schottische Bands denkst, denkst du dann an untenrum nackte, Kilt tragenden Musikkappellen? Die schottische Musikszene hat allerdings einiges mehr zu bieten als das. Zum Beispiel Franz Ferdinand (haben den Indie-Rock der 2000er Jahren maßgeblich geprägt), Simple Minds (eine der erfolgreichsten New Wave Bands der 80er), The Jesus and Mary Chain (Pioniere des Shoegaze und Noise Pop), Biffy Clyro (eine der erfolgreichsten Rockbands der 00er), Travis (haben den Britpop der späten 90er / frühen 2000er geprägt) oder The Proclaimers (bekannt für ihren Song auf How I Met Your Mother - "I'm Gonna Be (500 Miles)" - um mal ein paar der bekanntesten Beispiele genannt zu haben. 

Jedenfalls kommen viel mehr großartige Künstler*innen aus den Highlands und Umgebung.

Wir haben mal gesammelt und präsentieren die zehn Bands, die du auf jeden Fall gehört haben solltest. Nessie approved!

Chvrches

Chvrches kommen aus Glasgow, haben sich taktisch ein römisches V statt U in den Bandnamen gebastelt, um besser google-bar zu sein, und haben sich zunächst mit verstrahltem Elektro-Pop einen Namen gemacht. Ihre Musik wirkt eigentlich am besten, wenn du dich einsam fühlst, diesen kurzen Moment neben den Boxen des Clubs. The Bones Of What You Believe, ihr Debütalbum aus 2013, ist ein verdammt runder, eingängiger, aber auch immer wieder im Innersten zerbrochener Mix aus modernen Synthie-Sounds, pumpenden Offbeats und dem feenhaften Gesang von Lauren Mayberry.

Mit der zunehmenden Bekanntheit der Band kam allerdings auch die Freude an etwas poppigeren Gefilden. In besonders großen Dosen können wir - zugegeben - Chvrches nicht mehr hören. Aber hin und wieder und besonders ja auch die alten Sachen: ein Schmankerl.

Ihr aktuellstes der drei Werke insgesamt, Love is Dead, wurde 2018 veröffentlicht. 

Ach, übrigens war Gitarrist Iain vor seiner Chvrches-Zeit Teil der der schottischen Prog-Rock-Band Aereogramme.

Die ist derzeit (leider!) aufgelöst, deswegen aber nicht weniger großartig. Zugegeben, manche Songs von denen sind sehr seeeeeeeehr ausufernd - gefühlt so lang wie die Gesamtspielzeit von The Bones Of What You Believe. Trotzdem ein klarer Anspieltipp. Und für den kurzen Elektropop-Quickie gibt es ja Chvrches.



Young Fathers

Die aus Edinburgh stammende HipHopPop-Gruppe erblickte 2014 gefühlt ganz plötzlich das Licht der Musikwelt, als sie für ihr Debütalbum Dead mit dem Mercury Music Prize ausgezeichnet wurden. Zuvor sind 2011 und 2013 lediglich die beiden EPs Tape One und Tape Two veröffentlicht.
2015 folgte auf den großen Erfolg White Men Are Black Men Too. Damit wurden auch die britischen Massive Attack auf die Gruppe aufmerksam und heuerte sie an, bei der EP Ritual Spirit mitzuwirken. Entstanden ist dabei der Song "Voodoo in My Blood". 2018 erschien das bisher letzte Werk der Young Fathers, Cocoa Sugar

Wenn man den Begriff shabby chic auch auf Musik anwenden kann, dann ist dem hier auf jeden Fall der Fall. Der Sound klingt gerne mal etwas unproduziert und roh, während sich die Rhythmen und der geteilte Gesang fest ins Hirn einbrennen. Gute Beispiele dafür sind die Songs "I Head" und "Toy". Ein Gegenbeispiel dafür der aufgeräumte Track "In My View. 



King Creosote

Kenny Anderson - besser bekannt als King Creosote - ist wahrscheinlich der schottischste Schotte in unserer schottischen Band-Liste. Zumindest hat er echt Dudelsäcke in ein paar seiner Songs. Sein Album From Scotland With Love ist außerdem der Soundtrack zur gleichnamigen Heimatdoku von Regisseurin Virginia Heath, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Geschichte des Landes anhand von Archivmaterial zu erzählen (BRAVEHEART!!!!!!). King Creosote bringt die dazu passende musikalische Liebeserklärung.

Wenn er nicht gerade Filmmusik komponiert, macht King Creosote... eigentlich genau dasselbe - nämlich ruhige, verträumte Folk-Pop Musik mit intimer Akustikgitarre und schwelgerisch bis schwülstigen, flauschigen Streicherwänden. Es geht aber auch elektronisch, zum Beispiel auf dem Album Diamond Mine (2011). Das ist eine Kollaboration mit dem großartigen englischen Produzenten und DJ Jon Hopkins.

Leider ist es schon einige Zeit her, dass wir was Neues von King Creosote zu hören bekommen haben. Das letzte Album, Astronaut meets Appleman, kam 2016 raus.



We Were Promised Jetpacks

Jetpacks sind allgemein eine feine Sache, doch leider haben We Were Promised Jetpacks keine großartig spannende Geschichte hinter der Wahl ihres Bandnamens. Sie sind einfach nur eine ziemlich geniale Ex-Schulband aus Edinburgh, die sich beim lokalen Battle Of The Bands Wettbewerb mit viel Indie-Gitarrenrock zum Sieg durchgeschrammelt hat.
Außerdem halten sie sich mittlerweile über 17 Jahre in dieser angenehmen Peripherie zwischen Mainstream und Underground. Irgendwie kennt man sie, aber auch nicht gut genug, als dass Mama ein Album im Regal neben der Nirvana-Platte stehen hat.

Ihren bekanntesten Song "Quiet Little Voices" haben sie mal locker in drei Minuten geschrieben. Hört man auch. Eine kleine, feine, reine Indie-Rock-Hymne mit Krach und ohne Schnörkel. Klingt heute noch genauso unperfekt wie 2009 und wird dich auf jedem Konzert mindestens zum Mithüpfen, wenn nicht zu noch wilderem Unfug bringen.

Mittlerweile haben We Were Promised Jetpacks vier Alben draußen und eine Jubiläumsplatte: These Four Walls wurde letztes Jahr zehn Jahre alt und nochmal verfeinert und erweitert rausgebracht. 



Honeyblood

Man stelle sich folgendes Bild vor: Zwei Mädchen - Stina und Shona - sitzen eines Nachts gemeinsam in einem Badezimmer in Glasgow und nehmen ihre Musik mit einem alten Kassettenrecorder auf. In dieser Nacht entsteht die erste EP Thrift Shop: Gitarre, Schlagzeug und die Stimme von Stina, viel mehr brauchen sie nicht für das, was sie selbst Crunch-Pop nennen.

Als sie etwas später ihre Songs nicht mehr vor Badewanne und Waschmaschine sondern in kleinen Konzertlocations spielten, wurde das Label Fat Cat auf das Duo aufmerksam, die sie dann direkt zu Peter Katis in die USA schickten. Das muss man erstmal schaffen, denn dieser hat nicht nur Erfahrung mit schottischen Fat Cat-Bands wie Frightened Rabbit oder We Were Promised Jetpacks, sondern hat auch schon Alben für Interpol und The National produziert.

Und tatarataaa, im Juli 2014 erblickte das Debütalbum Honeyblood das Licht der Welt. Mittlerweile sind sogar schon drei Alben draußen und eine neue Single, die ein halbes Jahr auf das letzte Werk In Plain Sight (Mai 2019) folgte: "You're Standing on My Neck".

Wir hängen jetzt an dem klebrig-süß-eisenhaltigem Soundgemisch, das uns ein bisschen an The Jesus and Mary Chain und Courtney Barnett erinnert.



Frightened Rabbit

Die Musik der Glasgower steht bei uns spätestens seit dem 2010er Album The Winter of Mixed Drinks ziemlich weit oben im Ranking. Frightened Rabbit ist die Band, bei der man noch so richtig stolz ist, Folkrock zu mögen. Während sich Kollegen wie Mumford & Sons doch immer mehr Songs leisten, bei denen man eher die Zähne zusammenbeißen muss, war das zweite Album von Frightened Rabbit - Pedestrian Verse - ein absolutes Highlight des Genres. Allein "State Hospital" mit seiner ganz wundervollen Lyric-Zeile "All is not lost!" gibt so viel Kraft die eigene Scheißsituation zu verbessern, wie sonst kaum ein anderer Song. Frightened Rabbit schimmern düster wie ein entferntes Licht durch den dicken schottischen Nebel.

Leider hat die Kraft von Sänger Scott Hutchison am Ende nicht ausgereicht.

Nach einem langen Kampf gegen wiederkehrende Depressionen, nahm er sich im Mai 2018 das Leben. Die hinterbliebenen Bandmitglieder fassten den Entschluss, die Gruppe aufzulösen - Frightened Rabbit ohne Scott könne nicht mehr existieren, höchstens für den guten Zweck. Letztes Jahr erschien in diesem Zuge Tiny Changes: A Celebration of Frightened Rabbit's The Midnight Organ Fight. Dabei handelt es sich nicht einfach um Cover, sondern um Neuinterpretationen aller Songs des 2008 erschienenen Albums unter anderem von Künstler*innen wie Biffy Clyro, Julien Baker, Daughter, Sarah Silverman oder Ben Gibbard. Die Einnahmen vom Album gehen direkt an die Charity-Organisation Tiny Changes, die nach Scotts Tod von seiner Familie gegründet wurde, um Menschen mit seelischen Problemen zu helfen.



Wenn du unter Depressionen leidest und Hilfe benötigst oder dich darüber informieren möchtest, empfehlen wir die Seite Freunde fürs Leben e. V.. Dort findest du Rat und Informationen rund um das Thema Depression und Suizid und vor allem darüber, was du dagegen kannst.
Wenn du direkt jemanden zum Sprechen brauchst, ist die Telefon-Seelsorge ist rund um die Uhr und kostenfrei für dich da. Hier kannst du anonym mit Menschen reden, die dir zuhören und dich ernst nehmen. Die Hotline der Telefon-Seelsorge lautet: 0800 111 0 111



SOPHIE

SOPHIE ist einer dieser experimentellen Musikproduzenten, die lieber anonym bleiben. Im Gegensatz zu seinen maskentragenden Kollegen kommt SOPHIE aber mit völlig überstylten, quietsch-bunten Bilder von Rutschen auf seinen Covern daher -  oder posiert gleich selbst als ähnlich farbenfrohes, 80er Jahre Popsternchen. Mittlerweile wissen wir immerhin, dass der junge Herr mit dem Frauennamen wohl Sam heißt, derzeit in London wohnt und bei Numbers, einem Label aus Glasgow, gesignt ist.

Die minimalistische Musik von SOPHIE besitzt extrem hoch gepitchte Vocals und erinnert an durchgeknallten Japano-Pop, gemischt mit Trap und House. Das Resultat dieser ganzen Extravaganz ist irgendwas, was man noch nie gehört hat. 2018 erschien das Debütalbum Oil of Every Pearl's Un-Insides, das auch prompt für den Grammy nominiert wurde. Im Jahr darauf folgte das Remix Album.



Belle and Sebastian

Belle and Sebastian-Frontmann Stuart Murdoch kämpfte in seinem Leben mit einigen Schwierigkeiten – so wurde bei ihm im Kindesalter das chronische Erschöpfungssyndrom diagnostiziert. Tatsächlich werden in den Liedern von Belle and Sebastian oft sehr persönliche Geschichten erzählt. Gerade die poetische Ausformulierung dieser Stories macht die schottische Band für Fans zu etwas Besonderem.

Bereits vor der Gründung der siebenköpfigen Truppe im Jahre 1996 verfasste Murdoch einige Lieder, die schließlich auf dem Debütalbum Tigermilk erschienen. Dieses Album wurde damals mit einer Auflage von nur 1.000 Stück auf Vinyl gepresst und gilt heute als Rarität (bis zu 500 Euro kostet das gute Stück und ist damit wertvoller als deine Ü-Ei-Figurensammlung).

Gerüchten zufolge fand sich die Band übrigens bei einem Arbeitslosenprojekt in Glasgow zusammen.

Heute sind Belle and Sebastian schon lange kein Geheimtipp mehr. Mit Dear Catastrophe Waitress gelang ihnen 2003 schließlich der Sprung von der Insel rüber aufs Festland. Das letzte Werk Days of the Bagnold Summer erschien im September 2019. Nach inzwischen zehn Studioalben freuen wir uns schon drauf, wenn man bald mal wieder etwas Neues von Stuart Murdoch und Co zu hören bekommt. 



Django Django

Eigentlich lernten sich die Bandmitglieder von Django Django bereits im Edinburgh College of Arts kennen. Aber erst einige Jahre später schlossen sie sich in London schließlich zu der heutigen Originalbesetzung zusammen. Die Beschreibung "vierköpfige Band, die in London zuhause ist" passt erstmal auf gefühlte 90 Prozent aller musikalischen Gruppierungen, die sich 2009 formten. Aber Django Django gelang es schnell sich abzuheben: Das selbstbetitelte Debütalbum wurde im Jahr 2012 prompt für den Mercury Prize nominiert.

Dadurch, dass vor allem Stimme und Harmonien stark an die 60er-Ikonen The Beach Boys erinnerten, ordnete man die Band rund um Sänger und Gitarrist Vinny Nett schnell dem Genre Folktronica zu. Ein weiterer Grund für dieses Schubladendenken könnte natürlich auch sein, dass Drummer Dave Mclean der kleine Bruder von Beta Band-Drummer John Mclean (eine Band die stark mit Rock'n'Roll und Folk in Kombination mit elektronischen Klängen experimentierte). Unabhängig von familiären Verstrickungen waren es aber natürlich die psychedelischen, art-poppigen Klänge, die Kritiker*innen damals begeisterten und die der Band einen Plattenvertrag beim französischen Label Because Music einbrachte.

Nach dem 2018 veröffentlichten Album Marble Skies ist es etwas ruhiger um Django Django geworden. Allerdings ist Dave Mclean ein fleißiger Instagram-User (@davedjango) und die Band spricht fast täglich Albumempfehlungen auf ihrem Twitter-Account aus (@thedjangos). Wir hoffen einfach mal, dass es auch bald wieder musikalisch Neues von den Schotten gibt.



Stanley Odd

Bis zum heutigen Tage haben es noch nicht viele schottische HipHop-Acts geschafft, auch über die Landesgrenzen hinaus bekannt zu werden. Wenn man von Hudson Mohawke mal absieht, der aber viel mehr Produzent als Rapper und seit Jahren im inneren Kreise Kanyes angekommen ist. Stanley Odd könntest du aber aus dem egoFM Programm kennen. Sie sind so etwas wie die schottischen The Roots.

Drums, Synthies, Piano, Gitarren und Bass und natürlich Rap und Gesang - alles bringen sie organisch zusammen. Sehr viel sympathischer Dialekt inklusive.

Außerdem haben Stanley Odd einen eigenen Song zum Referendum 2014 geschrieben. Die schottischen Jungs sind pro Unabhängigkeit.



Playlist: Die beste Musik aus Schottland

Wir haben noch viele Künstler*innen mehr in diese Playlist gepackt, damit du noch mehr zum munteren Entdecken hast.

Design ❤ Agentur zwetschke