MGMT: Loss Of Life

MGMT: Loss Of Life

Das Album der Woche

Von  Vitus Aumann
Unsere Lieblingsweirdos entgleiten mal wieder jeglichen Erwartungen.

Jetzt muss ich kurz ausholen:

Da gabs mal diese Situation, wo mein Vater und mein Bruder einen Film mit mir schauen wollten. Angeblich gings dabei um ein Weltraumabenteuer, Aliens und einen bösen Supercomputer mit diabolischen Absichten. Natürlich war ich super begeistert – der Film war allerdings 2001: Odyssee im Weltraum. Nicht falsch verstehen, der Film ist natürlich ein absolutes Meisterwerk. Aber als Elfjähriger, der den Unterschied zwischen Science Fiction und Laserschwertern noch nicht so ganz verstanden hat, war ich dann doch ein kleines bisschen überfordert.

Mit Filmen ist das manchmal eben wie mit der Musik: Manchmal zündet alles erst ein bisschen später, vor allem wenn man ganz andere Erwartungen hat – dann aber plötzlich ganz gewaltig.


Und genau da kommen jetzt MGMT ins Spiel: Ganz zu Beginn haben die beiden ihr Publikum noch mit unausweichlichen Ohrwürmern an den Haken bekommen. Aber danach zeigten Andrew und Ben ihre wahren Gesichter – Congratulations und MGMT klangen dann ungefähr so wie David Bowmans LSD-Trip zum Jupiter. Auf ihre Art und Weise waren die Alben genauso fantastisch wie das Debüt, aber abgefahrene Soundideen und zugängliche Ohrwürmer kriegt man eben schwer gleichzeitig in einen Song.

Mit Loss of Life kriegen MGMT diesen Spagat jetzt aber erstaunlich gut hin: Das Album ist die perfekte Wiedereinstiegsdroge.


Zurück im Indieherz

Man könnte vielleicht auch sowas wie Return to Form schreiben, aber von diesem Begriff sind MGMT nicht besonders angetan, wie sie Kollegin Sandra im Chelsea Hotel erzählt haben. Andrew und Ben definieren ihren Erfolg halt nicht nach Charterfolgen und viralen Trends. Das macht es nur umso lustiger, dass sie beides immer wieder ziemlich gut hinbekommen.

Den offensichtlichen Charterfolg oder TikTok tauglichen Chorus liefern Andrew und Ben also natürlich nicht. Die Platte fängt mit "Loss Of Life (part 2)" an – der erste Teil vom Song kommt dann ganz am Ende vom Album. Macht das Sinn? Na ja, es sind halt MGMT. Bevor man aber zu sehr verwirrt wird, erklingen die ersten Töne von "Mother Nature" und vor dem geistigen Auge blühen gigantische Blumen in Sepiafarben auf. Wenn dann auch noch die epische E-Gitarre reinkracht, will man einfach nur die ganze Welt umarmen. Trifft sich perfekt, dass "Dancing In Babylon" gleich ähnlich große Gefühle auslöst: Der französische Sänger Christine and the Queens inspiriert die beiden sonst scheinbar so entspannten Jungs zu ganz großer Dramatik.

Auch wenn jeder Song ganz ohne Frage diesen MGMT Charme versprüht, wandeln MGMT mühelos zwischen Glam Rock, Britpop, Hippie Folk und noch so vielen anderen wohlklingenden Genres.

Hier jetzt David Bowie als Vergleich ranzuziehen erweckt natürlich auch gleich wieder unrealistische Ansprüche, aber bei Songs wie "People In The Streets" kann man schon ein bisschen Sternenstaub von Ziggy Stardust einsammeln.


Erfreuliche Enttäuschungen

Mittlerweile kann man es sich wahrscheinlich schon denken – aber natürlich weckt auch der Titel komplett falsche Erwartungen. Loss of Life klingt erstmal noch finsterer als das eh schon düstere Little Dark Age, aber MGMT zelebrieren hier das Leben regelrecht. Die Texte bleiben natürlich vielschichtig und können in alle möglichen Richtungen interpretiert werden, aber der Sound zieht immer wieder in die Höhe.

MGMT liefern also konsequent das, was man nicht erwartet – und es macht so großen Spaß dabei zuzuhören



Tracklist: MGMT - Loss Of Life

  1. Loss Of Life (part 2)
  2. Mother Nature
  3. Dancing In Babylon (feat. Christine and the Queens)
  4. People In The Streets
  5. Bubblegum Dog
  6. Nothing To Declare
  7. Nothing Changes
  8. Phradie's Song
  9. I Wish I Was Joking
  10. Loss Of Life
Loss Of Life wurde am 23. Februar 2024 via Mom+Pop veröffentlicht.



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