Über das Schlumpfdorf, Mos Espa, Pop Eye Village und Bullerbü
Von Anna Fasciani
Wir stellen dir ein paar Dörfer vor, die dir - obwohl du wahrscheinlich nie dort warst - unheimlich bekannt vorkommen.
Das Schlumpfdorf
Es ist eine DER Kindheitserinnerungen schlechtin und jeder kennt und fast jeder liebt sie: Die Schlümpfe! Während wir uns früher Schlumpfhausen aus Hartgummi Pilzhäusern und kleinen niedlichen Figuren zusammenbauen mussten, geht das heutzutage einfacher, in die Welt der Schlümpfe einzutauchen: Schlumpfhausen gibt es in echt!
Júzcar ist ein kleines Dorf in Spanien, zählt gerade mal 250 Einwohner*innen und sah bis vor zehn Jahren aus, wie verlassene Dörfer im Süden nun mal aussehen: Häuser aus Stein, kleine geschlängelte Gässchen umhüllt von trockenem Grün… Das sollte sich 2011 ändern – denn für den Film Die Schlümpfe 3D wurde das ganze Dorf blau angemalt. Und mit "das ganze" Dorf meine ich das ganze Dorf: Häuser, Kirche, Bänke, Straßenschilder, einfach ALLES. Sogar die Hunde tragen blaue Halsbänder.
Sony Pictures hat sich Júzcar für Werbezwecke ausgesucht und 9.000 Liter Farbe in das verlassene Dorf geschickt, womit dann angepinselt wurde, was sich anpinselt lässt. Nun spielt der Film allerdings in New York – wieso dann der Aufwand ein ganzes Dorf anzumalen? Der Filmverleih wollte den typischen Merchandise wie Tassen, Postern, Schlüsselanhänger etc. einfach noch toppen und kam mit der Idee, Júzcar in Schlumpfhausen zu verwandeln, um die Ecke.
Die Anwohner*innen fanden die Idee von Anfang an super, mit dem Ansturm an Tourist*innen haben sie allerdings nicht gerechnet. Bis zu 250 kommen pro Tag in der Urlaubssession. Es wurden neue Pensionen eröffnet, es gibt Führungen durch das Dorf und jede Menge zu entdecken: Schlumpfine winkt vom Balkon, Gargamel jagt mit seinem Kater Azrael die kleinen Schlümpfe an Hauswänden entlang, Fliegenpilze zieren Hauseingänge und in Lokalen sitzt Papa Schlumpf als Statue am Nebentisch.
Nachdem der Film in die Kinos kam, die Werbetrommel nicht mehr gerührt werden musste, bot Sony an, die Häuser wieder weiß zu streichen. Dagegen haben sich die Einwohner*innen allerdings gewehrt und leben seitdem den Traum eines jeden Schlumpffans in ihrem eigenen Schlumpfhausen.
Das Popeye Dorf
Wer in diesem Sommer nach Malta reist, der sollte sich nicht entgehen lassen, Popeye Village zu besuchen. Popeye? The Sailor Man? Genau der!
Viele kennen ihn aus der Trickfilmserie die einen Wahnsinnserfolg Ende der 50er Jahre feierte. Und wie das oft so ist, wurde die Serie auch verfilmt, mit Robin Williams in der Hauptrolle. 1980 war es soweit und damit es auf der Leinwand so echt wie möglich rüberkommt, das Matrosenleben, wurde ein außergewöhnliches Filmdorf errichtet. Nach langer Suche entschieden sich die Macher*innen des Films für die kleine Bucht von Anchor Bay auf Malta. Es wurde eine bunte Filmkulisse errichtet, die schöner nicht sein kann: am Hang des kristallblauen Meeres wurden kleine schiefe Häuser gebaut, verbunden mit Holztreppen, Bootsanlegestelle und bunten Verandas. Im Film entdeckt Popeye das Dorf auf der Suche nach seinem Vater und nennt es Sweethaven.
Obwohl es nach dem Dreh wieder abgerissen werden sollte, steht es heute immer noch und ist ein beliebtes Ausflugsziel für jeden Fan des spinatessenden, Pfeife rauchenden Seemanns mit den monströsen Unterarmen. Es gibt Touren durch die kleinen Hütten, Requisiten zu bewundern, Showeinlagen und Bootstouren. Filmfans schauen sich den dort gedrehten Film Popeye – der Seemann mit dem harten Schlag im Dorfeigenen Kino an und Wasserratten gehen ne Runde baden in der Bucht.
Das Schlumpfdorf
Dörfer, die für Filme erschaffen wurden
Das Popeye Dorf
Dörfer, die für Filme erschaffen wurden
Das Disney Dorf
Dörfer, die für Filme erschaffen wurden
Das Star Wars Dorf
Dörfer, die für Filme erschaffen wurden
Das Dorf Bullerbü
Dörfer, die für Filme erschaffen wurden
Das Star Wars-Dorf
Wie aus dem Nichts tauchen sie in der scheinbar endlosen Weite auf: kleine Kuppen, Tore und Mauern erheben sich aus dem ockerfarbenen Sand der Wüste Tunesiens. Dazwischen ragt eine weiße Rakete in die Weite des Himmels. Ruhig ist es hier. Und heiß. Man fühlt sich wie auf einem anderen Planeten. Dieses Gefühl muss wohl auch George Lucas Mitte der 90er gehabt haben, als er an diesem Ort den Wüstenplaneten Tatooine für die Dreharbeiten der Episode I der Star Wars Filme erschaffen hat.
20 Häuser bilden die Stadt Mos Espa, Heimat und Geburtsort von Anakin Skywalker – dem späteren Darth Vader – die bis heute Fans der Filme aus aller Welt anzieht. Die Häuser sind kaum höher als drei Meter und sehen bis heute irgendwie unfertig aus – kein Wunder, denn der Rest der Häuser wurde digital im fertigen Film hinzugefügt. Sie sehen verdammt echt aus, erst wenn man sie anfasst merkt man, dass alles aus Pappe besteht. Vor zehn Jahren wurde dann die komplette Originalkulisse von einer riesigen Wanderdüne verschluckt bevor Fans weltweit 75.000 Dollar sammelten um sie wieder freizulegen. Dieselbe Summe steuerte die Tunesische Regierung bei und so kann jeder, der Mos Espa einmal in echt sehen will, durch das Star Wars Dorf schlendern.
Das Disneydorf
Wer Disney mag, wird das Disneydorf lieben! Nein, die Rede ist nicht von Disneyland, wo man von Mickey Mouse, Donald Duck oder Cinderella Selfies machen kann. Den Amis gehen die Ideen nie aus und deshalb geht die Disney Company jetzt noch einen Schritt weiter: Geplant sind komplette Disney Dörfer, in denen Menschen ganz normal leben können. Die Idee ist genauso einfach wie sie klingt: in den USA sollen Siedlungen entstehen, die den typischen Disney Charme versprühen. Bunte Farben, bisschen Magie, ausgefallene Designs. Mitten in der Wüste vor den Toren Kaliforniens entsteht eine Siedlung namens CONTINO, in der es sich so anfühlt, als könnte man jederzeit Mogli auf dem Klettergerüst, Dagobert Duck beim Geld abheben oder Goofy beim Gassigehen begegnen. Übrigens wurde die Gegend nicht zufällig ausgewählt – dort lebte einst der Konzerngründer Disney.
Zu den Disneydörfen gehört neben einem Badesee, Themenrestaurants und Yogakursen natürlich auch eine riesige Shoppingmall, für die "bestmögliche Disney Experience", wie es von offizieller Stelle heißt. Es wird Häuser und Wohnungen zu kaufen geben, 2.000 Wohneinheiten sind geplant. Wer den American Dream at its best leben möchte, der sollte ein paar Groschen auf die Seite legen – denn günstig wird es nicht sein, weshalb Disney auch Menschen ab 55 aufwärts im Visier als potentielle Mieter*innen oder Käufer*innen hat.
Bullerbü
Hach Schweden. Vermeintliche heile Welt. Und in die tauchen wir ein, wenn wir nach Bullerbü fahren.
Bullerbü – der Ort an dem Lasse Bosse Ole Lisa Britta Inga und die kleine Kerstin groß werden und Astrid Lindgren uns genau davon die schönsten Geschichten erzählt. Das Dorf besteht gerade mal aus drei Höfen – dem Nord, dem Süd und dem Mittelhof und ist keine Fiktion: auf Letzterem ist Astrid Lindgrens Vater aufgewachsen. Bullerbü heißt in Wahrheit Sevedstorp, liegt im schönen Smaland, wo von 1986 bis 1987 die Filme gedreht wurden. Die drei Häuser standen jahrelang leer, wurden allerdings von Tourist*innen sehr oft und sehr gerne besucht. Bis 2017 auf einmal auf der Immobilienseite des schwedischen Blattes Vimmerby Tidning zu lesen war: rotes Haus in Sevedstorp zu verkaufen.
Richtig, es handelt sich um eines der Häuser das für knapp 83.000 Euro inseriert war. Viele Interessent*innen gab es – allerdings mussten die Makler*innen das Angebot zurückziehen, da der Themenpark "Astrid Lindgren Welt" damals die Rechte an dem Haus an sich binden wollte. Die Rechtslage war schnell geklärt, das Haus wieder inseriert und die Anzeige am 6. Juli 2018 gelöscht. Ein Käufer war schnell gefunden – ob der sich über die Kinder freut, die jedes Jahr in Scharen Bullerbü besuchen und durch die Vorgärten springen? Ich hoffe es sehr.
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