In manchen Ländern ist er Bestandteil der Kultur, in anderen wird er verboten und manch ein Land kann gar nichts damit anfangen, weil die Einheimischen ihn nicht vertragen. Wir nehmen dich mit auf eine alkoholisierte Reise um die Welt - ganz nüchtern natürlich.
Inhalt
- Das bayerische Reinheitsgebot
- Die Prohibition in den USA in den 1920ern
- Per Capita Konsum im Vatikan
- Scharia und Alkoholverbot im Iran
- Asiat*innen vertragen keinen Alkohol<
Das bayerische Reinheitsgebot
In Deutschland gilt vor allem eines: Bier, Bier und noch mehr Bier. Das suggeriert zumindest die Volksmusik und der*die ein oder anderen Tourist*innen. Dabei ist das Bier in Deutschland, speziell in Bayern, mehr als nur eine Alkoholsorte: Es hat lange Tradition in den Klöstern, galt im Mittelalter sogar als Grundnahrungsmittel und das Reinheitsgebot selbst ist auch heute noch Kulturgut.In den Klostergemeinschaften des Mittelalters wurde ein Getränk benötigt, das lange haltbar war, da man dem Grundwasser zu der Zeit nicht besonders trauen konnte.
Wegen seiner langen Kochzeit etablierte sich das Bier somit als die erste Wahl. Anfangs für den Eigenbedarf der Mönche hergestellt, getreu dem Motto: "Flüssiges bricht Fasten nicht", verkauften sie das Bier später an Menschen in der Umgebung. Und mit dem Verkauf wurden dem Bier immer mehr Zutaten beigemischt: Es war nicht unüblich, Ruß, Kreidemehl oder Fliegenpilze in das Bier zu mischen. Bis Herzog Wilhelm IV. von Bayern 1516 ein Machtwort sprach und das vermutlich älteste Lebensmittelgesetz der Welt einführte: das Bayerische Reinheitsgebot, as besagt, dass Bier nur aus drei Zutaten bestehen darf - Hopfen, Malz und klares Wasser.Dem Reinheitsgebot zum Dank wird auch heute noch in den Traditionsbrauereien nach dem simplen Rezept gebraut und somit bleibt das Bier ein Qualitätsprodukt. Und trotzdem dürfen wir nicht vergessen, dass Bier immer noch Alkohol ist und eben kein Nahrungsmittel ist...
Die Prohibition in den USA in den 1920ern
16. Januar 1920: die Roaring 20s sind in vollem Gange, der Erste Weltkrieg ist vorbei und der US-Kongress verabschiedet gerade den 18. Zusatzartikel zur US-amerikanischen Verfassung: Von nun an sei der Verkauf, die Herstellung und der Versand von Alkohol landesweit verboten.Das Ziel der sogenannten Prohibition: Alkoholismus und Kriminalität bekämpfen - kurz gesagt, das Land trockenlegen.
Wie es so weit kommen konnte? Der Druck kam von evangelikalen Protestanten, die Alkohol für eine Sünde hielten und von… Frauen - denn vor allem sie litten unter ihren oftmals trinksüchtigen, gewalttätigen Männern. Sie gingen auf die Straße, stürzten sich in den Kampf gegen die Trunkenheit. Saloons wurden besetzt, politischer Druck aufgebaut. Und das wirkte: das Veto des Präsidenten gegen die Prohibition wurde 1920 überstimmt und die Prohibition eingeführt.Doch die Konsequenzen waren fatal: Der größte Profiteur der Prohibition war das organisierte Verbrechen. Gangster witterten einen Markt für illegalen Alkoholhandel. Und der wurde von der Gesellschaft dankend angenommen: Überall im Land schossen Speakeasies aus dem Boden - illegale Kneipen, in denen Alkohol ausgeschenkt wurde. Allein in New York gab es in den 20ern zwischen 5 und 30 Tausend davon.
Außerdem stieg die Trunkenheit am Steuer an und schwere Verbrechen nahmen zu.
Immerhin ein positiver Aspekt der Prohibition war, dass die Zahl der alkoholbedingten Todesfälle in der Zeit des Alkoholverbots sank. Und trotzdem war es am 20. Februar 1933 ist es dann soweit: Die Prohibition wurde durch den 21. Zusatzartikel wieder aufgehoben und jeder Landkreis musste von nun an wieder selbst über seine Alkoholregelungen bestimmen. So ist es nicht unüblich, dass der Verkauf von Alkohol in manchen texanischen Gebieten beispielsweise noch heute verboten ist.
Per Capita Konsum im Vatikan
Der Staat mit dem höchsten Weinverbrauch pro Kopf war im Jahr 2014 weder Frankreich noch Spanien, sondern ein Zwergstaat im Herzen Italiens. Nirgends sonst wurde so viel Wein konsumiert wie im Vatikanstaat. Das war das Ergebnis einer Studie des Californian Wine Institutes. Der Kirchenstaat hielt mit 73,8 Litern Wein pro Kopf den Rekord vor Frankreich mit 50,7 und Italien mit 48,2 Litern, dabei wurde der Messwein noch gar nicht eingerechnet. Erklärt wird der hohe Weinkonsum oftmals damit, dass hier keine Frauen und somit auch keine Kinder leben.Ein Berichterstatter des Papstes drückt es in einem Interview dem Spiegel gegenüber folgendermaßen aus:
"Dies ist der Staat mit den meisten Singles und einer Geburtenrate, die gegen null geht. Natürlich wird hier gesoffen."
Ob Zölibat oder nicht, das Geheimnis des hohen Konsums liegt vermutlich eher versteckt im profansten Ort des Vatikans - im hauseigenen Duty-Free-Shop: Hier kaufen Angestellte des Vatikans für Familie und Freunde Wein - steuerfrei, sprich 22 Prozent günstiger.
Per Capita Konsum hin oder her, der Weinkonsum will gedeckt werden: Dafür hat der Vatikan kurzerhand einen eigenen Winzer angestellt, der auf zwei Hektar bis 2026 rund 20.000 Flaschen herstellen will. Und trotzdem muss Wein außerhalb eingekauft werden, zumindest der süße Dessertwein Vin Santo. Den trinkt Papst Franziskus am liebsten.
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