Durch die Coronakrise hat sich auch die Arbeitswelt stark verändert und flexiblere Arbeitsmodelle finden zunehmend mehr Anklang. Home Office, Gleitzeit und die Vier-Tage-Woche ist dabei vermutlich jedem*jeder ein Begriff – aber was ist eigentlich Job Sharing?
Job Sharing ist kein neues Phänomen, was erst durch Corona entstanden ist, aber es wird genau wie andere Arbeitsmodelle aktuell häufiger in der Praxis umgesetzt.
Job Sharing ist die modernisierte Form der Teilzeitarbeit
Job Sharing ist eine flexible Arbeitsplatzteilung, bei der sich klassischerweise zwei Arbeitnehmer*innen als Tandempartner*innen eine Vollzeitstelle teilen. Klingt erstmal wie normale Teilzeitarbeit - ist es aber nicht unbedingt. Denn dabei gibt es je nach Form wesentliche Unterschiede.In Deutschland kommt Job Sharing bisher vor allem in großen Firmen wie zum Beispiel bei Coca Cola, der Deutschen Bahn oder der Telekom zum Einsatz, aber auch in der Start Up-Szene wird das Arbeitsmodell immer beliebter.
Job Splitting
Die bekannteste Form des Job Sharings ist das Job Splitting (in anderen Worten Teilzeit), bei dem eine Vollzeitstelle in zwei unabhängige Bereiche geteilt wird. So weit so bekannt – das Besondere sind aber Job Pairing und Top Pairing:Job Pairing
Die Aufgaben und die Arbeitszeiten werden individuell und selbstständig aufgeteilt, was nur durch eine enge Zusammenarbeit möglich ist. Es gibt also keine klar abgegrenzten und voneinander Aufgabenbereiche ohne Berührungspunkte (wie es beim Job Splitting der Fall ist), sondern Teamarbeit und geteilte Verantwortung. Voraussetzung ist ein gutes Planungs- und Organisationsvermögen und dass die Arbeitnehmer*innen gut miteinander auskommen. Dadurch werden im Endeffekt auch Stellen teilbar, die sich als Teilzeitstellen aufgrund ihrer Komplexität nicht eignen würden.Innerhalb des Job Pairings gibt es zwei verschiedene Möglichkeiten:
Beim Hybrid Job Sharing teilen sich Menschen mit unterschiedlichen Kompetenzen eine Stelle. Die Arbeitspartner*innen ergänzen sich bestimmten Bereichen und sind immer über die wichtigsten Schritte des oder der anderen im Bilde und können so jederzeit auch mal einspringen.Beim Pure Job Sharing hingegen teilen sich Menschen mit ähnlichen Kompetenzen und Stärken eine Stelle und sind für alles gemeinsam verantwortlich. Oftmals existiert bei dieser Form sogar ein gemeinsamer Kalender und ein gemeinsames Postfach.
Top Pairing
Unter Top Pairing versteht man ein partnerschaftliches Führungsmodell. Die Partner*innen treffen gemeinsam Entscheidungen und tragen beide Verantwortung.Wie sieht's rechtlich aus?
Wie man sich am besten (mit jemand anderem) auf eine Job Pairing Stelle bewirbt und wie die rechtlichen Grundlagen aussehen, kannst du zum Beispiel hier nachlesen.Rachel und Hannah berichten auf ihrem Instagram-Account @thejobsharepair von ihren Erfahrungen als Job Sharer*innen:
Die Vorteile des Job Sharings
Junge Eltern in Führungspositionen müssen sich nicht dem Druck ihres Bosses hingeben, der möglicherweise der Meinung ist, eine Führungsposition müsse in Vollzeit abgearbeitet werden. Via Job Sharing ist es sehr einfach, sich sowohl um Karriere, als auch die Familie kümmern zu können, ohne einen fast unmöglichen Spagat zu wagen.Aus eben diesem Grund ist Job Sharing auch für Führungskräfte ohne Kinder sinnvoll - die Work Life Balance ist keine vorgegaukelte, sondern eine tatsächlich gelebte.
Auch für Arbeitnehmer*innen, die neben ihrem Hauptberuf noch anderen Nebentätigkeiten nachgehen oder sich weiterbilden, ist das Modell passend. Außerdem können zum Beispiel internationale Mitarbeiter*innen schneller eingelernt werden und die Sprache kann mit Tandempartner*innen besser gelernt werden.Selbst auf Seiten der Arbeitgeber*innen bringt das Job Sharing-Modell Positives mit sich.
Expert*innen sprechen zum Beispiel von höherer Produktivität, doppeltem Fachwissen oder dem Wegfallen von Krankheitstagen oder Urlaubsausfall durch gegenseitiges Vertreten.Eine aktuelle Umfrage der Wissenschaftszentrum für Sozialforschung (WZB) zeigt, dass die Arbeit im Tandem den Job Sharer*innen die Zeit während der Krise erleichtert.
Nur eine Sache gibt das Modell natürlich zu bedenken: Wenn du deine Stunden verkürzt, fällt auch das Gehalt beim Job Sharing niedriger aus. Dementsprechend kann auch die spätere Rente geringer ausfallen.
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