Sie widmete ihr Leben dem Kampf für Bürgerrechte und setzte sich in den 60ern für die Gleichberechtigung und vor allem für das Stimmrecht von Afroamerikaner*innen ein.
"I'm sick and tired of being sick and tired"
Das ist das wohl bekannteste Zitat von Hamer. Aber wer war sie eigentlich?Fannie Lou Hamer
Fannie Lou Hamer wurde 1917 in Mississippi geboren und war eines von 20 Kindern einer Baumwollpflücker*innen-Familie. Sie lebte in einer Zeit, in der Rassismus den Alltag in den Südstaaten bestimmte - und in Mississippi war es besonders krass.Zu dieser Zeit durften sich Afroamerikaner*innen in den USA nur zur Wahl registrieren lassen, wenn sie bestimmte Tests im vornherein bestanden.
Wenn ihnen der Weg nicht durch Gewalt versperrt wurde und sie nachweisen konnten, dass sie mindestens sechs Jahre zur Schule gegangen waren und dementsprechend auch schreiben und lesen konnten, mussten sie Verfassungsklauseln erklären und willkürliche Fragen beantworten, um wählen zu dürfen. Es ist also kaum verwunderlich, dass sich Schwarze Menschen kaum trauten, wählen zu gehen. Afroamerikaner*innen machten dort 40 bis 50 Prozent der Bevölkerung aus, in Ämtern und in der Politik durften sie allerdings nicht stattfinden.
Anfang der 60er erreichte dann die Bürgerrechtsbewegung Mississippi.
Gleiches (Wahl)recht für alle
Für Fannie Lou Hamer war das Wahlrecht essenziell, um Gleichberechtigung zu erreichen. Im Sommer 1962 nahm sie an einem Protesttreffen teil, lernte dort viele Bürgerrechtsaktivist*innen kennen und widmete ihr Leben von da an ganz der Sache. Sie arbeitete für das Student Nonviolent Coordinating Committee (SNCC), eine Organisation von afroamerikanischen Student*innen, die gegen Rassentrennung und die Ungerechtigkeiten in den Südstaaten kämpften.1964 organisierten sie gemeinsam den "Freedom Summer", eine Kampagne, mit der so viele afroamerikanische Wähler*innen wie möglich in Mississippi registriert werden sollten.
Die Bürgerrechtler*innen gründeten in diesem Sommer auch Freedom Schools, Freedom Libraries, Freedom Clinics, Gemeindezentren und ähnliches. Viele Schwarze bekamen zu dieser Zeit das erste Mal eine Vorstellung davon, wie ein freies und gleichberechtigtes Leben aussehen könnte.
2014 erschien der Film Freedom Summer, der genau diese Zeit dokumentiert:
Hamer war außerdem Mitbegründerin des National Women's Political Caucus, einer Organisation, die dabei half, diejenigen Frauen - und zwar aller Rassen - zu rekrutieren, auszubilden und zu unterstützen, die eine Wahl in ein Regierungsamt anstrebten.
1964 gründete Fannie Lou Hammer dann gemeinsam mit anderen Aktivist*innen die Mississippi Freedom Democratic Party.
Sie sahen sich als Gegenpol zur Mississippi Democratic Party, die eben nur weißen Menschen politische Partizipation erlaubte. Als stellvertretende Parteivorsitzende sprach Hamer bei der Democratic National Convention, dem Parteitag der Demokraten, und erzählte von den Ungerechtigkeiten, die sie und ihre Mitstreiter*innen im Kampf um Gleichberechtigung erlebten.
"Is this America? Land of the free and home of the brave where we have to sleep with our telephones off the hook, because our lives are threatened daily because we want to live as decent human beings in America?" - Fannie Lou Hamer
Hamer und viele ihrer Mitstreiter*innen verloren aufgrund ihres Kampfs um Gleichberechtigung ihren Arbeitsplatz, wurden festgenommen, bedroht, geschlagen und beschossen. Der Kampf für mehr Rechte war kräftezehrend, oft aussichtslos und ging sehr zu Lasten der körperlichen und mentalen Gesundheit. In diesem Zusammenhang entstand auch Hamers berühmtes Zitat "All my life I've been sick and tired. Now I'm sick and tired of being sick and tired."
Trotzdem gab Fannie Lou Hamer nie auf. Im Gegenteil: Sie wurde für ihre Widerstandsfähigkeit und ihren hoffnungsvollen und gläubigen Geist bewundert.
Später wurde sie Mitglied der ersten integrierten Delegation von Mississippi und wurde die erste Afroamerikanerin und die erste Frau aus Mississippi, die als offizielle Delegierte auf einem nationalen Parteitag fungierte. Sie war ein ganz wichtiger Teil der Bürgerrechtsbewegung in den USA und erhielt bis zu ihrem Tod 1977 viele Ehrungen. 1993 wurde sie in die National Women's Hall of Fame aufgenommen.
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