Jan Gerdes und Karin Mück haben das Butenland gegründet: einen Lebenshof für Tiere, die vorgeschädigt, überzüchtet und krank sind.
Auf ihrem Hof haben inzwischen Rinder, Schweine, Hühner, Enten, Gänse, Pferde, Hunde, Katzen und Kaninchen ein neues Zuhause in Freiheit und Frieden gefunden.
Karin Mück vom Hof Butenland
Das Interview zum Nachhören
Jan Gerdes übernahm den konventionellen Milchbauernhof von seinem Vater und stellte damals auf Bio um. Er hatte die Intention, den Tieren ein besseres Leben zu ermöglichen:
"Er [Jan] hatte damals gedacht "Ich stell auf Bio um, weil es dann den Tieren besser geht" und hat dann aber nach Jahren festgestellt, dass das leider nicht so ist. Weil Bio unterscheidet von konventioneller Haltung ja eigentlich nur besseres Futter für die Tiere, aber die Haltungsbedingungen verändern sich nicht [...]." – Karin Mück
An diesem Punkt der Einsicht angekommen, wollten Jan und Karin eigentlich alles hinschmeißen und den Hof verkaufen. Spontan kam aber die Idee, das Butenland zu behalten und die Tiere einfach dort leben zu lassen.
Heute haben die beiden eine Herde von 40 Rindern die sich auf 20 Hektar frei bewegen können. Lässt man den Tieren Freiheit, kann man beobachten, dass Rinder bis zu 13 km am Tag laufen, wie Freundschaften unter den Tieren entstehen und wie sie trauern, wenn der*die beste*r Freund*in stirbt.
Haustiere und Nutztiere
Unser Verhältnis zu Tieren ist sehr paradox, sagt Karin. Die einen Tiere sind niedlich, werden von uns beschützt und die Vorstellung, dass man sie aufessen könnte, ist schrecklich. Gleichzeitig gibt es aber auch noch die sogenannten Nutztiere, die anonym bleiben und komplett ausgeblendet werden.
"Ich denke das hat damit zu tun, dass wir diese Tiere gar nicht kennen, sie sind ja auch weggesperrt, die sogenannten Nutztiere. Die sieht man nicht [...]. Man hat auch einfach keinen Bezug zu diesen Tieren und das ist ja auch gewollt." – Karin Mück
Angebliche Lösungsansätze wie Tierwohllabel hält Karin für schizophren und verlogen
Wir sollten diese Tiere stattdessen einfach mal in Ruhe lassen und unser Essverhalten verändern. Auf lange Sicht gesehen geht Karin aber sowieso davon aus, dass sich das System dieser Tierhaltung von selbst abschaffen wird.
Als Beispiele nennt sie den brennenden Regenwald, der für den Soja-Anbau für Tierfutter abgeholzt wird, die aktuelle Corona-Pandemie, die ursächlich von Wildtieren übertragen wurde, die Vogelgrippe in Deutschland, die Schweinepest an der polnischen Grenze und multiresistente Keime, die aus Ställen kommen.
"Das müssen die Menschen, denen die Tiere bislang egal sind, mit in ihre Überlegungen einbeziehen. Wenn ihnen die Tiere egal sind, sollte ihnen zumindest die Umwelt und die eigene Gesundheit nicht egal sein." – Karin Mück
"Butenland" im Kino
Ab 6. Februar lief die Doku "Butenland" in den deutschen Kinos. Der Filmemacher Marc Pierschel hat Jan und Karin fast zwei Jahre lang filmisch begleitet und war dabei sehr zurückhaltend. Am Ende ist der Film ziemlich persönlich geworden:
"Er [Marc Pierschel] hat einfach Momente eingefangen, hier mit den Tieren. Es waren schöne Momente, es waren auch traurige Momente. Weil ein Lebenshof ist ja nicht Bullerbü [...] sondern ein Leben, wo man Tiere aufnimmt, [...] die wir eigentlich nur noch eine kurze Zeit begleiten." – Karin Mück
Außerdem geht es um die Geschichte von Jan, einem ehemaligen Milchbauern und um die von Karin, die in jungen Jahren radikale Tierschützerin war und deswegen im Gefängnis saß.
"Das war 'ne schöne Geschichte von zwei Menschen, die so unterschiedliche Lebenswege gegangen sind und sich dann nachher gefunden haben um ein gemeinsames Ding zu machen." – Karin Mück
Hilfe für die Tiere auf dem Hof Butenland
Jede*r kann in seinem*ihrem Rahmen eine Patenschaft für ein Tier übernehmen - den monatlichen oder jährlichen Beitrag kann jede*r selbst bestimmen. Auf ihrer Website werden die einzelnen Tiere mit ihrer Geschichte vorgestellt.
"Sie [die Tiere] werden aus der Anonymität herausgenommen, in dem Moment wo sie hier sind. Sie bekommen einen Namen und sie haben das erste Mal in ihrem Leben, dass sie Sonne erleben, Wind erleben, dass sie eine Freundschaft erleben. [...] sie sind ein Mahnmal für uns." – Karin Mück
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