Von den alten Ägypter*innen und Pythagoras bis heute
Von Viktoria Molnar
"Vegane Ernährung ist nur eine Modeerscheinung." Nicht so ganz, denn die Geschichte des Veganismus geht tatsächlich viel weiter zurück.
Veganismus schon im alten Ägypten
"Das Schwein ist ja jetzt eh schon tot", "Vegan schmeckt nicht" oder "Ich glaube ich hab noch nie was Veganes gegessen." Ach ja, der Veganismus und seine Vorurteile. Wer vegan ist/isst, der muss sich oftmals erklären - in hitzigen Debatten, die teilweise sehr persönlich werden. Trotzdem sind mittlerweile über 1,5 Millionen Menschen in Deutschland laut der Allensbacher Markt- und Werbeträger-Analyse vegan. Rund 170.000 Personen mehr als im Jahr 2021. Doch die Veganer*innen bilden bis heute eine Randgruppe und das, obwohl das Konzept des Veganismus gar nicht mal so neu ist: Ein Forscher*innenteam aus Frankreich fand heraus, dass sich bereits die alten Ägypter*innen, circa 3500 Jahre vor Christus überwiegend von Gemüse und Getreide ernährten.
Im antiken Griechenland hingegen verzichteten die Orphiker*innen schon im sechsten Jahrhundert vor Christus komplett auf tierische Produkte.
Ihrer religiösen Ansicht nach konnte man sich mittels Askese und Reinigung des Körpers - sprich dem Verzicht von Eiern, Fleisch und Wolle - aus dem ewigen Kreis der Wiedergeburt lösen. Für sie, die das Leben auf Erden als Leid betrachteten, ähnlich den Buddhist*innen, galt dies als Erfüllung.
Pythagoras war strenger Vegetarier
Als die Enthaltung vom Beseelten ging die Haltung eines ganz frühen Vegetariers und vermutlich auch Veganers in die Geschichte ein: Der Mathematiker und Philosoph Pythagoras war ähnlich den Orphikern von Seelenwanderung und Wiedergeburt überzeugt und so lebte er nach dem Prinzip der Enthaltung ein streng vegetarisches Leben. Ihm ging es aber weder um das Tierwohl noch den Klimawandel - er glaubte schlicht, dass Menschen als Tiere wiedergeboren werden könnten. Das Motto: Alles, was der Mensch den Tieren antut, kommt auf den Menschen zurück.
Mit dem Ende der Antike schien auch der Veganismus von der Bildfläche verschwunden.
Im Mittelalter wurde kaum auf tierische Produkte verzichtet. Nur wenige Mönchsgemeinschaften wie die Benediktiner und Zisterzienser ernährten sich aus Glaubensgründen teilweise vegan. Auch Leonardo da Vinci ernährte sich fleischlos, jedoch nicht vegan.
Die Geschichte des Veganismus
Von alten Ägypter*innen und Pythagoras bis heute
Die Vegan Society
So richtig ins Rollen kam die Idee des Veganismus, wie wir ihn heute kennen, erst wieder mit der Gründung der Vegan Society in Großbritannien im Jahr 1944. Der Gründer Donald Watson hatte als Kind viel Zeit auf dem Bauernhof seines Onkels verbracht. Im Alter von 14 Jahren sah er, wie ein Schwein geschlachtet wurde und kam zum Schluss: "Dieser scheinbar idyllische Bauernhof war nichts anderes als ein Todestrakt." Mit seinem Umdenken kam auch der Wille, etwas zu ändern. Er nahm die Anfangs- und Endsilben des Begriffs Vegetarian und erfand somit den Begriff Vegan - ein Begriff, der heutzutage für eine Lebensweise steht, die immer massentauglicher zu werden scheint.
Ethische Gründe, Gesundheit und Klimaschutz als Hauptgründe
Hauptmotive hierfür sind laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung ethische Gründe, der gesundheitliche Aspekt und auch der Klimaschutz. Laut Zahlen der Universität Oxford könnten sieben Milliarden Tonnen CO2 jährlich eingespart werden, wenn sich alle Menschen vegan ernähren würden. Und trotzdem ist der Veganismus noch nicht für jeden etwas: Es braucht viel Zeit für Recherche, denn der mögliche Nährstoffmangel, vor allem des Vitamins B12s, birgt ein Problem, das nur mit ausführlicher Recherche und der Einnahme von Zusatzpräparaten gelöst werden kann.
Laut Einschätzungen des Zukunftsinstituts wird der Fleischverzehr aber stetig zurückgehen und das Marktforschungsunternehmen Polaris prognostiziert, dass bis zum Jahr 2040 veganes Fleisch 60 Prozent des Marktes ausmachen soll.
Egal, ob die Haltung Pythagoras' bei den alten Griechen, David Watsons Vegan Society in England der 1940er-Jahre oder die heutigen Diskussionen in den sozialen Medien. Der Veganismus war nie nur eine Ernährungsweise, sondern meist auch Haltung oder politisches Statement.
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