Ein Versuch, mit Attila Hildmann ins Gespräch zu kommen

Ein Versuch, mit Attila Hildmann ins Gespräch zu kommen

Der vegane Koch kommt der Weltverschwörung auf die Schliche

Jan Stremmel ist Journalist der Süddeutsche Zeitung und hat versucht, mit Hildmann ins Gespräch zu kommen. Wie gut das funktioniert hat, hat er uns im Interview erzählt.

Für alle, die nicht wissen, von wem eigentlich die Rede ist:


Attila Hildmann ist ein Koch und Unternehmer aus Berlin und wurde ursprünglich mal dafür bekannt, dass er als einer der Ersten vegane Kochbücher geschrieben hat. Er war damals quasi das Gesicht der veganen Kochbewegung. Heute ist er weniger für vegane Ernährung als für abstruse Verschwörungstheorien bekannt. Schon in der Vergangenheit hat er sich gerne aggressiv zu Themen positioniert – seit Corona ist das aber noch deutlich extremer geworden.
  • Jan Stremmel zu Gast bei egoFM
    Das Interview zum Nachhören

Jetzt kommt bei ihm so ziemlich alles zusammen: Bill Gates plant seit Jahren die Weltbevölkerung zu dezimieren, Angela Merkel hat den Lockdown organisiert, um die deutsche Wirtschaft bewusst zu schädigen und zum Schluss endet alles in der QAnon Verschwörungstheorie.

"Hildmann hat das alles quasi geschluckt und noch mal umgerührt und rausgeblasen an alle seine Follower." – Jan Stremmel

Was die QAnon Verschwörungstheorie ist, und welche Theorien im Moment noch so umher geistern kannst du hier nachlesen.

"Ich glaube wirklich dieser Mensch [Hildmann] ist einfach zu tiefst verwirrt [...] und man kann ihm öffentlich dabei zugucken, wie er immer wieder falsch abbiegt." – Jan Stremmel

So geht es im Moment vielen Leuten - bei Prominenten ist das allerdings besonders gefährlich. Immerhin erreicht Attila Hildmann mit seinen Ansichten sehr viele Menschen.

Jan hat versucht mit Atilla Hildmann in's Gespräch zu kommen

Er wollte den Koch höflich darauf aufmerksam machen, dass er Fake News und Verschwörungstheorien verbreitet und hat Hildmann ein paar seriöse Quellen geschickt, um sich zu informieren. Die Hoffnung: Vielleicht war es ja irgendwie ein Versehen, dass Attila Hildmann Verschwörungstheorien verbreitet hat und findet mit Jans Hilfe wieder raus aus dem Fake News - Dschungel.

"Ich hab' das wirklich gut gemeint, weil gerade sind so viele Menschen verwirrt. Man muss nicht noch mehr Quatsch raus posaunen." – Jan Stremmel

Aber sagen wir's mal so: Nein, ein Versehen war es nicht ... Hildldmanns Antwort war nämlich ziemlich ernüchternd. Nach 14 Minuten schrieb er "Du hast wirklich null Argumente". In dieser Zeit hat er sich vermutlich nicht mit allen Links auseinandergesetzt, die Jan ihm geschickt hatte. Fehlanzeige für jede*n, der oder die auf Interesse an Gegenargumenten und anderen Meinungen gehofft hat.

Das Experiment war also gescheitert


Und Jan hat für sich beschlossen, keine großen Influencer*innen mehr darauf aufmerksam zu machen, dass sie Fake News verbreiten. Im privaten Rahmen sieht das allerdings anders aus:

"Ich glaube da ist es wichtig, dass wir diesen Kontakt nicht abreißen lassen und dass Menschen, die gerade verwirrt sind und die Angst haben […] nicht das Gefühl bekommen, dass sie jetzt komplett verstoßen werden." – Jan Stremmel


Sorgen und Ängste sind im Moment vollkommen normal und Okay

Immerhin sind wir gerade alle in einer Situation, die neu und unsicher für uns ist. Jan empfiehlt, Anhänger*innen von Verschwörungstheorien das Gefühl zu geben, dass es okay ist, gerade Angst zu haben. Wichtig ist dann aber auch, gezielt infrage zu stellen, was hinter diesen Theorien steht, mit der Hoffnung, sie so wieder auf einen anderen Weg zu bringen.



Aber wenn jede gut gemeinte Hilfe nichts nützt, bleibt nur noch eins zu sagen:

 
"Dude, du hast auch die Verantwortung dich zu informieren und zwar vernünftig, und nicht auf irgendeinem rechts-esoterischen Quatsch-Blog." – Jan Stremmel

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