Ein Heim für Tiere

Ein Heim für Tiere

Lydia Schübel vom Tierschutzverein München im Interview

Von  Gloria Grünwald (Interview) | Max Frohberg (Artikel)
Der Lockdown war für die meisten vor allem eins - einsam. Die Isolation von anderen Menschen hat eine Lücke hinterlassen, welche viele mit einem Haustier füllen wollten.

Ein Haustier gegen die Langeweile und die Einsamkeit?

Es wurden sich also Hunde, Katzen, Vögel und andere Tiere angeschafft - doch was passiert jetzt mit ihnen? Werden sie reihenweise abgegeben oder kümmern sich die Halter*innen weiterhin um sie? Worauf muss man denn auch genau achten, wenn man sich ein Haustier zulegt? All diese Fragen hat uns Lydia Schübel, Abteilungsleiterin der Tierschutzinspektion des Tierschutzvereins München, im Interview mit egoFM Gloria beantwortet.
  • Lydia Schübel vom Tierschutzverein München im Interview


Tierschutz

Der Tierschutzverein München ist einer der größten gemeinnützigen Vereine seiner Art. Mitinbegriffen sind ein Tierheim, eine Wildtierauffangstation und eine Tierarztstation, welche vom Verein finanziert und aufrechterhalten werden. Lydia Schübel leitet dabei die sogenannte Tierschutzinspektion innerhalb des Vereins, welche sich vor allem um den Außendienst kümmert. Dies umfasst kleinere Arbeiten wie das Fahren der Tiere zum Tierarzt oder der Tierärztin oder das Einsammeln von Fundtieren. Auch größere Aktionen sind jedoch an der Tagesordnung.
"Wir machen zum Beispiel auch Wildtierrettungen, also verletzte Schwäne oder Enten, die auf einem Balkon gebrütet haben. Wir gehen auch mit Polizei und Veterinäramt in 'Messi-Wohnungen' und holen da Tiere raus und decken illegalen Welpenhandel auf." - Lydia Schübel

Diese Tätigkeit umfasst auch das Nachgehen bei Beschwerden. Solltest du also beobachten, dass in deinem Umfeld ein*e Tierhalter*in nicht gut mit seinem*ihren Tier umgeht, ist die Tierschutzinspektion ein Ansprechpartner. Diese verfolgen dann den Fall, setzen sich mit dem*der Halter*in auseinander und beschlagnahmen das Tier im schlimmsten Fall. Auch ausgesetzte Tiere können bei der Inspektion gemeldet werden.

Dabei sollte die Anschaffung eines Tieres immer gut durchdacht sein.


Hunde und Katzen leben zum Beispiel zwischen 15 und 20 Jahren, was man sich schon bei der Anschaffung gut überlegen muss. Auch Faktoren wie, ob du eine Ersatzperson hast, die sich im Notfall um das Tier kümmern kann oder ob du die finanziellen und örtlichen Mittel hast, das Tier artgerecht zu versorgen, spielen eine Rolle. Gerade bei Hunden ist es extrem wichtig, der Hunderasse gewachsen zu sein, da diese sich in körperlichen wie charakterlichen Eigenschaften unterscheiden. Eine Bulldogge braucht nun mal eine andere physische Kraft an der Leine als ein Chihuahua und für einen gesunden English Pointer ist es zum Beispiel Quälerei, ihn sowohl körperlich als auch geistig nicht zu fordern und als Couchkissen zu halten.

Und wo bekomme ich das Tier her?

Gerade bei Hunden tun sich verschiedene Möglichkeiten auf. Die Naheliegendste wäre, ein Tier aus dem Tierheim zu adoptieren. Dies stellte sich jedoch in letzter Zeit als eher schwierig heraus.
"Wir hatten es tatsächlich während der Coronazeit, dass wir so viele Anzeigen hatten, dass wir dem gar nicht mehr gerecht werden konnten. Alles, was wir noch da hatten waren schwierige, aggressive Hunde, die natürlich nicht für Anfänger geeignet sind." - Lydia Schübel

Dabei achten die Verantwortlichen jedoch auch genau darauf, wem sie das Tier mitgeben. Gerade bei der Motivation der Halter*innen wurde genau hingeschaut, damit diese nicht nach der Pandemie wieder zurückgegeben werden.
"Manche, mit denen wir geredet haben, waren mit ihren Kindern überfordert und dachten sich, ok, dann holen wir uns jetzt einen Hund, damit die Kinder was zum Spielen haben und die Eltern ihre Ruhe haben. Das geht natürlich gar nicht." - Lydia Schübel

Diese Vorgehensweise wird auch in den meisten Tierhandlungen praktiziert, bei welchen ebenfalls ein Aufwärtstrend in der Nachfrage zu beobachten war. Die Zahl der vom Tierheim vermittelten und zurückgegebenen Tiere ist dabei jedoch konstant geblieben. Obwohl zwar viele Abgabetiere verzeichnet wurden, kann man auch in diesem Bereich nicht davon sprechen, dass es sich gegenüber den Vorjahren stark verändert hätte. Was jedoch auffällt, ist, dass deutlich mehr Tiere ausgesetzt wurden, was wohl dann doch als Folge des Lockdowns verzeichnet werden kann.

Eine weitere Möglichkeit zur Beschaffung ist die Hundezucht.


Bevor du dich für ein Tier von Züchter*innen entscheidest, solltest du dir zunächst noch einmal überlegen, ob dein zukünftiger, flauschiger Wegbegleiter nicht doch in der Nähe in einem Tierheim auf dich wartet.

Wichtig ist es jedoch, sich gut mit dem*der Züchter*in auseinanderzusetzen. Dem*der Züchter*in liegen seine*ihre eigenen Tiere am Herzen, weswegen auch dort erst mal viel nachgefragt werden sollte, bevor man einen Hund bekommt.
"Ein guter Züchter will genau wissen wo der Hund hinkommt. Der will Fotos sehen, will wissen wie man arbeitet. Meistens wollen sie, dass man den Hund schon ab der fünften bis achten Woche besucht und ihn kennenlernt." - Lydia Schübel

Darin unterscheidet sich die Vorgehensweise zu unseriösen Züchter*innen, welche die Welpen teilweise illegal handeln. Die Einfuhr der Tiere ist nämlich nach wie vor legal, solange eine Tollwutimpfung vorliegt. Meistens wird behauptet, dass die Tiere für einen Freund, eine Freundin besorgt wurden, welche sie dann doch nicht wollte und sie deswegen nun verkauft werden.
"Wir brauchen eine viel strengere Gesetzeslage. Selbst wenn die Welpen beschlagnahmt werden, dürfen die Händler sie nach Absitzen der Tollwutquarantäne und Übernahme der entstandenen Kosten einfach wieder mitnehmen." - Lydia Schübel

Dabei wird zwar nicht offen raus gesagt, dass die Welpen weiterverkauft werden, die Realität spricht jedoch für sich. Es mag zwar hart sein, man darf sich in dem Punkt jedoch auch nicht zu einem Mitleidskauf hinreißen lassen, um die Hunde aus dem schlechten, kriminellen Umfeld herauszuholen. Denn das Geld landet bei denjenigen, welche die Verantwortung dafür tragen und davon ihre semilegalen Geschäfte weiterbetreiben.

Informieren statt Aussetzen

Denn das Aussetzen von Tieren ist nach wie vor ein großes Problem. Gerade Wellensittiche und andere Vogelarten haben keine Chance, in der freien Wildbahn zu überleben. Und falls sie gefunden werden, finden sie ihren Weg ins Tierheim, wo sich dann um sie gekümmert werden muss. Jedoch waren nicht nur ausgesetzte Wellensittiche zeitweise Bewohner des Heims, sondern auch ein Wolf und ein prominenter Gast - der Affe von Justin Bieber. Der Popstar musste ihn bei seiner Einreise auf Tournee am Zoll abgeben und so fand "Mally" ein provisorisches Zuhause in München.

Es braucht jedoch keinen berühmten Affen, um darauf aufmerksam zu machen, dass wir alle etwas für den Tierschutz tun können.


"Es ist wichtig, dass man ein bisschen auf seine Ernährung achtet, schaut, wo man sein Fleisch herbekommt. Außerdem kann man die Augen offen halten, schauen, was so in seiner Umgebung passiert." - Lydia Schübel

Das wichtigste ist jedoch sich darüber im Klaren zu sein das Tiere fühlende, lebende Wesen sind die mit dem nötigen Respekt und Fürsorge behandelt werden müssen.





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