Der Psychologe Florian Schmid-Höhne gibt Burn-out-Coachings am Meer. Über seine eigene Beziehung zu den Wellen und welche Rolle diese bei den Coachings spielen, redet er im Interview mit egoFM Dominik.
Wie ist das, sich ausgebrannt zu fühlen?
Wenn einem alles plötzlich sehr schwer vorkommt? Die Besucher*innen der Coachings von Florian Schmid-Höhne haben genau das erlebt. Der studierte Psychologe bietet in seinem Coaching Hilfe und Besserung an. Mit dem Unterschied, dass er nicht mit seinem Klientel in einem Klinikraum sitzt, sondern am Meer. Er selbst wuchs zum Teil auf Teneriffa auf und war darüber schon früh in Berührung mit dem Ozean. Während seines Studiums in München spürte er vermehrt, dass ihm in der Stadt dieses Gefühl von Weite und durchatmen fehlte. Gut nachvollziehbar - wer von uns saß während des letzten Lockdowns nicht zuhause und fühlte sich irgendwie eingeengt?
"Mir hat da vor allem die Weite gefehlt. Es waren gerade in der Stadt selber, dann diese Gassen, wo man nur auf die nächste Häuserwand schaut. Ich bin dann immer an Wiesen oder Flächen geflüchtet um dieses Gefühl von Weite zu haben." - Florian Schmid-Höhne
Über dieses spürbare Vermissen des Meeres fasste er den Entschluss, zuerst seine Diplomarbeit und danach ein Buch über dieses Thema zu schreiben. In seiner wissenschaftlichen Arbeit befasste er sich damit, wie genau wir das Meer wahrnehmen. Bei den meisten ruft es ein positives Bild hervor, da wir uns an eventuelle Strandurlaube als Kinder zurückversetzt fühlen. Auch aus tiefenpsychologischer Sicht kann das Meer eine beruhigende Wirkung haben, da uns das rhythmische Rauschen der Wellen an das Geräusch des Herzschlags im Mutterleib erinnern kann.
Burn-out-Coach Florian Schmid–Höhne im Interview
Über die heilende Wirkung des Meeres
"Der Effekt des Meeres ist schon beim Erstgespräch zu bemerken"
Schon beim ersten Gespräch des Coachings, welche entweder auf Sylt oder in Portugal stattfinden, bemerkt man den Einfluss der Natur. Sich während eines Strandspaziergangs zu Unterhalten macht es für die meisten Leute einfacher sich zu öffnen, als in einem Seminarraum. Grundsätzlich geht es dem Coach erstmal um Entspannung und das Hinführen zur bewussten Wahrnehmung der Umwelt. Anfänglich liegt der Fokus eher noch auf der eigenen Situation und Problemen. Erst nach und nach kann man beobachten, dass die Patient*innen wieder anfangen mit ihren Sinnen zu arbeiten und das Meer ganz bewusst zu riechen, schmecken und zu fühlen. Das passiert auch ganz gezielt über Wahrnehmungslenkungsübungen, wie sich jeden Morgen an den Strand zu stellen und ganz bewusst zu versuchen jeden einzelnen Sinn nacheinander zu benutzen. Jeder Person, die in nächster Zeit ans Wasser kommt, sei es ans Herz gelegt dies auch gerne für sich selber mal auszuprobieren – such dir dafür jedoch besser einen etwas ruhigeren Strandabschnitt aus.
Die Wahl des Meeres spielt für Florian eher eine untergeordnete Rolle.
Hauptsache wild. Die Gewalt der Wellen sollte spürbar sein, da dies einen gewissen Energieeffekt mit sich bringen kann. Die Mischung aus ständiger Bewegung und gleichzeitiger Beruhigung regt zum Reflektieren und Nachdenken an, ohne dabei zu anstrengend zu werden. Die klippenartigen Steilküsten Portugals sind dabei ideal dafür, sich im wahrsten Sinne des Wortes einen Überblick zu verschaffen und Dinge neu zu ordnen.
"Online-Konzept? Habe ich mir nicht mal eine Minute überlegt." - Florian Schmid-Höhne
Durch die Pandemie mussten natürlich auch die Coachings eine Zeit lang pausieren.
Ein Online-Konzept war jedoch keine Option, da der entscheidende Faktor der Umgebung, um den das Coaching aufgebaut ist, dadurch zu Nichte gemacht werden würde. Gerade die Folgen des Lockdowns sind jedoch besonders spürbar. Der Drang nach Befreiung und der Effekt, den es auf die Menschen hat, wieder am Meer zu stehen, ist stärker als je zuvor wahrnehmbar.
Vielleicht ist es vor allem das, wofür das Meer in uns steht: Freiheit.
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