Dass sie notwendig ist, steht außer Frage - die Energiewende. Wir haben Konzepte gesammelt, an denen sich ein Beispiel genommen werden kann. Sieht so unsere Zukunft was Energie angeht aus?
Klimaschutz rund um die Welt
Die Klimaerwärmung ist ein globales Problem: Um unsere Erde noch retten zu können, müssen alle Staaten gemeinsam an einem Strang ziehen. Ein Versuch hierfür ist das Pariser Klimaabkommen: Einmal soll die Erderwärmung unter 2 Grad sinken (fallen klingt hier komisch) noch besser unter 1,5 Grad und die Fähigkeit zur Anpassung an den Klimawandel soll gestärkt werden. Manche Länder sind hier etwas kreativer und aktiver als andere, welche das sind, erfährst du hier:Arganbäume in Marokko
Marokko: Das Land, welches im Klimaschutz besser abschneidet, als die meisten Schwellenländer und europäischen Staaten - es liegt immerhin ganze dreizehn Plätze vor Deutschland - investiert in Solarenergie, will Wasser wiederverwertbar machen und streicht Subventionen für Benzin und Diesel. Wieso? Weil Marokko die Folgen des Klimawandels am eigenen Leibe spürt. Und trotzdem reicht diese Klimapolitik alleine nicht aus: Die zunehmende Hitze führt zu Dürre und die wiederum führt im wahrsten Sinne des Wortes zur Verwüstung. Hier kommt der Arganbaum ins Spiel: Der wächst in Regionen, die so trocken sind, dass dort kaum etwas anderes gedeiht. Seit Jahrhunderten hält er somit die Wüste auf und versorgt Mensch und Tier mit Schatten, Feuerholz und dem Öl seiner Früchte. Dieses wird mittlerweile in die Ganze Welt exportiert. Beinahe wäre der Baum des Lebens, wie die Einheimischen ihn nennen, ausgestorben. Über Jahre hinweg wurden die Bäume wegen der Tourismusindustrie abgeholzt, die Kamele der Berber-Karawanen fielen regelmäßig über ganze Wälder her. Mittlerweile wurden Aufforstungsprogramme gestartet, eine eigene Behörde wacht über die Argan-Region, ebenso wie die Unesco. Das Beispiel Marokko zeigt, dass guter Wille allein im Klimawandel nicht ausreicht. Den Launen der Natur muss man auch mit einbrechen.
Autoverbot in Großbritannien
Das Land, das Ende des 18. Jahrhunderts die industrielle Revolution begonnen und damit übrigens auch die Verfeuerung fossiler Brennstoffe eingeleitet hat, das will auch jetzt ganz vorne mit dabei sein. Diesmal bei der grünen Revolution. In England soll ab 2030 Schluss sein mit den Verbrennungsmotoren. Umsetzen will es das mit einem Verbot für alle Neuwagen, die nicht gut sind fürs Klima. Damit setzt England die Autobranche unter Druck umzurüsten - auf Technologie, die erneuerbare Energie vorantreiben - wie beispielsweise Elektro- oder Wasserstoff betriebene Autos. Derzeit hinkt hier England beispielsweise bei der Batterieproduktion noch stark hinterher. Während in anderen europäischen Ländern Mega-Fabriken geplant werden, gibt es in Großbritannien bisher nur eine winzige Batteriefabrik. Trotzdem hat der britische Premierminister Boris Johnson große Ziele: Großbritannien werde weltweit zur "Nummer eins für grüne Technologie und Finanz", kündigte er an. Ob es die Nummer eins wird oder nicht, ist in Sachen Klimaschutz gelinde gesagt eher irrelevant, aber vielleicht ist das London von 2030 ja wirklich abgasfrei.
CO2 neutral in Bhutan
Es ist nicht nur das Land mit den glücklichsten Menschen der Welt, immerhin wird hier jährlich das Bruttonationalglück gemessen - also wie glücklich die Bhutaner*innen sind. Nein, das Land ist auch noch komplett klimaneutral. Gut, die Ausgangslage des Königreichs Bhutan ist natürlich eine ganz andere als etwa die von Deutschland. Es ist sehr klein, so groß wie Nordrhein-Westfalen etwa. Dazu hat es etwas weniger Einwohner*innen als Frankfurt am Main. Doch das Land bemüht sich auch seine Treibhausgase niedrig zu halten: Bhutan ist zu zwei Dritteln mit Wald bedeckt. Das ist sogar in der Verfassung festgeschrieben - 60 Prozent müssen es mindestens sein. Dazu hat es in dem kleinen südasiatischen Land nie große Industriestätten wie Autofabriken oder Kohlenwerke gegeben. Seinen Energiebedarf stillt Bhutan fast ausschließlich mit der eigenen Wasserkraft. Ein großer Teil des Stroms wird dann an das Nachbarland Indien verkauft. Und obwohl sich das Land so bemüht, kann man hier den Klimawandel besonders stark spüren. Die Bergspitzen sind mittlerweile grau, wo sie früher weiß waren, die Gletscher ziehen sich zurück. Vielleicht zeigt das auch, dass ein Land den Klimawandel erst spüren muss, um wirklich handeln zu wollen.
Die allgegenwärtige Alge Algen
Das Superfood der Energiewende. Die Symbiose aus Schönheit, gesunder Ernährung und wissenschaftlichem Forstschritt. Die Alge ist der Girl-Boss unter den Pflanzen. Algen vermehren sich sehr schnell, brauchen kaum Wasser und besetzen keinen Ackerboden. Aus ihren Fettanteilen wird Bio-Diesel hergestellt, aus den Kohlenhydraten Bio-Ethanol gewonnen und durch das Gären entsteht Biogas. Und: Algen können an der Hausfassade angezüchtet werden, um so den Haushalt mit Energie zu versorgen. In Deutschland gibt es bereits das Pilotprojekt "Smart Material House". Photosynthese? Cool!
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Brücken aus Baumwurzeln
Wenn man nachhaltige Materialien radikal zu Ende denkt, kommt man bei den Wurzeln an. Im literalen Sinne. Der in Indien lebende Stamm der Khalesi hat Brücken aus lebenden Wurzeln aufgebaut. Sie werden "die lebendigen Brücken" genannt und sind nicht nur eine Touristenattraktion, sondern können auch Vorbild für nachhaltige Stadtentwicklung sein. Klimaforscherin Julia Watson hat daraus ein Konzept für Großstädte entwickelt, sie sagt: "Das Leben auf der Erde basiert auf Symbiose", mit diesem Grundprinzip müsse man auch den Klimawandel behandeln."Sie könnten angebaut werden, um den Effekt städtischer Wärmeinseln zu reduzieren, indem man mit ihnen die Überdachung entlang der Straßen vergrößert – mit Wurzeln, die sich wie Traversen in die Architektur der Stadt integrieren. Im Endeffekt wird so die Unterscheidung zwischen Baum und Gebäude beseitigt." - Julia Watson
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Baumhäuser für Erwachsene
Die sogenannte Baubotanik liefert Konzepte, die die scheinbaren Widersacher Natur und Technik zu kombinieren. Energie muss nicht nur gewonnen werden, sondern möglichst auch gespeichert. Eine gute Isolierung ist die halbe Miete in Sachen Heizungsenergie. Eine Möglichkeit ist die Wärmeisolation durch Bäume. Sie wurzeln in speziellen Behältern und werden so miteinander verbunden und angeordnet, dass sie zu einer pflanzlichen Fachwerkstruktur verwachsen. Der Münchner Landschaftsarchitektur-Professor Ferdinand Ludwig hat an den Hybridhäusern mitentwickelt."Wir bauen keinen Ersatz für Gebäudewände. Es geht vielmehr darum, eine sekundäre Hülle um ein Gebäude zu schaffen" - Ferdinand Ludwig
CO2-Staubsauger in Island
Als kleines Land hat man es natürlich leichter, wenn es um den Klimaschutz geht - Island aber ist nicht nur gut im Schützen des Klimas, sondern auch im Retten: Das Land sieht die globale Erwärmung wortwörtlich - denn die Gletscher schmelzen. Deswegen ist Island auch besonders proaktiv, was den Versuch angeht, dem Klimawandel mit Innovationen entgegen zu wirken. Mit dem Start-Up Carbfix beispielsweise wird der Treibhausgaseffekt mehr oder weniger umgekehrt: Eine Art Staubsauger saugt das Kohlenstoffdioxid aus der Atmosphäre. Das Gas wird dann in Wasser gelöst und in die Poren von Basaltgestein gepresst. Dort verfestigt es sich und füllt somit die Löcher des Vulkangesteins. In diesem Prozess entsteht mineralisiertes CO2, zu deutsch Gestein. So kann das Kohlenstoffdioxid aus der Luft gefiltert und dauerhaft eingelagert werden. Zwar braucht man für diese Technik viel Wasser und eine besondere Bodenbeschaffenheit. Doch was zählt ist der Ansatz. Mit weiterer Forschung könnte der CO2-Staubsauger einen wichtigen Teil zur Rettung unserer Erde beisteuern.
Terra Preta
Indigene Kulturen in Südamerika haben schon vor langer Zeit Kohle in den Boden eingearbeitet und so CO2 langfristig im Boden zu speichern. Die Kohle-Erde ist nicht nur klimafreundlich, sondern auch extrem fruchtbar. Und: du kannst sie selbst herstellen. Der Tierpark Berlin ist gerade dabei, auf Terra Preta umzusteigen. Vielleicht ist dein Garten ja der nächste.Verkehrsfreie Städte
Gut, das Konzept ist vielleicht nicht ganz so aufregend. Aber alt bewährt und in Deutschland bei Weitem noch nicht umgesetzt. Ein Blick nach Dänemark lohnt. Das Stichwort ist: Fahrradfahren. Genauer gesagt Fahrradfahren erleichtern. In Dänemark haben Fahrradfahrer*innen nicht nur Vorfahrt, es gibt auch zweispurige Fahrradwege, die überholen und Tempohalten erleichtern. Gerade fahren in Kopenhagen 50% der Einwohner*innen mit dem Fahrrad zur Arbeit. Das spart sage und schreibe 90.000 Tonnen CO2 Emissionen pro Jahr.CO2 Steuer in Schweden
Ein Land oben im Norden Europas hat das geschafft, was für alle Länder als Ziel einer ökologischen Wirtschaft gelten sollte: Schweden hat das Wirtschaftswachstum von den CO2-Emissionen entkoppelt. Bedeutet: Produzieren zu können, ohne, dass die Umwelt die Kosten dafür tragen muss. Wie Schweden das umgesetzt hat? Mit einer Steuer auf jede Tonne Abgas, die in die Luft gepustet wird. Hierfür zahlen die Schwed*innen derzeit 115 Euro. Und das seit 1991 im Zuge ihrer Steuerreform. So will das Land bis 2045 Klimaneutral werden, ganze fünf Jahre früher, als es die Pläne der Europäischen Union vorsehen. Die Steuerpolitik der schwedischen Regierung versteht es also Steuern so einzusetzen, dass Umwelt und Klima geschont werden: 2016 hat sie beispielsweise die Mehrwertsteuern auf Reparaturen von Elektrogeräten, Fahrrädern und Kleidungsstücken gesenkt. Und damit gezielt Anreize für ein nachhaltigeres Haushalten gesetzt - da können sich andere Länder ruhig ein Stückchen von abschneiden.
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