Von Schnelllesen bis Speed Watching

Einerseits ist zwar immer wieder die Rede von Entschleunigung: Yoga erfährt einen neuen Hype und vor kurzem erschien auf Netflix sogar eine Meditationsserie. Andererseits steigt (gefühlt) aber auch einfach ständig der Druck, sich selbst zu optimieren und möglichst effektiv zu sein. Wir wollen nahezu überall Zeit einsparen und bemühen uns, sogar Freizeitbeschäftigungen möglichst effizient zu gestalten. 

Hier kommen ein paar Tools, mit denen du dein Leben bald in doppelter Geschwindigkeit genießen kannst - ob du das super nützlich oder ganz schlimm und unnötig findest, kannst du danach immer noch selbst entscheiden.

Websites und PDFs (schneller) vorlesen lassen

Online lassen sich jede Menge Angebote finden, um sich PDF-Dateien vorlesen zu lassen. Das funktioniert dann unter "Laut vorlesen" oder "Sprachausgabe". 

Nicht nur, dass du dabei theoretisch noch etwas anderes nebenher erledigen kannst - du kannst das Ganze auch in erhöhter Geschwindigkeit nutzen. Mit der Zeit sollte sich dein Gehirn auch an das schnellere Tempo gewöhnen, denn Informationsverarbeitung ist auch Übungssache. Menschen mit Sehbehinderung lassen Geschriebenes oft in so extremer Geschwindigkeit vorlesen, dass sehende Menschen meistens erstmal gar nichts verstehen.

Medien in höherer Geschwindigkeit abspielen

Auch bei Serien, Filmen, Podcasts, Hörbüchern und Co. gibt es die Möglichkeit, auf 1,2-fache, 1,5-fache oder sogar doppelte Geschwindigkeit zu erhöhen. Auch hier gilt: Wenn das Tempo in kleinen Schritten erhöht wird, gewöhnt sich das Gehirn daran und die Fähigkeit, das Gehörte und Gesehene zu verarbeiten, wird trainiert. 

Bei Apple Podcasts hast du zum Beispiel die Möglichkeit, in 1,5-facher oder doppelter Geschwindigkeit abzuspielen, indem du auf das "1x"-Symbol tippst, bei Spotify kann die Wiedergabegeschwindigkeit von Podcasts auf diese Weise sogar bis zur dreifachen Geschwindigkeit erhöht werden. Aber auch Filme, Serien und Videos kannst du schneller abspielen lassen - die Rede ist von Speed Watching.

Bei YouTube-Videos kannst du unter "Einstellungen" die Wiedergabegeschwindigkeit auf das doppelte Tempo erhöhen. Und bei Netflix kannst du Serien und Filme bis zu 1,5-fach schneller wiedergeben - zumindest auf Computern und in den neuesten Versionen der Netflix-Mobil-App auf Android- und iOS-Geräten.

Buchzusammenfassungen

Wenn aber selbst das Anhören von Büchern und wissenschaftlichen Texten (in erhöhter Geschwindigkeit) zu viel Zeit in Anspruch nimmt, gibt es auch die Möglichkeit, sich direkt nur mit den Kernaussagen eines Werkes zu befassen. Dafür gibt es verschiedene Websites und Apps, die Audio- und Textzusammenfassungen anbieten. 

Die bekannteste App ist vermutlich Blinkist, aber auch getAbstract, Soundview, 12min oder Sipreads haben ähnliche Angebotsmodelle. 

Das ist wahrscheinlich in jedem Fall praktisch, um sich einen ersten Eindruck des Buches zu machen - ob es wirklich die Erfahrung ersetzen kann, ein Werk tatsächlich zu lesen und im besten Fall eigene Gedanken dazu zu entwickeln, ist aber eine andere Sache.

Schnelllese-Technik

Auch wenn du nicht darauf verzichten willst, etwas selbst zu lesen, kannst du Zeit sparen: Und zwar mit der Schnelllese-Technik. Beim Schnelllesen geht es darum, überdurchschnittlich schnell zu lesen, aber trotzdem den Inhalt zu begreifen. 

Durchschnittlich lesen geübte Leser*innen ohne Schnelllese-Technik um die 200-300 Worte pro Minute. Erfahrene Schnellleser*innen schaffen es 8.000 bis 1.500 Wörter in der Minute zu lesen, ohne dass das Textverständnis darunter leidet. Hier kannst du deine Lesegeschwindigkeit testen.

Ein wichtiger Punkt der Schnelllese-Technik ist es, das gedankliche Mitsprechen (Subvokalisierung) wegzulassen. Außerdem sollte man sich abgewöhnen, während des Lesens oft zurückzuspringen (Regression), weil man vielleicht etwas nicht verstanden hat - vieles ergibt sich beim Weiterlesen aus dem Zusammenhang. Ein weiterer, wichtiger Teil beim Schnelllesen ist außerdem das Lesen in Sinngruppen. Dabei werden Wörter mit gemeinsamen Sinn als Gruppe wahrgenommen und nicht strikt Wort-für-Wort gelesen.

Kritiker*innen des Schnelllesens sind übrigens unter anderem der Meinung, dass Texte weniger exakt aufgenommen werden und die Zeit fehlt, Sätze wirklich zu verstehen. Aber probier's am besten einfach selbst mal aus, online findest du dazu viele Tipps und Übungen. 

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Wenn wir dann gelernt haben, schnell zu lesen, schnell zu hören und vor allem schnell zu verstehen, bleibt eigentlich nur noch eins: Schnell sprechen.

Dann kannst du die Zungenbrecher vielleicht auch bald so runterrattern wie dieser Herr hier: 


Und wenn dich die Leute dann noch verstehen, weil sie eh schon alles in doppelter Geschwindigkeit abspielen, können wir uns alle eine Menge Zeit sparen.