Wie fair ist der Kaffee im Unternehmen? Wie fair sind die Arbeitsbedingungen beim Onlineshop fürs Büromaterial? All das und viel mehr ist Thema der Lieferketten.
Lieferketten - ein Universum für sich
Wir geben es zu: Das Thema Lieferketten hat uns anfangs dezent erschlagen. Wo fängt man bei diesem Thema an - wo hört man wieder auf? Während es bei der Wahl des Unternehmenskaffees noch (vermeintlich) einfach ist, im Supermarkt auf das Fair Trade- und Bio-Zeichen zu achten, hört es dann auch schon fast auf, unkompliziert zu sein. Bei diesem Thema kommt man nämlich recht schnell vom Hundertsten ins Tausende. Nehmen wir das Beispiel Büromaterial - das bestellen wir. Im Zuge der Lieferketten müssten wir uns theoretisch nur Gedanken machen, aus welchen Materialien der Krams besteht, unter welchen Bedingungen er hergestellt wird, wie dieser wiederum an das Unternehmen geliefert wird, das uns beliefert, wie deren Mitarbeiter*innen behandelt werden, wie das ganze Zeit verpackt wird und wie es schließlich zu uns kommt. Theoretisch.Wir haben Alexander Rossner, den Vorstand des Gemeinwohlökonomie Bayern e.V., um Rat gebeten. Dieser beruhigt und ermuntert uns, sich da nicht verrückt machen zu lassen.
Du musst nicht alles gleich perfekt machen
Eigentlich ein Tipp, den wir auf unser ganzen Leben anwenden sollten, wenn es darum geht, etwas in Angriff zu nehmen. Kleine Schritte machen genauso einen Weg nach vorne und die Hauptsache ist, sich nicht selbst zu überfordern - um letztlich nicht einfach alles hinzuschmeißen.Überhaupt sagt Alexander, dass der Druck im Rahmen der Nachhaltigkeit auf Privatpersonen (oder in diesem Fall einem privaten Unternehmen) viel zu groß ist. Dieses Problem dürfte der*die ein*e oder andere kennen, die sich im Privaten bereits so nachhaltig wie möglich verhält. Also zum Beispiel extrem darauf achtet, wenig Müll zu produzieren. Oder sich vegan zu ernähren. Oder oder oder oder. Dann kommen nämlich schnell Fragen von anderen: "Okay, du kaufst verpackungsfrei, aber fliegst trotzdem mit dem Flugzeug in den Urlaub?" oder "Wow, du ernährst dich vegan, aber trinkst deinen Coffee to Go echt aus einem Wegwerfbecher???? Was für ein Monster bist du denn bitte?" Die Crux ist: Jede Privatperson, die schon mal etwas gen Nachhaltigkeit macht, ist ein Erfolg. Müsste jede Person, die sich für die Lösung der Klimakatastrophe interessiert, alles perfekt machen, würde am Ende nämlich viel weniger gemacht werden. Also: Eine Masse an Menschen, die ein paar Sachen machen, ist besser als eine verschwindend geringe Menge, die alles perfekt macht.
Eigentlich sollte sich die Politik darum kümmern
Alexander beschreibt uns das in etwa so: Wenn die Straßen in deiner Stadt scheiße sind, würde niemand zu dir kommen um sich zu beschweren, warum du dieses Problem nicht angehst. Auch wenn du selbst diese Straßen oft benutzt. Die Aufgabe, eine nachhaltigere Zukunft anzustreben, lastet gefühlt auf einzelnen Menschen, die sich dafür interessieren. Es sollte aber in der Hand der Politiker*innen liegen dafür zu sorgen, dass Konsument*innen gar nicht erst unfair produzierten Kaffee oder vielfach verpackte Sachen kaufen können."Nachhaltigkeit wird [in den Köpfen der Menschen] sofort privatisiert, obwohl es eigentlich ein Staatsziel sein sollte." - Alexander Rossner
So, aber nun trotzdem zu unserem Problem: Wo anfangen bei den Lieferketten?
Der allererste Schritt ist laut Alexander: sich Lieferketten einfach mal bewusst zu machen. Welche Dienste nehmen wir in Anspruch? Welche Arbeiter*innen im Hintergrund nehmen wir für selbstverständlich? Wer beliefert uns direkt? Für welches Unternehmen arbeiten diese Menschen und wie behandelt es seine Mitarbeiter*innen?Wir haben unsere Lieferdienste in drei Hauptkategorien unterteilt:
- Lieferunternehmen für Produkte (Büromaterial, technisches Zeug, etc. pp.)
- Lieferunternehmen für Dienstleistungen und Gegengeschäfte mit anderen Medienunternehmen (Werbepartner*innen)
- Zuliefernde für Audioinhalte (Interviewpartner*innen beziehungsweise Interviewpartner*innen, oder musikalische Inhalte)
Gerade im Falle eines großen Lieferanten kann man dies in wenigen Schritten ergoogeln - wir nennen hier keine Namen, aber sagen mal: Dieses Unternehmen, das mit A anfängt, ist nicht bekannt dafür, Mitarbeitende gut zu behandeln. Was kleine Lieferunternehmen angeht gilt
Einfach nachfragen
So machen wir das nun zumindest und haben einen Fragebogen verschickt, um Antworten zu erhalten. Darin geht es zum Beispiel um:- Soziale Indikatoren
- Wie sieht es im Unternehmen mit Gleichberechtigung aus?
- Mit Vielfalt?
- Menschenrechten?
- Welchen gesellschaftlichen Beitrag leistet das Unternehmen?
- Ökologische Indikatoren
- Regionalität: Woher kommen die Produkte?
- Wie sieht der Transport / die Transportwege aus?
- Wie viel Wasser wird verbraucht?
- Welcher Müll entsteht und wie wird dieser entsorgt?
- Wie viel Energie wird benötigt und wie wird diese bezogen?
- Qualität der Produkte und Dienstleistungen
- Gehen Gefahren vom Produkt aus?
- Werden EU-Standards eingehalten?
- Welche Zertifizierungen und Siegel hat das Unternehmen / das Produkt?
- Wie sieht es mit Langlebigkeit und Reparaturfähigkeit aus?
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