Homosexualität im Fußball

Homosexualität im Fußball

Christoph Hertzsch von den Streetboys im Interview

Von  Miriam Fischer
Die Streetboys von Team München sind Deutschlands erstes - und bisher einziges - offen schwules Fußballteam, das im offiziellen Ligabetrieb des DFB spielt.


Im Interview erzählt Christoph Hertzsch (Vorstandsmitglied und Außenverteidiger der Streetboys) warum Homosexualität im Fußball immer noch so ein großes Tabuthema ist, wie Homophobie im Frauenfußball aussieht und was er sich für die Zukunft des Fußballs wünscht.

  • Die Streetboys München
    Christoph über Homophobie im Fußball


Die Streetboys München

Die Streetboys München wollen das Thema Homosexualität im Fußball enttabuisieren.

Den Verein gibt es inzwischen seit über 25 Jahren und sie sind der erste - und bisher einzige - queere Fußballverein im offiziellen Ligabetrieb des DFB. Aktuell haben die Streetboys um die 80 Mitglieder, allerdings spielen bei ihnen auch heterosexuelle Menschen - sie alle eint in erster Linie die Liebe zum Fußball und natürlich der Kampf gegen Homophobie, Rassismus und Diskriminierung. 


Homophobie im Fußball

Homophobie ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, allerdings ist der Fußball besonders betroffen. Seit Jahren hat der Fußball mit latenter Schwulenfeindlichkeit zu kämpfen und bisher gab es keinen aktiven Profifußballer, der sich geoutet hat.

Das liegt - unter anderem - daran, dass sich der Sport durch stereotypische Männlichkeitsvorstellungen definiert und homosexuellen Männern oft ihre Männlichkeit abgesprochen wird, sagt Christoph. Als geouteter homosexueller Fußballspieler muss man sich häufig erstmal beweisen und gegen die Vorurteile, man sei schwächer oder hätte sexuelle Absichten, ankämpfen.
"Auf dem Platz findet Fußball statt und nichts Sexuelles. Das ist ja oftmals auch so diese grundlegende Angst heterosexueller Gegenspieler oder Fans, dass alles was gemacht wird, gleich einen sexuellen Hintergrund hat. Und das ist ja definitiv nicht der Fall." - Christoph 


Homophobie im Frauenfußball

Homophobie ist auch im Frauenfußball ein Problem. Allerdings zeigt sie sich anders. Die Homophobie kommt dort vor allem von Außen, wenn weiblichen Spielerinnen zum Beispiel grundsätzlich unterstellt wird, sie seien alle homosexuell. Wenn heterosexuellen Personen aufgrund von Aussehen, Verhalten oder Tätigkeiten unterstellt wird, sie seien homosexuell, ist das nämlich auch ein Zeichen der Homophobie.

Christoph spielt selbst seit sechs Jahren bei den Streetboys

In dieser Zeit hat er auf jeden Fall eine positive Entwicklung beobachten können:
"Zu Beginn meiner Karriere bei den Streetboys gab es schon öfter mal Spiele, in denen es auch Auseinandersetzungen gab [...]. Sowas passiert jetzt relativ selten in der neueren Zeit." - Christoph 


Das heißt allerdings nicht, dass sich nichts mehr ändern muss

Natürlich kann und soll es auch in Zukunft speziell queere Vereine geben, aber es muss selbstverständlich sein, dass man als homosexuelle Person überall mitspielen und trainieren kann, ohne Angst vor homophoben Äußerungen und Übergriffen haben zu müssen.

Ein wichtiger Faktor dabei ist, dass alle miteinander sprechen, sagt Christoph: 
"Es weiß ja auch nicht jeder heterosexuelle Mensch, wie sich Homophobie anfühlt oder sich äußert. Aber dann wünsche ich mir, dass sich die Verbände diese Informationen holen und sich vielleicht auch pro-aktiv bei den queeren Vereinen vor Ort oder bei anderen queeren Einrichtungen wie dem Schwulen- und Lesben Zentrum in der Stadt Informationen holen." - Christoph


Nur wenn man miteinander in Kontakt tritt und Erfahrungen von Betroffenen nutzt, um etwas zu ändern, kann der (Profi)Fußball endlich zu einem queer-freundlichen und Homophobie freien Ort werden.

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