Diese Woche dreht sich bei uns alles um das Thema Spiele. Für die richtige Expertise haben wir mit Christina Valentiner-Branth gesprochen.
Christina Valentiner-Branth rezensiert seit 1993 Gesellschaftsspiele für Kinder und Familien. Außerdem ist sie systemische Familientherapeutin und bietet Fortbildungen an Schulen, Kindergärten und therapeutischen Einrichtungen an. Sie hat uns alles zum Thema verraten, was wir wissen müssen.
Spielen ist ein angeborener Wunsch.
Schon im Bauch der Mutter spielen Babies mit der Nabelschnur und sobald sie auf der Welt sind, wird mit den eigenen Fingern oder an den Haaren der Eltern gespielt. So entdecken Kleinkinder ihre Umwelt. Im Alter von ein bis zwei Jahren folgt die sogenannte Als-ob Phase des Spielens: Der Sand im Sandkasten wird zum Kuchen und der ein Stein obendrauf zur Kirsche. Im Kindergartenalter findet dann die Rollenspielphase statt, in der spielerisch die nächste Entwicklungsstufe erkundet wird.Erst, wenn das alles passiert ist, kommt die Regelspielphase: Dabei werden erstmal die Basics wie Würfeln, Figuren bewegen, der Uhrzeigersinn erlernt. Und natürlich sich an Regeln zu halten.
"Das ist eine wichtige Phase, in der die Kinder lernen, dass sie soziale Wesen sind und dass sie sich gemeinsam auf Regeln einigen müssen" - Christina Valentiner-Branth
Gesellschaftsspiele sind immer noch im Trend.
Wer denkt, heutzutage spiele überhaupt niemand mehr im echten, analogen Leben, der irrt: Verlage von Gesellschaftsspielen verzeichnen in den letzten 20 Jahren deutliche Umsatzzuwächse. Denn gerade im Zeitalter der Digitalisierung wächst der Wunsch nach analogem Miteinander.Das Spiel als Bildungsmedium
Wenn die Kinder älter werden, werden die Spiele komplexer: Felder abzählen, strategisch denken, selbstständig Züge planen.Spiele sind für die Spielexpertin vor allem auch ein Bildungsmedium: Es werden Fähigkeiten wie Impulskontrolle, flexibles Denken oder das Arbeitsgedächtnis trainiert. Valentiner-Branth hat zum Beispiel das Kopfrechnen beim Kniffeln gelernt.
"Das Gesellschaftsspiel ist so etwas wie eine Bildungsgeheimwaffe. Bildungsbürger machen das ganz automatisch [...], aber viele Familien tun das nicht mehr, die sind fokussiert auf Bildschirm, Fernsehen und auf digitale Medien" - Christina Valentiner-Branth.
Auch wenn Gesellschaftsspiele wieder voll im Trend sind, kommt das analoge Spielen laut der Spielexpertin aber vor allem in bildungsferneren Familien oft zu kurz. Christina Valentiner-Branth verteufelt digitale Medien keineswegs, findet es aber wichtig, die Kombination aus beidem zu haben.
"In Deutschland gibt es so eine tief verwurzelte Skepsis, das etwas, was Spaß macht, nicht auch nützlich sein kann." Christina Valentiner-Branth
Sie selbst ist der Meinung, dass gerade weil es Spaß macht es einen großen Nutzen bringt. Denn beim Spielen gibt es eine intrinsische Motivation, sich anzustrengen.
Nur die Frage, welches Gesellschaftsspiel das beste ist, kann sie nicht beantworten. Immerhin kommen jedes Jahr unzählige gute Spiele auf den Markt. Aber wenn man sich an die gängigen Klassiker hält, kann man laut Christina Valentin-Branth nichts falsch machen.
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