Jamaika: Mehr als nur Reggae und Sonnenschein

Jamaika: Mehr als nur Reggae und Sonnenschein

Die Deutsch-Jamaikanische-Gesellschaft im Interview

Woran denkst du, wenn du an das Land Jamaika denkst? Reggae vielleicht, Bob Marley, Usain Bolt oder die Rastafari. Das sind meist so die ersten Assoziationen. Aber wir wollen mal noch ein bisschen tiefer einsteigen, denn natürlich gibt’s über Jamaika noch viel mehr zu sagen...

Und deswegen hat egoFM Vitus mit George und Andrea Llewellyn von der Deutsch-Jamaikanische-Gesellschaft gesprochen. Die Deutsch-Jamaikanische-Gesellschaft e.V. wurde 1976 mit dem Ziel gegründet, die Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Jamaika zu vertiefen - sowohl in den Bereichen Politik, Kultur, Wirtschaft als auch Gesellschaft. Mitglieder sind sowohl Jamaikaner*innen, Deutsche als auch Menschen aus Jamaika, die in Deutschland leben. Was George und Andrea Llewellyn besonders an Jamaika fasziniert und was sie im Umgang doch manchmal auch nervt, haben sie Vitus im Interview erzählt:
  • George und Andrea Llewellyn von der Deutsch-Jamaikanische-Gesellschaft
    Das komplette Interview zum Anhören

Out Of Many, One People

Mitglieder des gemeinnützigen Vereins Deutsch-Jamaikanische-Gesellschaft e.V. verbindet alle eine ganz besondere Faszination zu Jamaika miteinander. Sei es durch Reisen, wirtschaftliche oder wissenschaftliche Interessen. Andreas Faszination kam über die Liebe: Seit Anfang der 90er-Jahre ist sie mit George zusammen. Durch ihn hat sie angefangen, sich mehr mit Jamaika auseinanderzusetzen. Neben der wunderschönen Landschaft fasziniert sie vor allem die Vielfalt in der Bevölkerung. 
"Es ist zwar ein bisschen erzwungener Maßen passiert aufgrund der langen Kolonialhistorie. Aber daraus ist jetzt [...] schon ein sehr interessantes Volk geworden und sehr speziell." - Andrea

Es gibt also weitaus mehr zu entdecken als Sonne, Reggae und Rum - die typischen Klischees, die mit der Insel verbunden werden. Andreas Mann George lebt mittlerweile seit über 40 Jahren in Deutschland. Die Sonne gibt's auch hierzulande, meint er, was er jedoch vermisst ist das Essen.
"Kulinarik ist [Jamaika] fast unbekannt und [wird] wahrscheinlich auch nicht wahrgenommen. Da gibt's nicht so viel Creativity von den Roots von Jamaika." - George

Und in diesem Bereich kennt sich George ganz besonders gut aus - nicht nur, dass er mit dem Essen groß geworden ist - George ist auch ausgebildeter Koch. Das bekannteste Nationalgericht ist Ackee and Saltfish. Ansonsten meint er, dass aktuell Jerk Chicken der Renner sei und ebenfalls sehr authentisch für die jamaikanische Küche. Er würde sich wünschen, dass auch Sterneköche und Sterneköchinnen sich an diese Gerichte herantrauen würden und teilweise vielleicht simple Nationalgerichte aus Jamaika auf ein neues Level heben würden und damit - zumindest kulinarisch - auch anderen zeigen würden, was Jamaika nebst der Klischees noch zu bieten hat.

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Jamaika entdecken - und zwar richtig

Aber nicht nur der jamaikanischen Küche wird laut George leider viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Gerade auch Tourist*innen, die Jamaika im Urlaub besuchen, nehmen sich in seinen Augen gar nicht genug Zeit, das Land, die Leute und seine vielfältige Kultur kennenzulernen, sondern klappern nur die bekannten und einseitigen Hotspots ab. Die meisten Tourist*innen reisen oft nur wegen der Musik nach Jamaika.
"Das heißt - versteh mich nicht falsch - viel von den Bewohnern bekommen sie nicht mit. [...]  Ey, es ist nicht nur Reggae und Ganja oder was weiß ich. Ich würde mich freuen, wenn Deutschland und andere Besucher mal ein bisschen mehr von Jamaika, von dieser Seite sehen. Und das ausbreiten hier in Deutschland." - George

Also quasi so, als würden Reisende Deutschland zum Beispiel nur auf das Oktoberfest und Bier reduzieren. Das nervt dann irgendwann doch. Geroge und Andrea empfehlen allen, die einmal nach Jamaika kommen, unbedingt auch den Kontakt zu ganz normalen Menschen abseits der touristischen Hotspots zu suchen. Nur so könne man sich ein vollständiges Bild von der Insel machen. 

6. August 1962

...an diesem Tag erlangte Jamaika seine Unabhängigkeit. Dieses Jahr feiert das Land den 60. Jahrestag davon. Laut George und Andrea gibt es dazu natürlich auch ein ziemlich großes Fest mit viel Musik und Tanz und Pomp. Das steht dieses Jahr auch unter einem Motto:
"Es gibt auch ein Motto, dass sich nennt 'Reigniting A Nation For Greatness'. Also man wünscht sich einen Neustart, um die Nation aufzurichten. Überall Beflaggung, hatte uns neulich noch ein Mitglied zukommen lassen, der sich gerade in Jamaika aufhält. Aber es gab auch einige virtuelle Konferenzen, die auch schon früher im Jahr stattgefunden haben. Und da richtet sich die Regierung aber auch die Botschaften in den einzelnen Ländern an die gesamte jamaikanische Diaspora." - Andrea


Hinter dem Tag steckt also noch weit aus mehr als nur Party:

"Es ist so, dass diese große Feier, die stattfindet, so einer Einladung oder einem Einstieg [gleichkommt] von der Britischen Krone auszusteigen. [...] Obwohl Jamaika unabhängig ist, [ist] die Queen immer noch das Oberhaupt in Jamaika. Und das wollen wir ändern, dass wir frei von der Queen sind, obwohl es da nicht so viel Unterstützung gibt. Aber wegen dieser Transatlantikverbindung und der Sklavenverbindung sind die immer noch verbindend." - George

Mehr über Jamaika und der Deutsch-Jamaikanische-Gesellschaft erfährst du hier.

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