Die ukrainische Leihmutterschaftsagentur BioTexCom ist europaweit die Größte. Was mit all den Babys geschieht, die gerade auf ihre Wunscheltern warten und welche Rechte Leihmütter aktuell in Ukraine haben, erzählt Maria Holumbovska.
Leihmutterschaft in Ukraine
In Deutschland ist Leihmutterschaft verboten, in Ukraine allerdings legal. Aufgrund der aktuellen Situation warten jetzt jedoch viele Neugeborene in Ukraine auf ihre Wunscheltern, die zum Großteil aus dem Ausland kommen - die Kund*innen von BioTexCom kommen ungefähr zu 80 Prozent aus Deutschland.
Die grundsätzliche Frage, ob Leihmutterschaft moralisch vertretbar ist, oder nicht, war nicht Schwerpunkt des Interviews. Im Gespräch mit Maria Holumbovska, Leiterin von BioTexCom, ging es vor allem darum, wie es den Neugeborenen und den Leihmüttern im Moment in Ukraine geht.
Leihmutterschaft in Ukraine
Maria Holumbovska im Interview mit egoFM Elise
Aktuell warten 20 Babys darauf, abgeholt zu werden
Bis dies entweder durch die Wunscheltern persönlich oder durch organisierte Evakuierungsaktionen, passiert, warten sie in eigens dafür eingerichteten Luftschutzkellern. Darunter leiden natürlich auch die Wunscheltern, erzählt Maria Holumbovska. Die Leihmütter wiederum können selbst entscheiden, ob sie in Ukraine bleiben oder fliehen, allerdings sollen die Kinder in Ukraine auf die Welt kommen und die Leihmütter dafür gegebenenfalls zurückkommen, damit dort der bürokratische Teil nach der Geburt rechtens und unkompliziert ablaufen kann.
Die Kund*innen von BioTexCom sind ausschließlich verheiratete, heterosexuelle Paare die einen unerfüllten Kinderwunsch haben, diese Voraussetzung ist gesetzlich vorgeschrieben, sagt Maria Holumbovska. Außerdem muss ein medizinischer Grund gegeben sein, warum das Paar selbst nicht schwanger werden kann. Das Honorar bekommt die Leihmutter in Raten. Das heißt, sie bekommt eine gewisse Summe nachdem sie schwanger geworden ist, weitere Teile während der Schwangerschaft und die größte Summe nachdem sie das Kind zur Welt gebracht hat. Insgesamt können Leihmütter in Ukraine für ein Kind bis zu 22.000 Euro bekommen, die Wunscheltern zahlen dafür zwischen 40.000 und 60.000 Euro. Die Kritik, dass Leihmutterschaft mit Kinderhandel in Verbindung gebracht wird, kann Maria Holumbovska nicht nachvollziehen.
"Kinderhandel ist es, wenn das Paar nicht genetisch mit dem Kind verbunden ist, aber es geht ja um diese genetische Verbundenheit. Das heißt, das Kind, das bei uns von einer Leihmutter zur Welt kommt, hat auch Gene von den Eltern, das ist eine obligatorische Voraussetzung. Also mit dem Vater ist das Kind sowieso genetisch verbunden und dann auch mit der Wunschmutter, wenn alles okay mit ihren Eizellen ist. Es ist kein Kinderhandel." - Maria Holumbovska
BioTexCom hat sehr viele Interessent*innen und viele Paare, die aktuell noch auf der Warteliste stehen.
Diese Paare versucht die Leihmutterschaftsagentur weiterhin mit ukrainischen Frauen, die Leihmutter oder Eizellenspenderin sein wollen, zu connecten. Für den Fall, dass der Krieg allerdings nicht in naher Zukunft endet, denken sie darüber nach, ihre Tätigkeiten in Zukunft auch in anderen Ländern, in denen Leihmutterschaft legal ist, anzubieten.
"Aber natürlich hoffen wir, dass der Frieden bald einkehrt und dass wir alle einfach aus diesem Alptraum aufwachen und dann einfach allen Wunscheltern ihre Kinderwünsche erfüllen, weil es ist unglaublich, wie viele Menschen ich getroffen habe, die diesen langersehnten Kinderwunsch haben." - Maria Holumbovska
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