Diese Woche dreht sich bei uns alles um das Thema Männer. Um verschiedene Aspekte möglichst differenziert anzugehen und besser zu verstehen, haben wir eine Umfrage in der Redaktion gestartet.
Wie denkt das egoTeam über Mansplaining, Vaterschaft und toxische Männlichkeit?
Soviel vorweg: Bei egoFM arbeiten Männer und Frauen. Unsere kleine Umfrage war komplett anonym - jede*r durfte also antworten, wie ihm*ihr der Schnabel gewachsen ist. Außerdem sind die Statements, die du unten gleich liest, nicht nach Geschlecht geordnet, sondern enthalten Antworten von Männern und Frauen aus unserem Team.Mansplaining
Zur Erklärung: Mansplaining (von engl. 'man' und 'explaining') beschreibt das herablassende Erklären von Sachverhalten durch Männer gegenüber Frauen, bei denen sie davon ausgehen, dass die Frauen - allein weil sie weiblich sind - zu dem Thema kein oder nur wenig Wissen besitzen und Hilfe benötigen. Mansplaining geschieht oft ungefragt und meist auch ohne besonderes Hintergrundwissen seitens des Mannes über das Thema.Was sagt die egoFM Redaktion dazu?
"Geil mehr davon. Ne im Ernst - geht gar nicht. Da braucht es doch keine Erklärung im Jahr 2020 - wo es sogar eine WEIBLICHE Kanzlerin gibt. Im Ernst: Ich denke es ist eine Kombination aus Arroganz, Verschlossenheit, alten sozialen Strukturen, die man einfach 'weil man das halt so macht' übernommen hat und einem riiiiesen Mangel an Selbstreflexion und Empathie."
"Damit habe ich persönlich kaum Erfahrungen gemacht, aber ich sehe, dass es ein Problem ist und bin der Meinung, Männer sollten immer darauf hingewiesen werden, wenn sie mansplainen - ansonsten merken sie es wahrscheinlich oft nicht einmal und können das Verhalten dementsprechend nicht ändern."
"Manchmal ist es gar nicht so einfach Mansplaining zu erkennen, weil man von klein auf so geprägt wurde, dass es nicht ungewöhnlich und irgendwie auch ok ist, wenn Vater, Opa, Bruder als diejenigen gesehen werden, die die komplizierten Sachverhalte erklären. Das ist bei vielen sicher tief verankert. Ich musste erst als Teenager, mehr noch als Erwachsene lernen, dass ich es nicht am Geschlecht festmache, ob jemand glaubhaft ist oder sich in einem gewissen Fachgebiet auskennt. Da müssen Frauen auch ihr Denken hinterfragen, damit sie mit ihrer Art den Männern nicht das Gefühl geben, sie wüssten doch alles. Oder hätten alles zu wissen. Männer hingegen sollten sich bewusst machen, dass sie weder alles wissen, noch alles wissen müssen. Man darf als Mann auch einfach interessiert zuhören und dabei lernen."
Vaterschaft
Auch zum Thema Vaterschaft wollten wir gerne die Meinungen unserer Kolleg*innen einholen. Denn wirft man einen Blick in die Statistiken, dann ist der Trend bei Männern, die in Elternzeit gehen, beispielsweise steigend. Auch Umfragen des Statistischen Bundesamts legen nahe, dass Männer heute öfter angeben, sehr viel Zeit mit ihren Kindern zu verbringen als beispielsweise noch vor 20 Jahren. Aber entsprechend diese Zahlen dem realem Leben und den eigenen Erfahrungen?"Puh, das kann doch jede Familie für sich entscheiden? Ich kenne einige Familien, wo der Mann sich mehr um die Kinder kümmert, daheim bleibt und die Frau arbeiten geht und umgekehrt genauso oder dass beide arbeiten. Oder Familien, wo es zwei Männer/Frauen als Eltern gibt und da funktioniert das doch auch wunderbar, dass nicht eine Person eine bestimmte Rolle einnehmen muss, weil er/sie jenes oder dieses Geschlecht hat. Erziehen und dem Kind Liebe schenken sollten doch sowieso beide Elternteile zu gleichem Maße, ganz egal wer da jetzt welche 'Rolle' hat."
"Gerade in den ersten Monaten/Schwangerschaft müssen wir Beistand leisten und unterstützen, wo es geht. Vor allem müssen wir auch einfach mal die Klappe halten, schließlich erledigt die Frau den Löwenanteil."
"In meinem privaten Umfeld ist die Erziehung leider immer noch hauptsächlich Aufgabe der Frau, die dem Mann den Rücken für seine Karriere freihält. Der Vater kommt dann heim, spielt ein-zwei Stunden mit dem Kind und hat damit die ganze Bandbreite der Erziehung gar nicht erlebt. Elternzeit beim Vater wird wenn dann nur genutzt, um als Familie zu verreisen, aber nicht um der Frau die Rückkehr ins Berufsleben zu ermöglichen."
Toxische Männlichkeit
Oder auch 'toxic masculinity' beschreibt nicht, dass das Verhalten von Männern beispielsweise gegenüber Frauen besonders negativ und toxisch ist. Stattdessen beschreibt dieser Ausdruck die gesellschaftlichen Klischees und damit verbunden Erwartungen an "richtige Männer". Dazu gehört beispielsweise, dass Männer als das "starke Geschlecht" keine Gefühle zeigen sollten, in der Familie stets der Hauptverdiener sein müssen oder auch nie überfordert oder hilflos sein dürfen - schließlich sind sie Macher und packen jedes Problem furchtlos an.Dieser Druck durch die vorgeschriebenen Verhalten wird als toxische Männlichkeit bezeichnet. Hat unsere Redaktion damit schon Erfahrungen gemacht? Falls du mehr über toxische Männlichkeit erfahren möchtest, haben wir hier ein paar Dokus zum Thema für dich gesammelt.
"Habe ich zu Schulzeiten noch oft erlebt. Typisches 'Machogehabe' im Teenageralter und Sätze wie 'Sei nicht so ne Pussy' zeigen ja schon, wie festgefahren wir in solchen Rollenbildern sind. Ich habe in meinem Leben bisher nur sehr selten einen männlichen Freund weinen gesehen. Aber ich glaube auch, dass über das Thema häufiger diskutiert wird und alleine durch eine wachsende Sichtbarkeit der Pride-Community alte Geschlechterrollen aufgebrochen werden können. Toxische Männlichkeit ist glaube ich trotzdem auch unter jüngeren Männern heute noch sehr real."
"Fast alles, was ich zu dem Thema weiß, habe ich im Internet gelesen. Ich finde es schwer mit Männern aus meinem persönlichen Umfeld über dieses Thema zu sprechen. Wenn man es anspricht, verstummen die meisten. Diese Tatsache ist vermutlich Teil des Problems."
"Ich fühle mich nicht als stereotypischer Mann. Ich hab keine Muskelberge, ich finde Autos langweilig, technisch und handwerklich bin ich eine Null. Ich hätte zwar gerne handwerkliches Talent, aber einfach weil ich das Gefühl und den Geruch von Holz sehr mag. Trotzdem fühle ich mich zu 100% als Mann. Ich mag Baustellen, Fußball, Rockmusik und Bier, aber auch enge Hosen, Blumen, Pflanzen, Gärtnern und vor allem Kochen. Also Dinge, die traditionell eher Frauen zugesprochen werden. Ich bin nicht sehr emotional und Kitsch und Schnulz bringen mich eher zum Lachen als zum Weinen. Das hat meiner Meinung nach aber nichts mit Männlichkeit, sondern meinem persönlichen Wesen zu tun. Das war schon immer so als ich klein war und hat sich bis heute nicht geändert. Meine Eltern, Lehrer und Freunde haben mir nie untersagt zu weinen und Gefühle zu zeigen, in meinem Freundeskreis sind wir da sogar sehr offen und nicht sehr 'männlich'. Bei mir war das also immer sehr normal, auch wenn ich weiß, dass das alles eher unnormal ist. Es ist mir tatsächlich scheißegal, weil ich dazu stehe und noch nie deswegen gehänselt oder gar diskriminiert wurde. Weder von Freunden und Familie, noch gesellschaftlich. Und ich weiß, dass das die Definition von male privilege ist.
Artikel teilen: