Der Chaos Computer Club München

Der Chaos Computer Club München

Robert Helling im Interview

Der Chaos Computer Club wird dieses Jahr 40 Jahre alt - wie alles angefangen hat, wie wir uns sicherer im Netz bewegen können und jede Menge mehr, hat uns Robert vom CCC München erzählt.


40 Jahre CCC

1981 ist der Chaoscomputerclub (CCC) entstanden - Angefangen hat damals alles mit einer Zeitungsannonce in der taz:

"Dass die innere Sicherheit erst durch Komputereinsatz möglich wird, glauben die Mächtigen heute alle. Dass Computer nicht streiken, setzt sich als Erkenntnis langsam auch bei mittleren Unternehmen durch. Dass durch Komputereinsatz das Telefon noch schöner wird, glaubt die Post heute mit ihrem Bildschirmtextsystem in "Feldversuchen" beweisen zu müssen. Dass der "personal computer" nun in Deutschland dem videogesättigten BMW-Fahrer angedreht werden soll, wird durch die nun einsetzenden Anzeigenkampagnen klar. Dass sich mit Kleincomputern trotzalledem sinnvolle Sachen machen lassen, die keine zentralisierten Großorganisationen erfordern, glauben wir. Damit wir als Komputerfrieks nicht länger unkoordiniert vor uns hinwuseln, tun wir wat und treffen uns am 17.9.81 in Berlin, Wattstr. (TAZ-Hauptgebäude) ab 11.00 Uhr. Wir reden über internationale Netzwerke – Kommunikationsrecht – Datenrecht (Wem gehören meine Daten?) – Copyright – Informations u. Lernsysteme – Datenbanken – Encryption – Komputerspiele – Programmiersprachen – processcontrol – Hardware – und was auch immer."

Inzwischen ist der CCC die größte europäische Hacker*innenvereinigung.
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    Robert Helling im Interview

Wir haben übrigens nicht das erste Mal mit Robert Helling gesprochen: Hier hat er mit uns über das Darknet gesprochen und hier über Identitätsklau auf Social Media.

Daten als Währung 

Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass wir auf vermeintlich kostenlosen Plattformen wie Facebook, Instagram oder TikTok mit unseren Daten bezahlen, Nur so funktionieren zum Beispiel die auf uns persönlich zugeschnittenen Werbeanzeigen. Dabei darf man aber Folgendes nicht vergessen:

"Man versucht halt dich in deinen Schwachstellen - wo du am empfänglichsten bist - zu treffen." - Robert Helling

Der Umgang mit Daten während Corona

Wir alle gehen vielleicht an der ein oder anderen Stelle zu leichtsinnig mit unseren Daten um - Es gibt allerdings auch das umgekehrte Phänomen: Falsche Vorsicht. Das beste Bespiel für eine solche falsche Vorsicht ist für Robert Hellig die Corona Warn App - Für ihn gibt es keinen rationalen Grund, diese nicht zu nutzen.

Zum digitalen Impfnachweis sagt Robert, dass es klar sein muss, dass im Hintergrund keine Datenbanken angelegt werden dürfen, wann wer wo war.

"Das wäre natürlich die einfachste Möglichkeit, wenn der digitale Impfausweis es erfasst, wo ich schon mal war. Dann wird das für immer festgehalten, wo ich war, mit wem ich war, dass ich zum Beispiel in der AIDS-Beratungsstelle war oder in der Beratungsstelle für psychische Krankheiten. Das wäre ja ein Datenschatz für Leute, die das wollen. [...] Da kann man halt viel falsch machen, wenn man da zu naiv ist wenn man einen digitalen Impfpass anlegt." - Robert Helling


Wenn Robert Helling selbst vollständig geimpft ist, hat er aber vor, dass in die Corona-Warn App einzutragen.


Rechtsfreier Raum Internet?

Robert Helling räumt sofort mit dem Gerücht auf, dass das Internet ein rechtsfreier Raum wäre - Und das ist auch gut so. Denn wenn der CCC sagt, er ist gegen staatliche Überwachung im Internet, geht es da nicht um die Verfolgung von Straftaten, sondern um Themen wie Vorratsdatenspeicherung. 

"Wenn der CCC sagt, es gäbe zu viel staatliche Überwachung, geht es ja vor allem darum einfach generell alle auf Vorrat zu überwachen, um schonmal zu gucken, was denn der Bürger so treibt, bevor es überhaupt um konkrete Straftaten geht. Damit man einfach mal so einen Vorrat von Heu hat, in dem man dann hoffentlich später die Nadeln finden kann." - Robert Helling


Sicher im Netz 

Neben einem bewussten Hinterfragen ("Wer will meine Daten und sind diese wirklich notwendig?") sind vor allem verschiedene Passwörter wichtig. 

"Damit man da der Zahl der verschiedenen Passwörter überhaupt noch Herr werden kann, führt kein Weg daran vorbei, einen Passwort-Manager zu benutzen, der sich unter einem Master-Passwort die ganzen Passwörter merkt, die ich für die verschiedenen Dienste benutze." - Robert Helling

Außerdem ist Verschlüsselung eigentlich immer angebracht.


Robert sagt, dass es abseits des Facebook-Universums genügend Nachrichtendienste gibt, mit denen verschlüsselt kommuniziert werden kann und es keinen Grund gibt, das nicht zu tun. 




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