Wie steht es um die Pille für den Mann?

Wie steht es um die Pille für den Mann?

60 Jahre Anti-Baby Pille für die Frau

Vor 60 Jahren kam die Pille für die Frau auf den Markt. Inzwischen sind mehr als 50 verschiedene Präparate erhältlich, aber eine Pille für den Mann ist immer noch nicht in Sicht.

Wann gibt es endlich die Pille für den Mann?

Seit Jahren geistern immer wieder Berichte über eine mögliche Anti-Baby-Pille für Männer durch die Welt - bisher ist aber noch keine auf dem Markt. Darüber, ob die Wissenschaft noch nicht weit genug für die hormonelle Verhütung für den Mann ist, oder ob sich schlicht die Pharmakonzerne quer stellen, spalten sich die Meinungen.

Dabei hieß es schon 2015 es könnte konkret werden - laut dem Technologie-Magazin Wired haben sich damals zwei Varianten als besonders effizient erwiesen: H2-gamendazole und JQ1.

H2-gamendazole und JQ1

H2-gamendazole hindert die Spermien daran, "erwachsen" zu werden. Jedem Spermium wächst normalerweise an einem bestimmten Punkt seiner Entwicklung ein Kopf, der das Erbgut transportiert und ein Schwanz, der der Fortbewegung dient. Durch H2-gamendazole wird diese Entwicklung unterdrückt, so dass die unfertigen Spermien-Fragmente gar nicht erst in die Samenflüssigkeit gelangen. JQ1 dagegen überlistet die Spermien, so dass sie ihre Aufgabe vergessen und sich nicht in funktionsfähige Spermien verwandeln. Oder wie es bei UPROXX hieß: "It's like weed for your balls".

Fünf Jahre später

Obwohl es damals hieß "We're Closer Than Ever to a Birth Control Pill for Men", ist fünf Jahre später immer noch keine Pille für den Mann in Sicht. Im Moment sind die Möglichkeiten für den Mann immer noch auf Kondom und Vasektomie beschränkt. Dabei gab es auch 2008 schon eine eigentlich erfolgsversprechende Versuchsreihe mit Hormonen.

Versuchsreihe zwischen 2008 und 2011

In den Jahren zwischen 2008 und 2011 fand eine Versuchsreihe mit 400 Männern statt, denen in regelmäßigen Abständen die Hormone Testosteron und Gestagen verabreicht wurden, um die Produktion von Spermien zu unterdrücken. In etwa 90 Prozent der Fälle war diese Hormonspritze zwar erfolgreich, die Studie wurde allerdings aufgrund der Nebenwirkungen - Hautprobleme, Gewichtszunahme, Veränderung der Libido, starke Stimmungsschwankungen und Depressionen - eingestellt.

Vielen Frauen kommen diese Nebenwirkungen bekannt vor... Als die Pille für die Frau eingeführt wurde, waren die Sicherheitskriterien allerdings noch nicht so streng und Nebenwirkungen wurden eher akzeptiert.

Grundsätzlich zeigen die Forschungsstudien aber, dass die hormonelle Verhütung beim Mann durchaus möglich ist.

Warum ist Verhütung dann immer noch hauptsächlich Frauensache?

Einige Wissenschaftler*innen sagen, dass eine Markteinführung für hormonelle Verhütungsmethoden für den Mann eigentlich schon möglich wäre und das Problem nicht etwa die Wissenschaft, sondern die Industrie sei. Denn jede Medikation beim Mann, würde zwangsläufig ein Rückgang zulasten der Pille bedeuten, weswegen Pharmakonzerne kein großes Interesse daran haben, Geld zu investieren.

Andere Meinungen beklagen, dass in der Forschung und den Pharmakonzernen hauptsächlich Männer arbeiten, die wiederum wenig Interesse daran haben, Hormone einzunehmen und Risiken und Nebenwirkungen für den Mann in Kauf zu nehmen. 

Außerdem rückt die hormonelle Verhütung grundsätzlich immer mehr in ein schlechtes Licht und viele Frauen steigen auf hormonfreie Methoden um. Auch dieser Trend könnte ein Grund sein, warum hormonelle Verhütung für Männer immer noch nicht auf dem Markt ist.



Darüber, ob es in absehbarer Zeit hormonelle Verhütungsmethoden für den Mann geben wird, sind sich Expert*innen nicht einig, obwohl Geschlechtergleichheit ein immer größeres Thema wird - auch beim Thema Verhütung.

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