Red Rooms – Zeugin des Bösen

Red Rooms – Zeugin des Bösen

egoFM Trailer: Filmtipp

Von  Fabian Broicher
Der krasse kanadische Thriller erzählt von den Abgründen des Internets. egoFM Kinoredakteur Fabian Broicher hat sich in die roten Räume begeben - und kam verstört und begeistert heraus.

Was sind überhaupt Red Rooms?

Red Rooms werden dubiose Schlupflöcher im Darknet genannt, dem Hinterhof des Internets. Verborgene Bereiche, in denen illegale Verbrechen für ein elitäres Publikum live gestreamt werden.

Um diese roten Räume geht es im gleichnamigen Film des kanadischen Regisseurs Pascal Plante. Aber hinter den abgründigen Bildern verbirgt sich kein reiner Cyber-Thriller. Plante erzählt von obsessiven, einsamen Menschen, die am modernen Leben verzweifeln. Ausgelöst wird das alles von einem brutalen Mordfall: Ludovic Chevalier soll drei junge Mädchen gequält, vergewaltigt und getötet und seine Verbrechen in den Red Rooms gestreamt haben.


  • Red Rooms – Zeugin des Bösen
    egoFM Trailer: Filmtipp


Worum es in Red Rooms – Zeugin des Bösen geht

Red Rooms – Zeugin des Bösen beginnt mit dem Prozess gegen Chevalier. Die Verhandlung ist öffentlich, die Meinung des Volkes gespalten. Einige sind von Chevaliers Schuld überzeugt, andere verteidigen ihn frenetisch. Viele lechzen sich danach, in seiner Gegenwart zu sein, vor dem Gericht bilden sich lange Schlangen.

Eine von Chevaliers Groupies ist Kelly-Anne. Tagsüber arbeitet die junge Frau als Fotomodel, nachts nimmt sie an Pokerspielen im Internet teil. Sie führt ein luxuriöses, aber einsames Leben, ihr einziger sozialer Kontakt ist die KI, die über ihre digitale Identität wacht. Sie ist fasziniert von Chevalier, kampiert nachts sogar vor dem Gerichtssaal, damit sie am anderen Tag garantiert in den Saal kommt. Dabei trifft sie auf Clementine. Die beiden Frauen freunden sich an, aber Kelly-Anne gibt sich mysteriös. Allmählich findet Clementine heraus, dass ihre neue Bekannte tiefer in die Fälle verstrickt ist, als sie zuerst angenommen hat.

Der Trailer für Red Rooms – Zeugin des Bösen


So ist Red Rooms – Zeugin des Bösen

Red Rooms – Zeugin des Bösen verstört ganz ohne blutige Szenen. Denn Pascal Plante baut geschickt eine beklemmende Atmosphäre auf. Er wählt lange Einstellungen ohne Schnitt, bringt die Kamera nahe heran an die Gesichter seiner Protagonist*innen. Die Verbrechen hingegen deutet er nur an, indem er seine Charaktere über sie reden lässt. Dadurch bleiben sie ungreifbar, werden in den Köpfen des Publikums nur noch gruseliger.

Es wird schnell klar: Eigentlich geht es Plante gar nicht um Chevalier, ihn beschäftigt die Psyche von Kelly-Anne. Sie lebt ein geheimnisvolles Leben, zwischen Anonymität, Kryptowährungen und Verfolgungswahn. Sie ist völlig abgetaucht in ein digitales Leben.
Warum Kelly-Anne so besessen ist von dem Fall Chevalier, das kristallisiert sich erst allmählich heraus. Währenddessen werden ihre Taten immer extremer. Sie hackt sich in Überwachungskameras, verkleidet sich als eines der Opfer. Ihre Obsession scheint sich aus einer tiefen, unbehaglichen Einsamkeit zu speisen. Es ist der eigentliche Horror in Red Rooms – Zeugin des Bösen, diesem beklemmenden, verstörenden Film. Geschickt deutet der Plot dabei die Abgründe an, dass sich die Paranoia Kelly-Annes mühelos auf die Zuschauer*innen überträgt. Hinzu kommen grandiose Aufnahmen, die sowohl kühl strahlen als auch einen düster lodernden Strudel entwickeln. Das hier ist ein starker Thriller, unbedingt sehenswert!

8 von 10 rote Räume gibt es für Red Rooms – Zeugin des Bösen.



Du streamst lieber Musik als Filme?

Dann klick hier aufs Bild und du kannst nach einem kurzen Spot so viel Musik kostenlos streamen, wie du willst:

online-radio-mit-alternativer-musik-abseits-vom-mainstream.jpg

Design ❤ Agentur zwetschke