Der Artikel entstand vor dem bundesweiten Verkaufsverbot, das Bund und Länder am 2. Dezember beschlossen haben.
Vorab: Ich liebe Silvester. Der 31. Dezember ist bei mir jedes Jahr das Grande Finale von Events, die übertrieben zelebriert werden und es kann meiner Meinung nach gar nicht pompös und funkelnd genug sein. Trotzdem sage ich: Dieses Jahr würde ich gerne um 12 Uhr wieder etwas verloren mit einer kleinen Wunderkerze auf dem Balkon stehen. Ohne Feuerwerk, ohne großen Knall. Und das muss was heißen.
The same procedure as last year, please
Abgesehen von Lockdown, Kontaktbeschränkung, Ausgangsperre und Alkoholverbot in der Öffentlichkeit, galt letztes Jahr auch ein Verkaufsverbot von Pyrotechnik. Außerdem wurde zusätzlich - für den Fall, dass jemand noch etwas vom letzten Jahr übrig hatte - das Zünden von Feuerwerkskörpern an bestimmten Plätzen verboten. Und so traurig wie der Himmel letztes Jahr um 12 Uhr auch aussah, ich will es dieses Jahr nicht anders, denn die Alternative ist noch viel trauriger.Wir sind mitten in einer heftigen vierten Welle
Deutschland steht weltweit an zweiter Stelle, was die Corona-Neuinfektionen angeht und die Ärzt*innen und das Pflegepersonal sind massiv überlastet. Schon jetzt sind in Corona-Hotspots die Krankenhäuser so voll, dass Patient*innen von den Intensivstationen in andere Teile Deutschlands verlegt werden müssen. Wie könnte ich da allen Ernstes wollen, dass irgendwelche betrunkenen Hallodris an Silvester mit Feuerwerken und Böllern hantieren? Immerhin verletzten sich an keinem anderen Tag des Jahres so viele Menschen wie an Silvester und das ist dieses Jahr einfach nicht drin. Punkt.Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an
Unter diesen Umständen halte ich es für unmenschlich, dem Krankenhauspersonal zuzumuten, sich auch noch um abgesprengte Finger oder Brandwunden im Gesicht kümmern zu müssen - das Maß an vermeidbarem Leid ist definitiv mehr als voll. Dazu zählen übrigens auch Alkoholvergiftungen, die an Silvester ebenso ein häufiger Behandlungsgrund in Krankenhäusern sind. Und ich will gar nicht wissen, welche Schnittmengen es unter den Menschen gibt, die in einem Feuerwerksverbot die Beschränkung ihrer Freiheitsrechte sehen, aber fest steht: Wer allen Ernstes dafür ist, dieses Jahr zu böllern, hat meiner Meinung nach irgendetwas Grundlegendes nicht verstanden.
Auch Polizeigewerkschaften und verschiedene Ärzt*innenkammern haben sich bereits für ein Verbot ausgesprochen
Und das zurecht, denn so konnte in Deutschland letztes Jahr die Zahl der Verletzten durch Pyrotechnik an Silvester um 70 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesenkt werden. Und das ist das Mindeste, was jetzt nötig ist.Nächstes Jahr können wir gerne neu diskutieren, aber Überraschung: Es gibt auch abseits von Corona gute Gründe gegen Feuerwerk. Zum Beispiel die extreme Feinstaubbelastung, die Tonnen an Müll, die entstehen oder die Tatsache, dass Wild- und Haustiere verängstigt und verschreckt werden. Und sowieso, mal unter uns: Die ersten Stunden eines neuen Jahres sind in Deutschland wirklich komplett außer Kontrolle geraten - ich habe in diesem Zusammenhang das Wort Sprengstofforgie gelesen und finde, das trifft es wirklich ziemlich gut. Wir müssen also gemeinsam Lösungen und Kompromisse für die Zukunft finden (nur noch professionell organisierte Feuerwerke, Licht- und Lasershows, whatever) - aber dieses Jahr gibt es einfach nichts zu diskutieren.
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