Was ist der Unterschied zwischen Polyamorie und einer offenen Beziehung? Und was birgt mehr Verantwortung: Freundschft plus oder Affäre? Und was bedeutet eigentlich Beziehungsanarchie? Wir haben die verschiedenen Beziehungsmodelle mal verglichen.
Die monogame Beziehung
Der Standard in Sachen Liebe ist noch immer die monogame Beziehung: Zwei Menschen lieben sich und beschließen zusammen zu sein. Sexuelle Beziehungen zu anderen Menschen werden abgelehnt.LAT-Beziehung (Living Apart Together)
Eine LAT-Beziehung ist eine Beziehung zwischen zwei Menschen, die räumlich getrennt voneinander leben. Im Gegensatz zur Fernbeziehung ist die räumliche Distanz nicht zeitlich absehbar sondern eine bewusste und dauerhafte Entscheidung. LAT-Paare können also auch im selben Stadtviertel wohnen, möchten aber kein gemeinsames Zuhause.Die offene Beziehung
Auch hier gibt es eine feste Beziehung zwischen zwei Menschen. Allerdings mit dem Unterschied zur Monogamie, dass sexuelle Erlebnisse mit anderen erlaubt sind. Was genau geht und was nicht, entscheidet jedes Paar für sich selbst – die Regeln werden individuell festgelegt. Wichtig ist nur, dass es Regeln gibt, auf die sich das Paar geeinigt hat.Polyamore Beziehungen
Polyamorie bedeutet, dass Liebe mit mehreren Partner*innen gleichzeitig und auf Augenhöhe geteilt wird. Es gibt polyamore Beziehungen, in denen die verschiedenen Partner*innen alle untereinander eine Beziehung pflegen, es gibt aber auch die Möglichkeit, dass eine Person zu verschiedenen Menschen eine Liebesbeziehung hat, ohne dass die Partner*innen untereinander in einer Beziehung stehen. In polyamoren Konstellationen kann es genauso wie in monogamen Beziehungen Kinder und eine gemeinsame Wohnung geben.Freundschaft plus
Oder auch Freund*innen mit gewissen Vorzügen, Mingle oder Friends with Benefits – im Prinzip alles das Gleiche. Diese Art von Beziehung ist vor allem durch Unverbindlichkeit gekennzeichnet. Es geht allerdings auch nicht nur um Sex: Die zwei Personen treffen sich, unternehmen was, kuscheln,... – nur eben ohne sich dabei endgültig füreinander zu entscheiden. Die Gründe dafür können ganz unterschiedlich sein, vielleicht reichen die Gefühle nicht aus oder vielleicht will man sich auch einfach nicht verbindlich festlegen.Affäre
Hier steht vor allem der Sex im Vordergrund. Wer keine One Night Stands und wechselnde Sexpartner*innen will, sich aber trotzdem sexuell ausleben möchte ohne dabei Verpflichtungen zu haben, für den*die ist die Affäre perfekt. Gefühle spielen in der Regel keine Rolle, es geht vor allem um Körperlichkeit. Nicht zwangsläufig ist das eine geheime Affäre, die neben der*dem Partner*in existiert.Beziehungsanarchie
Beziehungen anarchisch auszuleben bedeutet schlicht, sich von jeglichen Definitionen frei zu machen. Es ist dementsprechend nicht ganz einfach, diese "Beziehungsform" zu beschreiben. Klar ist jedenfalls: Klassische Normen von Partnerschaften werden komplett abgelehnt. Der Begriff wurde von der schwedischen Journalistin Andie Nordgren geprägt und im Gegensatz zur Polyamorie braucht es keine formelle Unterscheidung zwischen verschiedenen Typen von Beziehungen. Beziehungsanarchie funktioniert eher wie das Prinzip von Freundschaften:Wir alle haben mehrere Freundschaften. Diese sind nicht exklusiv und in der Regel gibt's keine strengen Regeln oder Besitzansprüche. Mit unterschiedlichen Freund*innen gehen wir meist auch unterschiedlich um. Wir teilen verschieden Dinge nur mit verschiedenen Freund*innen und der Kontakt kann sich ständig und fließend verändern. Überträgt man dieses Konzept auf eine Liebesbeziehung dann bedeutet das, dass jede*r von uns einfach mehrere und komplett verschiedene (sexuelle) Beziehungen mit unterschiedlichen Personen führen kann.
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