Forscher*innen bestätigen den Zusammenhang von biologischer Vielfalt und dem Immunsystem: Kinder, deren Spielbereiche grüner gestaltet wurden, weisen einer Studie zufolge ein stärkeres Immunsystem auf.
Die Hygienehypothese
Asthma, Ekzeme, Typ-1-Diabetes, entzündliche Darmerkrankungen und Multiple Sklerose - in der westlichen Welt steigt die Anzahl von Menschen, die eine Autoimmunerkrankung aufweisen stetig an. Bei Autoimmunerkrankung - ein Sammelbegriff zu dem über 60 verschiedenen Erkrankungen zählen - reagiert der Körper fälschlicherweise gegen körpereigene Zellen und Gewebe. Die Ursache dieser Reaktion liegt im Immunsystem.Eine mögliche Erklärung, für den Trend dieser Erkrankungen, ist die so genannte Hygienehypothese.
Dieser Ansatz geht davon aus, dass Kinder heutzutage wesentlich weniger Mikroben ausgesetzt sind, wodurch ihr Immunsystem weniger herausgefordert und dadurch anfälliger für Fehler ist. Der statistische Zusammenhang zwischen mikrobieller Vielfalt und der Entwicklung eines gut funktionierenden Immunsystems wurde in der Vergangenheit bereits von Forscher*innen bewiesen. Nun wurde allerdings erstmals eine Studie durchgeführt, in der das Umfeld der Kinder absichtlich verändert und daher einen Kausalzusammenhang aufzeigt wurde.Grüneres Umfeld für Kinder könnte deren Entwicklung des Immunsystems verändern
Für die Studie wurden in zwei finnischen Städten 75 Kinder zwischen drei und fünf Jahren auf zehn ähnliche Kindertagesstätten verteilt. Das ist zwar eine äußerst kleine Versuchsgruppe, die Ergebnisse waren allerdings überraschend stark, sagt der Versuchsleiter Aki Sinkkonen. Das Forschungsteam bestand insgesamt aus vielen verschiedenen Expert*innen der Medizin, Ökologie und der Stadtplanung.In vier der zehn Tagesstätten wurde im (zuvor kahlen) Außenbereich Rasen aus natürlichen Waldböden mit Zwergsträuchern, Blaubeeren, Krähenbeeren und Moosen verlegt, auf dem die Kinder dann 90 Minuten am Tag spielten.
Nach 28 Tagen war die Vielfalt der Mikroben auf der Haut dieser Kinder um ein Drittel höher als bei denen, die noch in den kahlen Schotterbereichen spielten.
Auch im Magen stieg die Mikrobenvielfalt signifikant an und Blutproben zeigten vorteilhafte Veränderungen an einer Reihe von Proteinen und Zellen, die mit dem Immunsystem zusammenhängen, einschließlich entzündungshemmender Zytokin- und regulatorischer T-Zellen.
Weitere Infos zum Aufbau der Studie und deren Ergebnisse findest du hier.
In einem zweiten Schritt wollen die Forscher*innen der Studie nun erforschen, ob eine Steigerung der Mikrobenvielfalt bei Babys zu einer Verringerung der Autoimmunerkrankungen führt. Außerdem soll untersucht werden, ob Sandgruben mit verschiedenen Mikroben versetzt werden können, um das Immunsystem von Kindern an Orten zu stärken, an denen Waldboden und Pflanzen nicht verfügbar sind.
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