Warum verdienen Musiker*innen so wenig?

Warum verdienen Musiker*innen so wenig?

Spotify und die Streaming-Krise

Jedes Mal, wenn du einen Song auf Spotify streamst, geht ein Teil der Einnahmen an die Künstler*innen. Theoretisch. In der Praxis sieht es aber düster aus: Die meisten Musiker*innen bekommen fast nichts – vor allem in Deutschland. Eine neue Studie des Forschungsnetzwerks Digitale Kultur zeigt, wie unausgeglichen die Streaming-Vergütung wirklich ist.

Ungleiche Verteilung: Wer verdient eigentlich am meisten?

Laut der Studie entfallen über 75 Prozent der Streaming-Umsätze auf gerade einmal 0,1 Prozent der Künstler*innen. Die breite Masse bleibt also auf der Strecke. Rund zwei Drittel der deutschen Musiker*innen verdienen durch Spotify und Co. weniger als einen Euro im Jahr – ja, richtig gelesen, weniger als einen Euro.

Was ist das Pro-Rata-Modell?

Das Hauptproblem liegt im sogenannten Pro-Rata-Modell, nach dem Spotify und viele andere Streaming-Dienste ihre Einnahmen verteilen. Die Logik: Je mehr Streams ein Act generiert, desto mehr Geld bekommt er. Klingt fair? Ist es nicht. Denn große Major-Acts mit Millionen von Streams profitieren, während kleinere Künstler*innen mit wenigen Tausend Plays kaum etwas sehen.

Fehlende Transparenz und schwierige Abrechnung

Ein weiteres Problem: Selbst die Musiker*innen wissen oft nicht genau, wie sich ihre Einnahmen zusammensetzen. Drei Viertel der Befragten gaben an, dass sie ihre Streaming-Vergütungen nicht nachvollziehen können – anders als bei Ticketverkäufen oder Merch. Die intransparente Abrechnung sorgt dafür, dass selbst erfolgreiche Indie-Acts oft keine verlässlichen Einnahmen aus dem Streaming generieren können.

Nutzerzentriertes Modell: Die Lösung?

Lange wird bereits über ein anderes Vergütungsmodell diskutiert: das nutzerzentrierte System. Dabei würde dein Abo-Beitrag nicht in einen großen Topf wandern, sondern genau an die Künstler*innen ausgeschüttet, die du auch wirklich hörst. Klingt fairer, scheitert aber bislang am Widerstand der großen Labels – denn die profitieren massiv vom aktuellen Modell.

Politischer Druck wächst

Auch aus der Politik kommt zunehmend Kritik. Kulturstaatsministerin Claudia Roth fordert eine gerechtere Vergütung und mehr Förderprogramme für kleine Musiker*innen. Die ungleiche Verteilung der Einnahmen müsse dringend überdacht werden, um eine diverse Musiklandschaft zu erhalten.

Wie kann man als Fan Musiker*innen unterstützen?

So lange sich am System nichts ändert, gibt es nur eine wirklich effektive Möglichkeit, deine Lieblingsacts zu unterstützen: Kauf Konzerttickets, Merch und Platten. Denn davon sehen Künstler*innen deutlich mehr als von tausenden Streams auf Spotify. Und wer weiß – vielleicht bewegt sich mit genug öffentlichem Druck ja doch noch etwas in der Streaming-Welt.

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