Wie es wirklich in einem Swingerclub abgeht

Wie es wirklich in einem Swingerclub abgeht

Mehr als nur Sex

Alle nackt, jeder schläft mit jedem und natürlich: alles ist mit rotem Samt ausgekleidet. So zumindest die Klischees über Swingerclubs. Doch wie geht es da wirklich ab? Wir haben zwei Expertinnen gefragt.

Lotta Frei besucht seit zwei Jahren selbst regelmäßig Swingerclubs und bloggt über ihre Erfahrungen. Außerdem hat sie ein Buch zum Thema rausgebracht, die Swinger-Bibel. Sina wiederum ist Inhaberin eines Swingerclubs in der Nähe von München. Weil die beiden sich ja auskennen müssen, haben wir sie übers Thema Swingen ausgequetscht... und einiges unerwartetes herausgefunden.



Über Swingerclubs gibt es viele Vorurteile – meistens keine positiven.

Es gibt auch durchaus solche Clubs, in denen es nach indischem Tempel ausschaut, jeder eine Maske auf hat und man die Kleidung sofort am Eingang auszieht. Für manche mag das auch verlockend sein. Aber die meisten modernen Swingerclubs sind sogenannte Orte der Möglichkeiten - was man dort macht, ist jedem komplett selbst überlassen. Selbst wenn du nicht nackt sein möchtest, ist das überhaupt kein Problem. Wildes Rumgevögel finde nur selten statt, wie uns beide Expertinnen versichern.

Swingen ist mehr als Sex

Natürlich sind in Swingerclubs durchaus Menschen, die nur Sex haben wollen. Trotzdem ist es ein Ort, an dem auch Platz für die Liebe ist. Viele Besucher*innen möchten die anderen Menschen zunächst einmal kennen lernen. Auch wenn es dann zum Sex kommt, sollen durchaus auch Gefühle und Emotionen wie Verliebtheit dabei sein. Daher beginnt die erste Begegnung meist nicht sofort mit Sex, sondern mit einem Flirt - nicht jede*r schreit gleich beim Betreten des Clubs "Hurra, Orgie und los!" Die meisten Besucheri*innen nehmen sich Zeit – und das ist kein Problem.
Dabei kann man dann tatsächlich auch neue Freunde kennen lernen.

Nichts muss, alles kann

Das Motto überhaupt von Swingerclubs. Einige Regeln sollten dennoch eingehalten werden: respektvoll miteinander umgehen und eine wertschätzende Haltung gegenüber den anderen Swinger*innen haben. Eigentlich Selbstverständlichkeiten.

Mit Partner*in offen über Wünsche sprechen

Du möchtest auch mal etwas Neues ausprobieren, vielleicht sogar mal selbst in einen Swingerclub? Wichtig ist dann, mit deiner/m Partner*in ganz offen darüber zu sprechen.

Am besten machst du das mit einfachen "Ich-Botschaften": Vermeide, deinem/r Partner*in das Gefühl zu geben, er/sie würde etwas falsch machen. Besser ist, wenn du berichtest, dass du ein Bedürfnis hast, das deine Fantasie beschäftigt und das du gerne mal ausprobieren würdest. Das Wort Swingerclub muss dabei gar nicht vorkommen, ganz im Gegenteil: Verzichte besser darauf, wenn dein/e Partner*in darauf nicht vorbereitet ist. Nicht, dass ihm/ihr sonst die gängigen Klischees in den Kopf kommen und alles vorab versauen.

Ansonsten gilt: Viele Menschen haben Fantasien, trauen sich aber nicht, diese offen auszusprechen – vielleicht wünscht sich dein/e Partner*in das ja insgeheim auch?
 

Swingern für alle?

Wenn du findest, dass ein Swingerclub nichts für dich ist, ist das natürlich auch in Ordnung. Lotta meint aber, dass sich jede*r zumindest einmal Gedanken darüber gemacht haben sollte und sich den Möglichkeiten bewusst sein, die ein Swingerclub bieten kann.

Sina geht sogar weiter und findet, dass auch du dir mal einen Swingerclub anschauen solltest (wenn du das bisher noch nicht gemacht hast). Das heißt aber nicht, dass du dabei etwas mitmachen musst, du kannst auch einfach nur zuschauen und dir neue Anregungen holen.
 

Über Sina und Lotta Frei

Lotta Frei ist ein Pseudonym. Neben ihrem Hauptberuf ist sie Bloggerin und Autorin. Nachdem sie ihre bisher monogame Beziehung mit ihrem Freund geöffnet hatte, hat sie einer ihrer ersten neuen Kontaktpartner mit in einen Swingerclub genommen. Der Sex dort war für sie so toll und befriedigend, dass sie das gerne auch bereits früher gemacht hätte. Durch ihre Leidenschaft dazu hat sie angefangen, den Blog lottafrei.de zu gründen. Da es immer mehr Fragen an sie gab, hat sie dann das Buch „Die Swingerbibel“.

Sina ist Inhaberin des Swingerclub Lillith in Puchheim wollte bereits mit 15 Jahren selbstständig sein. Spontan kam ihr die Idee in den Kopf, einen Swingerclub zu eröffnen. Nach einer Besichtigung eines Clubs hatte sie vom Makler plötzlich die Schlüssel in der Hand. Erst danach war sie zum ersten Mal selbst in einem Swingerclub.
  • Lotta Frei über ihre Erfahrungen im Swingerclub
    Das Interview zum Nachhören
  • Sina über ihr Leben als Inhaberin eines Swingerclubs
    Das Interview zum Nachhören

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