Alex Scally von Beach House war bei egoFM Sandra im Chelsea Hotel zu Gast und hat mit ihr über das neue Album, das Arbeiten während der Pandemie und die Bedeutung von Social Media für die Musikbranche gesprochen.
Once Twice Melody
Gerade erst ist die neue Platte von Beach House erschienen, ihr mittlerweile achtes Studioalbum. Once Twice Melody hat das Duo erstmals komplett allein und in verschiedenen Studios über die USA verteilt produziert: in Los Angeles, Baltimore und Minnesota. Dass Victoria Legrand und Alex Scally das komplette Album zum ersten Mal selbst produzierten, lag vor allem an den Einschränkungen der Pandemie. Statt im Vorfeld hier und da mal einen Song zu veröffentlichen, brachten Beach House ihr neustes Werk in monatlichen Kapiteln mit insgesamt vier bis fünf Songs heraus. Seit Freitag gibt es nun sozusagen das gesammelte Werk auf die Ohren.
Wenn eine Band oder Künstler*innen neue Musik veröffentlichen, steht natürlich auch erst mal viel Promo an. Alex war auch bei uns im Chelsea Hotel zu Gast und hat egoFM Sandra erzählt, dass er Interviews eigentlich immer ganz spannend findet, da man dabei ja oft schon ein bisschen Feedback bekommt. Er vergleicht es ein wenig mit einer Therapiestunde bei einem*r Therapeut*in. Also dann - lassen wir die Sitzung beginnen:
Chelsea Hotel: Beach House im Interview
Schicht für Schicht, Kapitel für Kapitel
Ein Album in verschiedenen Kapiteln herauszubringen ist natürlich schon etwas Besonderes. Alex erzählt, dass sie beim Schreiben der Songs irgendwann so viel Material zusammen hatten, das sie sich irgendwann auch fragen mussten, wie denn nun die Platte aussehen soll. Als sie anfingen, einzelne Songs zu streichen, damit sie irgendwie auf eine einigermaßen gängige Albumlänge kommen konnten, merkten die beiden, dass sich Once Twice Melody danach nicht mehr so rund anhörte - das Gesamtbild würde verloren gehen. Also war für Victoria und Alex schnell klar, dass es diesmal ein Doppelalbum werden würde. Als sie dann anfingen, sich über die Anordnung der einzelnen Songs Gedanken zu machen, dachten sie auch gleich in die Zukunft und an ein Vinyl-Format: Welche Songs kommen auf die A-Seite, welche auf die B-Seite, ... Dabei merkten sie auch, dass einige Songs einfach gut zusammenpassten, andere sich mehr wie Opener oder Closer anfühlten. Letztendlich kam so die Idee der verschiedenen Kapitel auf, mit jeweils vier bis 5 Songs, die eine Geschichte erzählen, zusammenpassen und sich gegenseitig ergänzen. Jedes Kapitel drückt dabei auch ein gewisses Gefühl aus, sagt Alex.
"The music itself led us to the chapter thing. But then after that - after the sequence was take on hold, we kind of came up with the idea of releasing it in chapters digitally on streaming sites."- Alex Scally
Und auch wenn sich Beach House natürlich was dabei gedacht haben, als sie die einzelnen Songs den Kapiteln zugeordnet haben, ist es ihnen wichtig, nicht zu viel vorwegzunehmen und keinen zu engen Rahmen zu setzen - letztlich soll jede*r die Kapitel und Songs so hören und interpretieren, wie er oder sie will.
Social Media-Verzicht als Privileg
Beach House hatten spätestens mit ihrem dritten Album Teen Dream den Durchbruch geschafft und haben sich mittlerweile eine treue, weltweite Community an Fans aufgebaut. Dafür sind die beiden auch unglaublich dankbar. Gerade heute ist der Druck, was Musiker*innen neben ihrer Musik alles noch leisten müssen, enorm hoch. Um zwischen unzähligen Künstler*innen und Bands auf Spotify und Co. mit den eigenen Songs aufzufallen und die richtigen Hörer*innen zu erreichen, reicht es oftmals nicht mehr, einfach nur gute Musik zu machen. Viele versuchen deshalb den Weg über Social Media - doch das liegt nun mal auch nicht jeden Menschen. Auch Alex ist ziemlich froh, dass die beiden aus ihrer Musik eine eigene Karriere aufbauen konnten, ohne dabei auf die sozialen Medien angewiesen zu sein.
"We are really grateful that we started at a time, the time we did it felt like it was a lot less pressure and there was a lot less requirement of the band to be constantly on social media and all that. I think it is a very difficult climate now, in our opinion, you know it is hard to get noticed and a lot of times if people are getting noticed sometimes it feels like they are getting noticed for the wrong reasons. I mean, if you are a music purist, you know a lot of people are getting really popular have these fabulous personalities and social media presence and that kind of stuff. But if you are just a musician who doesn’t want to do that, it is probably hard." - Alex Scally
Auch wenn Victoria und Alex auf Instagram zum Beispiel meist nur das Nötigste machen - also sprich ein bisschen Promo für neue Songs, ist ihre Musik auf TikTok sehr beliebt. Selbst wenn man bei TikTok meist nur sehr kurze Ausschnitte der Songs hört, sorgte die Plattform doch bei einigen Künstler*innen schon für den nötigen Karriereschub. Alex vergleicht es ein bisschen mit einem freien, unkontrollierten Radio:
"There is one way to look at TikTok, that it is bad […] and because of these short little clips it is not a real place of music listening. But there is also a really positive perspective, because a lot of strange and underground music has gotten popularized on TikTok and in that way it is kind of a cool new radio that is not controlled by anyone. There is a bunch of stories that have come out of bands that just have a song from 15 years ago that all of a sudden tons of young kids are listening to and I find that to be kind of beautiful." - Alex Scally
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