Die Österreicher veröffentlichen diese Woche das wohl meist erwartete Album der Jahre 2013, 2014 und 2015. Klar, dass wir es zum Lieblingstonträger der Woche küren.
Sie sind Pioniere einer Bewegung und definieren die Neue Wiener Schule, trotz eines Klangs, der einem gar nicht mal so unbekannt vorkommt. Vienna Calling! Tatsächlich kann man Maurice Ernst, den Sänger von Bilderbuch, als Reinkarnation von Falco bezeichnen. Als Falco 2.0, nein, warum nicht gleich 4.0 oder wenn man gleich dabei ist, als Falco S, ihr versteht? Also eine richtig gute, neue Version, die zwar nicht unbedingt in allem besser ist, aber auf jeden Fall viele neue Features mitbringt. Oder einfach nur besser angepasst an die halberwachsene Generation ist. Die Generation, die sich irgendwie aus der Kindheit noch als Falco erinnern kann und sich heute fragt: "Warum gibt's sowas nicht mehr?" und das übliche "Damals war irgendwie alles besser, mimimimimimimi, auch die Musik" sagt.
Aber es gibt's ja! Das dürfte jedem, der 2014 nicht zufälligerweise im Koma lag oder komplett auf das Internet verzichtet hat, bewusst sein. 2014 überschlugen sich nämlich die Nachrichten um diese neue österreichische Band. Wenn Bilderbuch nur einen Furz gelassen haben, wurde das am nächsten Tag in allen Medien bis ins Detail besprochen.
Ja, 2014 war vielleicht das erfolgreichste Jahr der Band und 2015 wahrscheinlich noch viel erfolgreicher. Aber es gibt sie schon lange. Anfang 2005 beginnen sie, damals im Alter von 14 und 15 Jahren, mit dem Musikmachen. Gute, handgemachte deutschsprachige Punk-Rock-Musik. Einer ihrer ersten Songs ist "Kopf ab":
Sie merken aber schnell, dass sie sich nicht auf ein Genre festbinden lassen wollen und fangen an mit Elementen anderer Genres zu experimentieren. Sänger Maurice verrät uns beim Organic Dance Festival 2014, wohin es mit ihrer Kreativität eventuell noch gehen könnte: "Moderat haben auch als Indie-Band angefangen."
In Österreich erlangen Bilderbuch bald den Status einer Liebhaberband. Ihre ersten beiden Alben veröffentlichen sie allerdings ohne die ganz große mediale Aufmerksamkeit. Das ändert sich im Jahr 2013: Mit "Plansch" schwappt buchstäblich die Welle nach Deutschland über und man kennt die Band aus dem Nachbarland.
Als dann vor gut anderthalb Jahren "Maschin" erscheint, werden Bilderbuch plötzlich überall besprochen, von Noisey bis SZ heimsen sie übereinstimmendes Lob ein. Sie werden für vier Amadeus Awards nominiert, einer der wichtigsten Musikpreise Österreichs. Das Video zu "Maschin" wird beim Miami International Film Festival unter die besten 10 Musikvideos des Jahres gewählt. Und natürlich! So minimalistisch das Video auch gehalten ist, Maurice leistet hier schauspielerische Höchstleistung. Gebt euch die Mimik, verdammt:
Im Hintergrund beginnt ein Tauziehen der Majorlabels um die Österreicher. Vertreter Sony und Universal wollen Bilderbuch unbedingt unter Vertrag nehmen. Bilderbuch ist der Rummel erst mal egal, sie gehen auf Tour. Unter anderem als Vorprogramm von Casper und sie beweisen unter anderem beim Melt! und beim Organic Dance Festival ihr Talent als tolle Liveband, wie man hier bei den Amadeus Awards auch noch mal sehen kann:
Nun kommt also ihr drittes Album raus, Schick Schock (man möchte fast ein Ausrufezeichen hinter den Albumtitel packen), wovon "Spliff" der erste offizielle Vorbote war. Natürlich kannte man bereits Albumtracks wie "Feinste Seide", "Maschin" und "Plansch", die wurden 2013 allerdings erstmal auf die Feinste Seide EP gepackt und damit gut. Von einem Album war allzu bald noch keine Rede.
Bilderbuch klingen eindeutig anders, aber eindeutig nach Bilderbuch. Ihre abgefahrene Musik, die Mischung aus Rock, Elektronik und Sprechgesang mit österreichischem Dialekt erinnert nicht nur stilistisch an Falco. Auch karrieretechnisch könnten sie der wichtigste Musikexport aus dem Nachbarland seit Falco sein.
Es sind die liebevollen Klangdetails, die jeden Track so unverkennbar, aber einzigartig machen. Zum Beispiel die Panflöte in "Rosen zum Plafond (Besser Wenn Du Gehst)", die Klanghölzer in "Plansch", der plötzliche Rap in "Softdrink", das funkige Bass in "Spliff" und überhaupt die ewig clevere E-Gitarre. Maurice singt dazu mit so unendlich viel Finesse und Swag, dass wir einfach nur alle Ausdrücke, die er da lässig ausspuckt, eins zu eins übernehmen wollen.
Bilderbuch haben einfach Stil. Das Video zu "OM" dürfte das endgültig bewiesen haben:
Wie blöd freuen wir uns auf Freitag, wenn dann endlich Schick Schock veröffentlicht wird. Weil wir dann endlich mal wieder ein Album haben, das wir mindestens eine Woche lang rauf und runter hören können. Und auch, weil sie in diesem Zuge auch wieder eine ausgedehnte Tour machen:
11.03.15 // Innsbruck, Weekender
12.03.15 // Salzburg, Rockhouse
13.03.15 // Graz, Orpheum
14.03.15 // Linz, Posthof
18.03.15 // Erlangen, E-Werk
19.03.15 // München, Strom
20.03.15 // Berlin, Astra
21.03.15 // Leipzig, Täubchenthal
22.03.15 // Hamburg, Mojo
23.03.15 // Hannover, Faust
25.03.15 // Stuttgart, Wagenhallen
26.03.15 // Köln, Stollwerk
27.03.15 // Frankfurt, Zoom
29.03.15 // Heidelberg, Halle 02
30.03.15 // Münster, Sputnikhalle
01.04.15 // Wien, Arena
und schließlich:
17.04.15 // München, Studiokonzert bei egoFM
Tracklist: Bilderbuch - Schick Schock
- Willkommen im Dschungel
- Feinste Seide
- OM
- Spliff
- Schick Schock
- Softdrink
- Maschin
- Barry Manilow
- Rosen zum Plafond (Besser wenn du gehst)
- Plansch
- Gigolo
- Gibraltar
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