Sepalot: neverlost

Sepalot: neverlost

Das Album der Woche

Von  Vitus Aumann
Der Münchner Produzent setzt sich sein neuestes Klangkunstwerk zusammen.

Auch wenn diese Wahl gerne mal Anlass zum Fremdschämen gibt: Lost war am Anfang des Jahrzehnts eine schon ziemlich guter Griff für das Jugendwort.

Dieses Gefühl zwischen all diesem Chaos und Strudel an weltbewegenden Veränderungen mal kurz den Halt zu verlieren war nur allzu bekannt – für so ziemlich jeden Menschen, ganz egal wie alt.

Mit neverlost ruft Sepalot jetzt scheinbar zum Gegenschlag aus: Sein neues Album soll jetzt scheinbar alles wieder an die richtige Stelle anordnen.



Alte Sounds und neue Friends

Dass Sepalot mal Teil vom legendären Blumentopf war, wirkt irgendwie schon fast wie eine Geschichte aus dem früheren Leben. Nicht nur, weil die Auflösung schon gruselig lange her ist, sondern weil sich der Münchner eh schon ziemlich schnell einen ganz eigenen Namen gemacht hatte. Sowohl mit seinem elektronischen Sound, als auch mit seinem Ausflug in jazzige Klangkonstrukte hat Sepalot immer gezeigt, dass er eben nicht nur Beats basteln, sondern auch ganze Songs zusammenschrauben kann.

Mit neverlost macht er jetzt den nächsten Schritt – hier verschmelzen seine verschiedenen Klanggesichter mal wieder zu etwas ganz Neuem.


So fällt es beim Hören gar nicht mal so leicht einzuordnen, ob man gerade einer Band zuhört, oder ob hier ein Produzent geschickt Samples aneinanderreiht. Ist aber auch ziemlich egal, denn wenn man "Stand By Your Side" auf den Ohren hat, wird sogar so was Banales wie Kohlensäurezylinder austauschen zum coolsten Trip des Tages.

Vor allem in Songs wie "Äö" und "There Is a Fire In Me" kommen außerdem erfreuliche Erinnerungen an Massive Attack oder Portishead durch. Sepalot setzt auf Beats, die zwar entspannt wirken, aber doch eine ziemliche Wucht entfalten. Dazu kommt smoother, ordentlich hallender Bläsersound und immer die genau passende Stimme. Sepalot hat dieses Mal alte und neue Bekanntschaften auf seine Songs eingeladen. Die Stimme von Angela Aux kennt man zum Beispiel schon von diversen Sepalot Projekten und auch die anderen Mitglieder vom Sepalot Quartett tauchen auf der Platte auf. Aber auch die Münchner Newcomerin Malva, die letztes Jahr ein fast schon magisches Debüt abgeliefert hat, darf mit ihrer Stimme auf "Visions" zum Träumen einladen.



Doch kein Fundbüro

Auch wenn jeder Song neue Kniffe aufweist, klingt die Platte erstaunlich harmonisch, geradezu wie aus einem Guss. neverlost wird da fast schon zum widersprüchlichen Titel – im Sound von Sepalot kann man sich nämlich ziemlich gut und ziemlich angenehm verlieren. Aber vielleicht ist das genau der Hintergedanke: Denn neverlost macht ziemlich klar, dass Sepalot es liebt eigentlich widersprüchliche Dinge auseinanderzunehmen und sie dann zu etwas ganz Neuem zusammenzusetzen.

Da dürfen neverlost und Lost auch gerne mal der gleiche Zustand sein.



Tracklist: Sepalot - neverlost

  1. Stand By Your Side
  2. visions (feat. Malva)
  3. Get Higher (feat. Temple Haze)
  4. I Know You Can
  5. Never Give Up
  6. Sun Upside (feat. Angela Aux)
  7. Äö
  8. There Is a Fire In Me
  9. neverlost (feat. Fabian Füss)
  10. patterns (feat. Matthis Lindermayr)

neverlost von Sepalot erscheint am 07. Juli 2023 via Eskapaden Musik

Design ❤ Agentur zwetschke