Fenne Lily: Breach

Fenne Lily: Breach

Der Lieblingstonträger der Woche

Das zweite Album der Sängerin aus Bristol ist eine Bedroom Pop Meisterleistung


Wer kam eigentlich auf die Idee, eine Musikrichtung nach einem Zimmer zu benennen?


So etwas wie Heizraumreggae oder Balkondeathmetal klingt doch schon eher absurd. Aber im speziellen Fall Bedroom Pop macht der Name dann eben doch Sinn: Beweismaterial liefert Fenne Lily mit ihrem zweiten Album Breach.


Introvertiert und emotional


Bedroom Pop ist so was wie ein Sammelbecken für Künstler*innen, die in ihrer Musik weniger auf hochglanzpolierten Sound, dafür viel mehr auf emotionale Tiefe setzen. Und so hat auch die 21-jährige Songwriterin aus Bristol keine Scheu davor, ihre tiefprivaten Gedanken in Songs zu verwandeln. Ihr Debüt On Hold war schon eine Songsammlung über zwischenmenschliche Dramen der kleineren und größeren Sorte.

Fenne Lilys zweites Album richtet den Blick jetzt eher nach innen.


Breach dreht sich vor allem ziemlich intensiv um einen Zustand, mit dem wir alle in den letzten Monaten stärker konfrontiert waren als sonst: Das Alleinsein. Noch bevor dieser Virus uns alle in unsere Schlafzimmer gedrängt hat, hat sich die Songwriterin auf einen Selbstfindungstrip in die Isolation begeben.

it’s not hard to be alone anymore / though I’m sleeping with my key in the door


In dieser Zeit hat Fenne Lily nicht nur "Berlin" geschrieben, sondern auch Inspirationen für Songs über die Freuden und die Herausforderungen des Alleinseins gesammelt. Dabei schafft es die Sängerin aus Bristol immer nachvollziehbar zu bleiben und erstaunlich viel Substanz in wenige Textzeilen zu verpacken.


Philosophie zwischen schmutziger Wäsche

Das zeigt sich vor allem, wenn Fenne Lily neben ihren persönlichen Erfahrungen als aufstrebende Künstlerin – das Album hört nicht ohne Grund mit "Laundry and Jet Lag" auf – sogar noch philosophische Konzepte ins Spiel bringt.

"Solipsism" spannt zum Beispiel elegant den Bogen zur gleichnamigen These, die besagt, dass außer dem eigenen Ich kein anderes Bewusstsein existiert. Hört sich kompliziert an, aber der Song driftet dank Ohrwurmkeyboardklängen und leicht verzerrten Gitarren in keinem Moment zu einer Philosophievorlesung ab.

 

Ein wenig bricht Fenne Lily dann doch ein mit Genretraditionen:


Beedrom Pop klingt typischerweise eher minimalistisch und reduziert – wer hat schließlich schon noch genug Platz für fünfzig Instrumente im Schlafzimmer. Die Songs auf Breach haben hingegen spätestens beim zweiten Hören erstaunlich viel Tiefgang.

So bekommt "Alapathy" gegen Ende mit ein paar Keyboardklängen und verzerrten Gitarren fast noch leichte Ähnlichkeit zu The War On Drugs. Und "Birthday" hebt jede*n Zuhörer*in durch Streicherklänge in ganz neue Höhen – es ist eben genau diese Art von Musik, die aus einem Abend allein zu Hause im Bett plötzlich eine verträumt philosophische Erfahrung macht. Und deshalb passt der Genretitel so ideal zur Musik.



Tracklist: Fenne Lily - Breach


01 To Be A Woman Pt. 1
02 Alapathy 
03 Berlin
04 Elliott]
05 I, Nietzsche
06 Birthday 
07 Blood Moon 
08 Solipsism 
09 I Used To Hate My Body But Now I Just Hate You
10 ’98
11 Someone Else’s Trees
12 Laundry And Jetlag 

Breach erscheint am 18. September bei Dead Oceans.

Design ❤ Agentur zwetschke