Endlich erklärt mal jemand, wie Sex bei Leopardenschnecken funktioniert.
Wenn der erste Chorus von "Chivalry is not Dead" einsetzt, hat man als Hörer*in schon so einiges gelernt:
Zum Beispiel, dass bei Seepferdchen die Männer schwanger werden und die Eier austragen. Und man hört von seltenen Leopardenschnecken, die sich eng umschlungen gegenseitig blaue Spieße in den Leib rammen. Man kann sich also schon denken - hier kommt keine ganz normale Platte auf uns zu:
Hiatus Kaiyote haben mit ihrem dritten Album Mood Valiant mal wieder alle Grenzen gesprengt.
Chaos neu gedacht
Aber immer der Reihe nach: Warum singt da jetzt wer über sich paarende Weichtiere? "Chivalry is not Dead" klingt vielleicht erst beim dritten Hören so, aber eigentlich darf der Song als freche Parodie auf die dezent sexbesessene Popmusik verstanden werden – bei Hiatus Kaiyote geht es dann aber eben nicht um Säugetiere. Wirklich viel Lust auf konventionelle Musik hatten die Australier*innen eben nie:Hiatus Kaiyote waren schon immer ziemliche Weirdos, aber eben auch verdammt erfolgreiche Weirdos.
Schon das selbstproduzierte Debüt war für den Grammy nominiert, Sängerin Nai Palm hat nicht nur Drake ins Schwärmen gebracht und sogar Musiktitanen wie Kendrick Lamar, Beyoncé und Jay-Z schnappen sich immer wieder Songs der Band als Sample.
Nur logisch also, dass Nai Palm und Kollegen absolut keinen Grund dafür sehen, sich musikalisch einzuschränken. Das führt aber auch dazu, dass man für Mood Valiant ein paar mehr Anläufe braucht, bis die Platte so richtig klickt.
Denn sogar das relativ sanfte Introstück "Sip Into Something Soft" strotzt nur so vor komplizierten Melodien, vertrackten Schlagzeuggrooves und vielschichtigen Keyboardklängen. "Chivalry Is Not Dead" ist selbst als Popmusikparodie noch komplexer als die gesamten Charts. "Rose Water" führt erst mit Piano Akkorden auf die falsche Fährte, bis der Basslauf den Song zerstückelt und in ganz andere Sphären katapultiert. Eigentlich kaum möglich das Ganze in irgendwelche Genregrenzen zu zwängen, Hiatus Kaiyote sind manchmal Rn’B, manchmal Jazz, meistens genau der richtige Punkt dazwischen.
Die Songs der Band haben selten sowas wie eine klare Struktur: Alles ist konstant im Wandel, jede musikalische Abenteuerreise wird angetreten ohne auch nur eine Sekunde an das Ende zu verschwenden.
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