Lava La Rue: STARFACE

Lava La Rue: STARFACE

Das Album der Woche

Von  Vitus Aumann
Die Alien Invasion klingt hier mal ein kleines bisschen anders.

Manchmal braucht's einfach den Blick von außen

Egal ob es um eine komplizierte Gruppenarbeit oder ein persönliches Drama geht: Hin und wieder braucht man einfach die Meinung von jemanden, der nicht ganz so tief drinsteckt. Nur so kriegt man die nötige Perspektive falls es scheinbar unlösbare Verwirrungen gibt.

Vielleicht bräuchte die Menschheit an sich ja auch mal eine kleine Beratung von außerhalb. Ein Besuch von einem Alien könnte sozusagen ausnahmsweise mal nicht in einem Explosionsfeuerwerk enden, sondern in einer spannenden Reportage über das menschliche Wesen.

Klingt abstrakt – aber Lava La Rue hat das ziemlich gut hinbekommen.  


The Rise of Lava La Rue

Okay zugegeben, die Idee vom Alientrip zur Erde ist nicht unbedingt neu: David Bowie verwandelte sich ja schon in Ziggy Stardust und kam mit seinen Spiders from Mars auf die Erde, um der Menschheit mal den Rock'n'Roll zu erklären. Aber auch wenn Cover und Titel an den Starman erinnern, hat Lava La Rue eben einen etwas anderen Ansatz.

Das Alien Alter Ego kommt nicht zum Predigen auf die Erde – es will einfach nur verstehen, wie die Menschheit so tickt.  

Außerdem geht Lava La Rues Sound auch eher andere Pfade als die guten alten Spiders from Mars. Glam Rock Gitarren hört man recht selten, STARFACE fährt dafür mit einer absolut wilden Genremischung auf: Nach kurzem Intro startet das Album auf "Better" mit entspanntem Funkgitarrenriff. Gleich danach dreht "Manifestation Manifest" die psychedelischen Synthies auf Kevin Parker Niveau auf und Lava La Rues entspannter Rapflow lädt zum abdriften ein.

STARFACE macht also schnell klar, dass man es sich nicht zu lange in einem Sound bequem machen sollte: Spätestens wenn "STARFACE'S Descent" dann auch noch Drum & Bass Grooves in den Ring wirft und "Second Hand Sadness" eine regelrechte Wall of Sound aufbaut merkt man, dass man es hier mit einem unglaublich vielseitigen Debüt zu tun hat. So eine Vielfalt kann eigentlich schnell überfordernd werden, aber Lava La Rue schafft die Genresprünge ohne auch nur ansatzweise ins Schwitzen zu geraten.

STARFACE ist ein riesengroßes Genrechaos – und das ist als absolutes Kompliment gemeint.


 

Aliens Exist

Lava La Rues Vielseitigkeit an den Instrumenten wäre also schonmal eindrucksvoll bewiesen. Allerdings beweist STARFACE dann doch etwas, was eigentlich gegen das ausgerufene Albumkonzept verstößt: Nämlich die Menschlichkeit. STARFACE wird zwar aus Alienperspektive erzählt, aber die Geschichten der Songs basieren dann eben doch auf dem irdischen Leben.

"Better" verarbeitet zum Beispiel traumatische Erfahrungen mit einem Stalker, schafft es aber sogar trotzdem auch noch eine hoffnungsvolle Hymne auf die Besserung zu werden. Und auch die queere Alienbeziehung in "Lovebites" klingt dann doch nach einer ausgeschmückten erdlichen Erfahrung. Man muss die Aliengeschichte nicht ständig im Hinterkopf haben, um STARFACE zu genießen. Aber es lohnt sich eben doch, weil die Alienperspektive so einige menschliche Verwirrungen beleuchten kann.

Und das STARFACE-Alien hat doch so einiges mehr mit den Menschen gemeinsam, als man denkt.



Tracklist: Lava La Rue - STARFACE

  1. A Star Journey Begins...
  2. Better ft. Cuco
  3. Manifestation Manifesto
  4. Push N Shuv
  5. STARFACE's Descent feat. tendai
  6. Aerial Head
  7. Poison Cookie ft. AUDREY NUNA
  8. Friendship's Death (1987)
  9. FLUORESCENT / Beyond Space ft. NiNE8 & Feux
  10. INTERPLANETARY HOPPIN ft. So!YoON!
  11. LOVEBITES
  12. CHANGE
  13. Humanity
  14. Second Hand Sadness ft. yunè pinku
  15. Shell Of You
  16. Sandown Beacch
  17. Celestial Destiny ftt. bb sway

STARFACE von Lava La Rue wurde am 19. Juli 2024 via Dirty Hit veröffentlicht.

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