Wer Lola Marsh nur mit zuckersüßen Popsongs verbindet, sollte bei ihrem dritten Werk endlich die Lauscher mal ordentlich aufstellen.
Vor den Longplayern kam der Ruhm
Yael Shoshana Cohen und Gil Landau lernten sich bereits vor elf Jahren in Tel Aviv kennen und als Musiker*innen gegenseitig schätzen. Lola Marsh als Band der beiden ist allerdings erst zwei Jahre später (2013) geboren. Noch bevor die ersten Singles offiziell veröffentlicht wurden - welche die Spitzen diverser Charts übernommen haben, zum Beispiel Spotifys "Top 10 Most Viral Tracks" oder Hype Machines "Most Popular Tracks" - wurden Lola Marsh 2014 bereits zum Primavera Sound Festival in Barcelona geladen, wo sie sich direkt mal eine größere Fangemeinde sichern konnten. "Sirens", die erste Single von Lola Marsh (2015) landete außerdem im Soundtrack der Serie Scream, was dem Duo noch mehr in die Hype-Händchen gespielt hat. So waren Lola Marsh bereits ein Name noch bevor überhaupt das Debütalbum erschienen ist - Remember Roses (2017) erschien erst vier Jahre nach Gründung der Band, 2020 folgte Someday Tomorrow Maybe. Nach dieser kleinen Geschichtsstunde befinden wir uns im Hier und Jetzt und schließlich beim dritten Album: Shot Shot Cherry.Ein Album mit Tiefe und deutlicher Weiterentwicklung
Lola Marsh war schon immer eine Band der man sich hingeben muss, um nicht dem Irrglauben zu verfallen, es gebe hier nur große Pop-Hymnen zu erleben. Schon immer steckte eine gewisse Tiefe und Klangvielfalt in der Musik der Israelis, die erst entdeckt werden musste. Bei Shot Shot Cherry können wir dieses Phänomen mehr denn je beobachten.Worum es auf Shot Shot Cherry geht
Klar: Liebe! Aber das wäre jetzt gemein, das so arg vereinfacht in denn Raum zu werfen. Auf Shot Shot Cherry werden einige Facetten des Gefühls beleuchtet, zum Beispiel die Schwierigkeiten einer Liebe auf Distanz aka Fernbeziehung ("Love Me On The Phone"), Trennung ("This Is Not The End"), eine Beziehung, die gerade eine schwierige Zeit durchmacht ("Satellite") oder die schmerzende Sehnsucht nach einem verstorbenen, geliebten Elternteil ("Because of You").Außerdem wird sich mit dem Erwachsenwerden beschäftigt ("Never Grow Up") und darüber hinaus werden auch globale Unsicherheiten behandelt. Diese waren in Form der Pandemie immerhin auch der Grund, warum Lola Marsh jetzt erst ihre Tour fürs vorangegangene Album nachholen können - während das nächste Werk eben auch schon draußen ist. Auf "The End of the World" geht es zudem um Gefahren für die Menschheit, ausgehend von Klimakrise und Krieg.
The guns are back
With hate in blood
Million hearts
Are buried in the mud
So close your eyes from
Dawn to dusk
Is this our end
I dare to ask
And now I ask you
My trusted friend
This is how
Our story ends
The humming bees they
Are all gone
But we all knew it
All along
- The End of the World von Lola Marsh
Der Sound von Shot Shot Cherry
Im Schnelldurchlauf, weil das Album wirklich eine unglaubliche Menge diverser Klänge bietet: ABBA-esque Disco-Melodien ("Shot Shot Cherry"), feine Wehmut ("Never Grow Up"), Powerballaden ("If You Wanna Be My Lover", "This Is Not the End" oder das düstere "Going Back"), emotionale Klangtiefen ("Satellite"), Folk (das zartere "Because Of You" oder "Chasing Storms", bei dem Synthesizer bedrohlich dröhnen und damit perfekt einen sich annähernden Sturm symbolisieren), treibender Synth-Pop ("Run Run Baby") oder epochale Soundtrack-ähnliche Klänge ("The End of the World").Bei dieser Menge an unterschiedlichen Elementen kann nicht nur Multiinstrumentalist Gil zeigen, was er drauf hat, auch das beeindruckende Stimmtalent von Yael kommt in vielen verschiedenen Facetten gebührend zum Einsatz. Die Vielfalt und vor allem der dramaturgische Aufbau, der in einem mächtigen Schluss mündet, machen unglaublich viel Spaß beim Hören.
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