Lola Young: This Wasn’t Meant For You Anyway

Lola Young: This Wasn’t Meant For You Anyway

Das Album der Woche

Von  Vitus Aumann
So gut klingt Herzschmerz eigentlich nie.

Klare Sache: Das häufigste jemals besungene Thema ist die Liebe.

Und knapp dahinter auf Platz Zwei ist dann wahrscheinlich der Hass. Aber kein ganz normaler, sondern diese Wicht an Emotionen, die unvermeidlich herausplatzt, wenn die Liebe ihr Ende gefunden hat.

Trennungshymnen dominieren also immer wieder sowohl die Charts als auch die Liste der Alben des Jahres. Mehr als genug Stoff zu besingen gibt es ja sowieso. Das zeigt Lola Young auf ihrem zweiten Album This Wasn’t Meant For You Anyway.

This is a song for the broken-hearted

Lola Youngs zweites Album ist auch gleich die allerletzte Chance auf den Hype Zug aufzuspringen, wenn man in ein paar Jahren allen Menschen, die es nicht hören wollen, sagen will, dass man sie ja schon kannte, bevor sie groß wurde. Das Debütalbum letztes Jahr war der erste Achtungserfolg, mit dem zweiten Album ist der Aufstieg nach ganz oben eigentlich nur noch Formsache:

Das Talent, das hier durchschimmert, ist unglaublich groß.

Klingt vielleicht erstmal nach protziger Übertreibung, aber This Wasn’t Meant For You Anyway zeigt gleich mal, wie vielseitig die junge Britin sein kann: "Good Books" eröffnet die Platte mit wohligen Erinnerungen an Florence Welch. "Wish You Were Dead" lässt dann die krachigen Gitarren aufheulen – und wenn Lola im Refrain jemandem das Ableben wünscht, klingt es plötzlich nicht mehr aggressiv, sondern nach verzweifeltem Wehklagen. Zeit zum Durchschnaufen liefern dann R&B Klänge auf "Big Brown Eyes", aber bevor man es sich zu bequem machen kann, lässt "Conceited" dann einen epischen Chorus aufbrausen, auf den Wolf Alice stolz sein könnten. Das Ganze ist aber nicht nur ein Flex mit der musikalischen Vielfalt: Trennungsschmerz kann sich halt in allen möglichen Gefühlen widerspiegeln. Manchmal ist er melancholisch, manchmal aggressiv, manchmal einfach nur angenervt, aber meistens eben ganz schön "messy" – und genau das bildet This Wasn’t Meant For You Anyway perfekt ab.


Die letzte Phase

Dass Lola Youngs zweite Platte bei so viel Genrevielfalt nicht komplett im Chaos zerläuft, liegt zum einen an ihrer ziemlich einzigartigen Stimme. Aber eben auch daran, dass das Album wirklich ziemlich monothematisch bleibt. So gut wie jeder Song ist eine knallige Abrechnung mit einem Menschen, den man am Ende dann eben doch lieber nicht so gut kennengelernt hätte. Die Emotionen wechseln dabei genauso wild wie die Genres und Lola liefert einen wahren Almanach an Textzeilen, die man passiv-aggressiv in die Instastory packen kann, damit sie eine ganz spezielle Person in den Feed gespült bekommt. Aber am Ende ist This Wasn’t Meant For You Anyway mehr als eine bloße Abrechnung: Die letzte der Fünf Phasen der Trauer ist bekanntlich die Akzeptanz. Und im einfach nur direkt und ehrlich gesprochenen "Outro" durch die Musik endlich auch die Liebe zu sich selbst entdecken kann.

Viel besser kann man eine Trennung eigentlich gar nicht verarbeiten.



Tracklist: Lola Young - This Wasn't Meant For You Anyway

  1. Good Books
  2. Wish You Were Dead
  3. Big Brown Eyes
  4. Conceited
  5. Messy
  6. Walk On By
  7. You Noticed
  8. Crush
  9. Fuck
  10. Intrusive Thoughts
  11. Outro


This Wasn't Meant For You Anyway von Lola Young wurde am 14. Juni 2024 via Island Records veröffentlicht.

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