Die neue Platte von Marteria ist draußen

Die neue Platte von Marteria ist draußen

Willkommen in der '5. Dimension'

Von  Kaja Lübeck
Marteria hat einen dicken Fisch am Angelhaken: Sein neues Album. Keine Rückbesinnung an ruhige Stunden auf dem Fischerboot, sondern eine Ode an durchzechte Nächte.


Leben auf der Kippe

Wie war das? Ist Marteria aka Marten Laciny auf einmal wieder in Partystimmung? Nach einem Nierenversagen 2015 hat er damals beschlossen, keinen Alkohol und keine Drogen mehr zu konsumieren. Bei einem Benefizspiel für seinen Herzensverein Hansa Rostock hat der Musiker, nachdem er 90 Minuten durchgespielt hat, so viel Bier getrunken, dass sein Leben auf der Kippe stand. Das wertete er als Warnschuss seines Körpers und blieb vier Jahre lang nüchtern.
 

Angeln als Ausgleich

Marteria zog aus Berlin zurück an die Ostseeküste und entdeckte wieder seine Liebe zum Angeln. Als Rostocker Junge findet der Sohn eines Seemanns und Enkel eines Fischers am Wasser innere Ruhe. Ohne die Nächte im Rausch ödete den 38-jährigen sein neues Leben allerdings doch irgendwann an und so wurde seine andere Leidenschaft zum Thema der 5. Dimension: Das Nachtleben.
 
"Jeder Song ist etwas ganz Besonderes für mich. Es ist, als hätte ich mich selbst wieder gefunden. So will ich mich hören, und so soll ich in Erinnerung bleiben." - Marteria
 
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In der Nacht liegt die Kraft

Für Marteria ist das Feiern mehr als nur Spaß und Eskapismus. Es gehe darum, seine eigene Wahrheit zu suchen und zu erschaffen. Ein Glück, dass die Clubs jetzt wieder geöffnet sind, sonst würde vor allem Songs wie "Paradise Delay" oder dem ÄTNA-Yasha-Feature "Love, Peace & Happiness" die geeignete Bühne fehlen. Er besingt den Exzess, ist drei Tage wach und immer der Letzte im Club. Weniger Rap-, mehr wummernde Clubbeats. Dafür sind vor allem die Produzenten des Albums DJ Koze, Siriusmo und seine langjährigen Weggefährten The Krauts verantwortlich.
 

Platz für Selbstreflexion

Den ursprünglichen Plan, auf 5. Dimension ausschließlich die Partymaus raushängen zu lassen, hat er nicht bis zum Ende hin verfolgt. Zwar scheint auch in den Partysongs der melancholische Marten durch, aber diese Einseitigkeit war ihm dennoch zu oberflächlich. Im Endergebnis haben nun auch einige persönliche Momente der Selbstreflexion ihren Platz gefunden. So setzt er sich in "DMT" mit der Schnelligkeit des Lebens auseinander und hält für einen Augenblick inne und in "Strandkind" suhlt er sich in Lokalpatriotismus.
 

"Neonwest"

In der Fokussingle des Albums "Neonwest" verarbeitet Marteria, wie er als kleiner Junge den Mauerfall erlebt hat. Gemeinsam mit seiner Familie tritt er über die Oberbaumbrücke in eine neue Welt – von Ost- nach Westberlin. Eine Welt voller Hoffnung, Fragen und Wunden, die sich in diesem Moment für ihn öffnet.

 

Partyalbum währen der Pandemie?

Bindeglied zwischen den verschiedenen Tracks - Tiefsinn und high sein - bleibt der Sound. Aber warum schreibt man, während die ganze Welt im Stillstand steht, alle Clubs geschlossen sind, so ein Album? Naja, Marteria hat seinen Lockdown etwas anders verbracht als die meisten Leute. Der planschte Anfang Januar 2020 vergnügt im Pool und kündigte mit einem kurzen Video seine wohlverdiente Auszeit an.
 
"Jetzt mach ich erst mal eine Pause. Es geht jetzt die nächsten Monate nicht um Musik, ich werde viel reisen, ich werd mir die Welt angucken, ich werde versuchen, mich neu inspirieren zu lassen." – Marteria
 

Upsi.

Das lief dann bekannterweise doch nicht wie geplant - für dich nicht, für Marteria nicht. Der Rostocker war zu Beginn des Jahres in Caracas unterwegs und schaffte es vor dem finalen Lockdown noch auf Barbados. Nicht unbedingt die ganz große Weltreise, aber eine Chance zum Abschalten, viel Zeit zum Ausruhen - und Musik machen.

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"Niemand bringt Marten um"

Den ersten Song, den er dort geschrieben hat, ist "Niemand bringt Marten um". Der Song handelt von Widerständen, vom Weitermachen und natürlich von Hoffnung auf die Zukunft ohne Pandemie.
 
"Ich hab Langeweile / Hängematte, Palmen und Caprisonne / bin im Paradies, dieses Lied wird auch im Schlaf gesungen. / Und wenn meine Nieren versagen, mein Herz aufhört zu schlagen / bin bei dir für immer, niemand hier bringt Marten um" - Marteria in "Niemand bringt Marten um"
 
Für das Video hat sich Marteria Monchi von Feine Sahne Fischfilet mit ins Boot geholt (wortwörtlich). Passend zum Song versucht er ihn an einer Stelle mit einer Harpune abzuschießen, aber: "Niemand hier bringt Marten um".
 

"5. Dimension" von Marteria ist am 15. Oktober bei Four Music/Sony erschienen.

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