Kurz vor Veröffentlichung des neuen Albums hauen Kraftklub noch eine letzte Singleauskopplung raus.
Bye Kummer, hi Kraftklub?
Ein Konzert von Kraftklub, das bedeutet normalerweise ordentlich beim Chorus mitzugröhlen, während sich verschwitzte Körper im Moshpit aneinanderreiben. Das letzte Mal passiert ist das vor über 930 Tagen, das sind über zweieinhalb Jahre. Einerseits weil die Pandemie dazwischenkam, andererseits, weil Frontmann Felix Brummer sein Soloprojekt Kummer startete und sich die Band in der Zeit eher im Hintergrund hielt. Kummer ist seit dem letzten Song Ende 2021 aber (bis auf die Abschiedstour im Sommer) auch Geschichte. Die Hoffnung vieler Fans, dass es deshalb wieder neue Musik von Kraftklub geben könnte, stieg bis ins Unermessliche. Und die Band aus Chemnitz lässt sich das nicht zweimal sagen.Live in der Fußgängerzone
Vor ein paar Wochen kündigten sie deshalb mit der rhetorischen Frage "Kommt das Album dieses Jahr?" nicht nur neue Musik, sondern anschließend auch ein Livekonzert in der Leipziger Innenstadt an. Also mal eben den Proberaum zusammengepackt, Instrumente in den Zug geladen und anschließend den Drum-Teppich in der Fußgängerzone in Leipzig wieder ausgerollt. Zu diesem Gig kamen über 1.000 Menschen und legten zwischenzeitlich sogar den Verkehr lahm.
Der neue Song "Blaues Licht"
Auch "Blaues Licht" hat den typischen Kraftklub-Vibe, mit dem sie zwar immer überzeugen, ohne aber dabei bei jedem Song gleich zu klingen. Inhaltlich fangen sie mit dem Track einen Moment ein, der gefühlt kurz aus der Zeit fällt: Einerseits noch euphorisiert und glücklich am Feiern, andererseits langsam zurück in der Realität, weil es Draußen anfängt hell zu werden. Und zwischen diesen beiden Welten steht diese eine andere Person, wegen der man will, dass der Moment noch nicht endet:"Blaues Licht" ist nach "Teil dieser Band", "Fahr mit mir (4x4)", "Ein Song reicht" und "Wittenberg ist nicht Paris" die fünfte Single des neuen Albums.
"Teil dieser Band"
12 Jahre Bandbestehen sind ein guter Grund, mal kurz innezuhalten und zurück zu blicken: Mit "Teil dieser Band" machen Kraftklub genau das und erzählen ihre eigene Geschichte. Untermalt werden die Erinnerungen mit vielen alten Bandaufnahmen:"Fahr mit mir (4x4)"
Auch wenn vereinzelt schon in Reddit-Foren und auf Social Media darüber gemunkelt wurde, mag der neue Kraftklub Song wahrscheinlich viele überraschen, immerhin ist es ein Feature mit Tokio Hotel. Das klingt vielleicht erstnal ungewohnt. Umso länger man darüber nachdenkt, umso mehr Spannung und Euphorie setzen allerdings ein. Kraftklub hatten schon vorab angekündigt, dass ihr neuer Song ein Feature sein wird, zunächst aber geheim gehalten, um wen es sich dabei handelt. Um Mitternacht wurde das Geheimnis dann gelüftet und die Reaktionen sind - bis auf wenige Grantler*innen à la "früher wart ihr sowieso besser" - ganz schön positiv. Kein Wunder, der Song hat sofort einen guten Vibe, einen eingängigen Refrain, der zum Mitsingen animiert und ziemlich großes Potential, den Sommer lang in Parks und durch heruntergefahrene Autofensterscheiben zu klingen."Fahr mit mir (4x4)" ist ein "Mittelfinger hoch in Richtung Rasengitterdeutschland, Provinzfolklore und ostdeutscher Heimatbeklemmung in der Kleingartenanlage", heißt es im Pressetext. Macht Sinn, immerhin kommen beide Bands aus dem Osten. Wie schon Olli Schulz im Podcast Kaulitz Hills vor ein paar Monaten zu der Kollabo sagte (damals wurde der Bandname von Kraftklub gepiepst): "Da wächst zusammen, was zusammen gehört" und er hat recht: Kraftklub und Tokio Hotel sind ein Feature, von dem wir weder wussten, dass wir es brauchen, noch dass es so gut funktioniert, das aber trotzdem - oder gerade deswegen - so überzeugt.
"Wittenberg ist nicht Paris"
"Und 'Nazis raus!' ruft es sich leichter, da wo es keine Nazis gibt."
Vielleicht kannst du's dir mit dieser Textzeile ja schon denken: Der neue Kraftklub-Song kritisiert "Haltungsschäden in den eigenen Reihen", wie sie es selbst sagen. Was wie eine Politik interessierte Generation wirkt, ist dann doch teilweise sehr bequeme Dissidenz mit sehr vielen Privilegien."Ein Song reicht"
Dass die Fans Bock haben auf neue Musik, ist auch irgendwie verständlich. Immerhin ist das letzte Album Keine Nacht für Niemand im Jahr 2017 erschienen – das sind fünf (!) Jahre. Mit "Ein Song reicht" wurde der Kraftklub-Durst aber erstmal wieder gestillt. Der Song ist eine "Hommage an all die musikalischen Vorbilder, deren Musik zu viele Erinnerungen hervorruft", sagt die Band. Gleichzeitig ist er in typischer Kraftklub-Manier ein ziemlicher Ohrwurm und der Chorus - du ahnst es schon - hat wie immer Mitgrölfaktor. Und apropos mitgrölen: Live geht das bei der "K Tour 2022" im November.Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an
Artikel teilen: