Endlich wird Traumtänzerei zum eigenen Genre.
Ganz ehrlich: So wirklich haben uns die Clubs erst gefehlt, als sie dann plötzlich aus Hygienetechnischen Gründen geschlossen werden mussten. Und wer der landtäglichen Verordnung nicht nachkommen konnte, oder eben einfach aus diversen Gründen nicht mit dem*der eigenen Partner*in tanzen wollte, musste das Abzappeln eben in die Welt der Träume verlagern. Schade eigentlich, dass es unser Album der Woche damals zum ersten Lockdown noch gar nicht gab, denn Polo & Pan liefern den perfekten Soundtrack zum Tanzen in der Traumwelt.
Weltreise mit Diskobeat
Polo & Pan sind so ein Duo, das man nicht so genau verorten kann. Paul und Alexandre haben erst al DJ Duo die französische Clublandschaft in Rauschzustände versetzt. Danach gings selbst ins Studio, wo an eigenen Songs gebastelt - undefinierbar tanzend zwischen allen möglichen musikalischen Regionen. Da dürfen schonmal italienische Gassenhauer aus den 30er Jahren mit relativ modernen Discobeats zusammentreffen. Sonst tendiert französische Tanzmusik gerne mal dazu betont französisch zu klingen, Polo & Pan liefern dagegen eher akustische Weltumseglung.Das Debüt Caravelle hat ihnen dafür vor vier Jahren einiges an Lob eingebracht, Cyclorama möchte jetzt exakt da weiter machen.
Nach der wissenschaftlichen Definition – wir lassen den Film Inception jetzt einfach mal als Wissenschaft durchgehen – weiß man bei Träumen ja immer nie so genau, wie sie anfangen: Man ist unmittelbar einfach mittendrin und plötzliche Szenenwechsel sind nicht ausgeschlossen. An diesem Prinzip hangelt sich auch Cyclorama entlang: Es werden keine geradlinigen Tanzflächenkracher präsentiert, es kracht erst nach einigen geschickt geschwungenen Kurven. Die Leadsingle "Ani Kuni" lässt zum Beispiel erst alle Songbestandteile einzeln unter dumpfem Filter auftreten, bevor dann in großer Ekstase alles zusammentreffen darf. "Magic" baut sich erst über einen hypnotisch wiederholenden Gesang auf, driftet dann in ein sanftes Synthieutopia ab, bis es gegen Ende der sechsminütigen Traumreise ein Wiedersehen mit dem Chor gibt.Die Einflüsse aus aller Welt sind auch auf Cyclorama wieder voll eingeschlagen. "Oasis" lässt natürlich keine "Wonderwall" Samples zu, sondern liefert meditative Klänge die einen imaginären Wüstentrip auf sprechenden Dromedaren vertonen könnte – ganz ohne Dehydration und Sonnenbrandgefahr.
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