Yeasayer: Erotic Reruns

Yeasayer: Erotic Reruns

Der Lieblingstonträger der Woche

Tanzen bis zur Apokalypse. Yeasayer setzen der globalen Krise auf ihrem fünften Album eine geballte Ladung guter Laune entgegen.

Mal ehrlich: Besonders viel Spaß macht es nicht, das politische Zeitgeschehen im Jahr 2019 zu verfolgen.

Von Donald Trump bis zum Brexit wartet man in Schockstarre auf die nächsten News, die die persönliche Weltsicht wieder etwas mehr ins Wanken bringen. All das müssen auch Yeasayer gespürt haben, als sie vor gut zwei Jahren mit der Arbeit an ihrem neuen Album beginnen. Schließlich ist die Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten gerade in aller Munde, nicht zuletzt wegen des Ergebnisses. Im Angesicht dieser Zeit findet das New Yorker Trio schließlich einen genau so simplen wie effektiven Ansatz - die drohende Schockstarre wird einfach weggetanzt.

Eingängige Songs mit düsteren Texten

Herausgekommen ist mit Erotic Reruns das bisher geradlinigste und zugänglichste Album von Yeasayer. Die psychedelischen Zwischentöne in Richtung Weltmusik sind einem tighten Sound gewichen, bei dem Groove und Melodien im Vordergrund stehen. Opulente Arrangements gehören nahezu komplett der Vergangenheit an und eine (noch) ungewohnte Klarheit lässt die Songs von Yeasayer glänzen.

Nur gelegentlich kommen quietschende Synths vorbeigeflogen, mal werden die bewusst simpel gehaltenen Rhythmen von Akustikgitarren und mehrstimmigem Gesang durchbrochen.

Doch Yeasayer legen den Fokus ganz bewusst auf Eingängkeit und arbeiten sich auf diese Weise zielstrebig in die Gehörgänge der Hörer*innen vor. So leichtfüßig die Musik einerseits klingt, so düster sind auf der anderen Seite die Texte, die Chris Keating singt. Bei "Crack A Smile", dessen Hook von einem trockenen Gitarrenriff angetrieben wird, ist es fast unmöglich, nicht an den amerikanischen Präsidenten zu denken, wenn von einem schief grinsenden Lügner gesungen wird. Im schleppenden "Blue Skies Dandelions" liefern Yeasayer direkt eine Handvoll explizite und äußerst kreative Vorschläge, wie man Donald Trump von seiner Einsamkeit befreien könnte - ihm zum Beispiel eine Pyramide bauen, in der er dann seinen Tod fände. Das "24-Hour Hateful Life!" vertont das Trio als Elektro-Shuffle, inklusive Saxophon und atemberaubend cooler Bassline.


Yeasayer klingen immer dann am besten, wenn sie ihrem Hang zu musikalischen Experimenten freien Lauf lassen.

Heulend legt sich in der Midtempo-Nummer "Let Me Listen In On You" eine Slide-Gitarre über die überraschenden Harmonien. In der zweiten Hälfte explodiert der Song dann nochmal in einem brachialen Interlude, bevor die Seventies-Gedächtnis-Keyboards das wuchtige Ende bestimmen. Die erste Single "I'll Kiss You Tonight" erinnert aufgrund eines hüpfenden Beats an Metronomy, in "Ecstatic Baby" klingt Sänger Chris Keating dank seiner dem Songtitel Folge leistenden, ekstatischen Performance wie David Byrne von den Talking Heads.

Erotic Reruns ist fast zu schnell vorbei

Leider endet das Album mit "Fluttering In The Floodlights" nach einer knappen halben Stunde viel zu früh. So sehr Yeasayer mit ihrem fünften Album auf Kompaktheit gesetzt haben, so hätte man dennoch gerne ein längeres Statement gehört. Denn manchmal kratzen die Songs dann doch ein bisschen zu sehr an der Oberfläche - vor allem, wenn das Trio in "Na-na-nas" und "Uh-uh-uhs" verfällt.

Zum Glück ist diese Gute-Laune-Power aber allem voran richtig ansteckend. Also, Kopf hoch und tanzen! Wenn's darum geht, sind Yeasayer einfach unwiderstehlich.




Tracklist: Yeasayer - Erotic Reruns


01 People I Loved
02 Ecstatic Baby
03 Crack A Smile
04 Blue Skies Dandelions
05 Let Me Listen In On You
06 I'll Kiss You Tonight
07 24-Hour Hateful Live!
08 Ohm Death
09Fluttering In The Floodlight

Erotic Reruns wurde am 07. Juni 2019 via Yeasayer Records veröffentlicht

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