Wie, es ist schon fast Juli? Zeit, die Plattenkisten der letzten Monate zu durchwühlen und das Beste vom Besten aufzulegen. Die Entscheidung ist uns wie immer nicht leicht gefallen, aber:
Voilà, das sind unsere liebsten Alben der ersten Jahreshälfte - in keiner bestimmten Reihenfolge.
Apparat - LP5
Egal wie traurig wir waren, als Moderat ihre Auflösung bekannt gegeben haben, umso glücklicher sind wir jetzt, da uns 2019 schon je ein Album der Ursprungsprojekte Modeselektor und Apparat beschert hat. LP5 fand unsere Musikredaktion so großartig, dass sie dem Longplayer von Sascha Ring aka Apparat - zack - ein egoFM Lieblingstonträger-Siegel verpasste. Es ist aber auch ein Höhenflug elektronischer Musik, auf den Apparat uns da in Form von zehn starken Tracks mitnimmt. Eine umfangreiche und ausgetüftelte Produktion, in der sich hier und dort pfiffige Details verstecken. Einfach genial!
Vampire Weekend - Father Of The Bride
Mit Father Of The Bride versüßten uns Vampire Weekend unseren Frühling. Zum gewohnten Indie-Sound von Ezra Koenig und seiner Band hört man auf dem neuen Album Country-Anleihen und Vibes aus Japan, Italien und Manchester. Weltoffen wie immer eben. Beinahe nebenher konstruiert Vampire Weekend so mal wieder Hymnen zu den großen Fragen des Lebens. Wie schon das etwas düstere Quarterlife-Krisen-Album Modern Vampires of the City überzeugt Father Of The Bride auf ganzer Linie - mit ein bisschen positiverer Grundstimmung und einem leichten Schuss Melancholie.
Nilüfer Yanya - Miss Universe
Die Gitarre ist das Instrument von Nilüfer Yanya. Aus London zog sie mit ihrem Debütalbum Miss Universe aus, um dem gesamten Universum wieder Lust auf lautstarke Riffs und Akkorde zu machen. Ihr eigenwilliger Indierock beinhaltet aber auch tanzbare Beats, und Lyrics, die wir nur schwer wieder vergessen können:
"Cause it's true, you're all I really wanted. Somebody to stop me, somebody to hold me back, it gets worse."
Balthazar - Fever
Nachdem sich die Band Balthazar eine kleine Verschnaufspause gegönnt hat, in der die Belgier sich fast drei Jahre lang ihren verschiedenen Soloprojekten widmeten, präsentierten sie uns am Anfang des Jahres endlich eine neue gemeinsame Platte – und die hatte es in sich. Die Einflüsse der jeweiligen Soloprojekte von J. Bernardt und Warhaus sind dabei deutlich zu hören: Auf Fever ist der Spirit der Band unübersehbar wiederbelebt - gleichzeitig sprudelten die Ideen für Neues nur so aus den Kreativköpfen. Während die typischen Streicher im neuen Album beispielsweise keine allzu große Rolle mehr spielen, bekommt man jetzt orientalische Sounds zu hören. Fever klingt damit insgesamt wie eine Wiedergeburt – aber Balthazar bleibt Balthazar und damit unverwechselbar einzigartig.
Nick Waterhouse - Nick Waterhouse
Den Stempel des Nostalgikers für Rhythm & Blues, Soul und Rock'n'Roll hat Nick Waterhouse seit Tag eins. Mittlerweile zum vierten Mal gönnt uns der Musiker aus L.A. auf dem gleichnamigen Album Nick Waterhouse eine kurze Auszeit von zeitgenössischer Popmusik. Selbstverständlich, dass er die Songs darauf komplett analog aufgenommen hat. Seinen Stil hat Nick Waterhouse über die Jahre weiter perfektioniert und ist dabei noch ein bisschen authentischer und besser geworden als auf seinen vergangenen, bereits viel gelobten Alben. Bei Songs wie "I Feel An Urge Coming On" wollen wir beim Hören auf die nächste Tanzfläche hüpfen (oder bei Nichtvorhandensein einer Tanzfläche eben in die Mitte eigenen Zimmers) – obwohl wir für die richtigen Tanzmoves wahrscheinlich erstmal einen Kurs belegen müssten, aber egal.
Foals - Everything Not Saved Will be Lost Part 1
Als ob sie gewusst hätten, dass wir uns mit nur einem neuen Album nicht zufrieden geben würden, legen die Foals in diesem Jahr noch nach und werden in der zweiten Jahreshälfte noch ein Album rausbringen. Everything Not Saved Will Be Lost Part 1 gehört aber definitiv auf unsere Liste der liebsten Alben 2019 (bis jetzt). Wohl weil sich Yannis Philippakis und seine Band dieses Mal bei der Produktion ganz auf sich selbst verlassen haben, wirken die Songs musikalisch wie ein neues Kapitel in der Geschichte der Foals. Eines, in dem auch Sechs-Minuten-Songs zugelassen werden, repetitive Gitarrenriffs, die bis an die Grenze unserer Nerven ausgereizt werden, und in dem sich auch mal eine Marimba in einen Song verirrt. In so einem Gefühlsdurcheinander besingen die Foals dann das Ende der Welt und wir tanzen dazu.
Billie Eilish - WHEN WE ALL FALL ASLEEP, WHERE DO WE GO?
Billie Eilish ist das Popwunderkind der Stunde. Und ihr Album WHEN WE ALL FALL ASLEEP, WHERE DO WE GO? wurde nicht nur in der egoRedaktion heiß ersehnt. Dank übermäßigem Hype ihrer Videos auf YouTube feierte das Album von Billie Eilish auch im Mainstream riesige Erfolge: In Großbritannien ist Billie Stand heute die jüngste weibliche Solokünstlerin, die je auf Platz eins der Albumcharts war. Und wir gönnen's ihr! Denn ganz unabhängig von Chartplatzierungen ist die Musik von Billie Eilish einfach anders als alles, was wir in den letzten Jahren im Pop gehört haben - und das hat eine Lieblingstonträger-Auszeichnung verdient.
Dendemann - da nich für!
Bei Dendemann hat man es ohne Frage mit einer Ikone deutschen Hip Hops zu tun. Seit den 90ern schenkt er uns wortspielreiche Rhymes über unglaublich alltägliche Geschichten. Nach Stumpf ist Trumpf 3 zeigte sich Dende für längere Zeit im Fernsehen beim Neo Magazin Royale. Seine Rückkehr auf die Konzertbühnen des Landes feierte er 2019 mit dem neuen Album da nich für! - eine Platte voller Galgenhumor und Selbstironie.da nich für! liefert auf ganzer Linie ab – mit Dendes unverwechselbarem Sound, Charisma und einer klaren Message. Dieses Album besitzt eben alles, was guten Rap ausmacht!
The National - I Am Easy To Find
The National war ungeschlagen immer eine dieser Bands, die scheinbar ohne großen Aufwand mächtige Klänge kreieren konnten. Auch in diesem Jahr blieb die Band dieser Erwartung der Fans treu und präsentierte auf der neuen Platte I Am Easy to Find 16 Tracks, die allesamt durch Mark und Knochen gehen. Neben der unvergleichlich melancholischen Stimme vom The National Leadsänger Matt Berninger hören wir im neuen Album markante weibliche Stimmen verschiedener Künstlerinnen, die die Tracks – begleitet vom typisch ausgeprägten Sound der amerikanischen Band – zur Perfektion führen. I Am Easy To Find offenbart damit nochmal das gigantische Know How der Band und hat demnach also definitiv einen Platz in der Reihe unserer Lieblingstonträger verdient.
Loyle Carner - Not Waving, But Drowning
Vor ein paar Jahren noch war Benjamin Coyle Larner ein Nobody, der gerne mit seinen Freunden auf dem Schulhof rappt. Mittlerweile kann er mit 24 Jahren schon ein zweites Album vorweisen und ist aus unserem Musikprogramm und auch von keinem größeren Festival mehr wegzudenken. Loyle Carner lässt uns auf Not Waving, But Drowning wieder sehr nah an sein Innerstes, vielleicht sogar noch näher als auf seinem Debüt. Trotz der entspannten Beats, Soul- und Jazzklänge wird es sehr emotionsgeladen und intensiv - Loyle Carner droht manchmal selbst in seinen Gefühlen zu ertrinken. Der Rettungsreifen auf hoher See ist für ihn ganz klar seine Familie, bei der er sich für die emotionale Rückendeckung bedankt und für alles, was er von ihr gelernt hat. Awww.
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