Musikjournalist Daniel Koch über die Musik der 2000er
Was den Indie der 2000er so besonders macht und warum der Hype um Songs wie "Mr. Brightside" auch heute noch nicht abreißt, erzählt Musikjournalist Daniel Koch im Interview.
Indie, Indie und noch mehr Indie
Die 2000er. Das waren enge Röhrenjeans, Lederjacken, aber auch Indie Indie und noch mehr Indie. Und zwar auch oder vor allem im Club. DJs legten regelmäßig Franz Ferdinand, The Strokes oder The Killers auf... und tun es noch immer.
Musikjournalist Daniel Koch, Teil der Redaktion von DIFFUS und ehemaliger Chefredakteur der Intro, ist in eben dieser Zeit, den Nullerjahren, eher durch Zufall in seinen Job gestolpert, nachdem er vorher jahrelanger Leser von Musikrezensionen und Co. war. Im Interview mit egoFM Moderatorin Gloria erzählt er von dieser Zeit und spricht darüber das Revival der Nullerjahre.
"Für mich ist hängen geblieben, dass man damals in Diskotheken zu Gitarrenmusik tanzt, und ich glaube, das lag sehr an diesem Sound, der natürlich auch noch von Leuten geprägt wurden, wo viele dachten, hey, die sehen ja fast aus wie ich, nur ein bisschen stylischer." - Daniel Koch
Das goldene Jahrzehnt des Indie-Rock
Das komplette Interview zum Anhören
Was macht den Indie-Sound der 2000er aus?
Laut Daniel steht in den 2000ern Gitarrenmusik sehr hoch im Kurs und zwar hymnische und tanzbare Gitarrenmusik. Anfangs kommt der Sound der Nullerjahre meist von weißen männlichen Musikern, nach und nach kommen aber auch Bands wie Florence + The Machine dazu, die eine Art Gegenpol bilden. Während deutschsprachige Musik mittlerweile ziemlich beliebt ist - auch im Radioprogramm von egoFM - war das Anfang der 2000er noch ein wenig anders. Deutsche Musik war damals noch eher uncool, wobei es mit Mia. oder Künstlern der Hamburger Schule (Tocotronic, Die Sterne, Blumfeld) einige Ausnahmen gab.
War früher wirklich alles besser?
Man kann schon ein bisschen nostalgisch werden, wenn man an die Nullerjahre zurückdenkt. Davon, dass früher alles besser war, hält Daniel allerdings nicht so viel. Gerade was den Musikjournalismus angeht, hat sich natürlich mittlerweile einiges verändert.
"Also gerade Musikjournalismus hatte natürlich damals noch diesen Wissensvorsprung, dass dass man dann als Musikjournalistin oder Journalist das Album dann schon Monate vorher hatte aber ja, ich würde sagen, es war noch viel präsenter und [...] das lag aber auch viel daran, dass sie halt überwiegend von der Tabak und der Alkoholindustrie durchfinanziert wurden, weil die da sehr viele Anzeigen geschaltet haben und natürlich auch von der Musikindustrie, die damit natürlich auch ein gewisses Druckmittel hatte. Also ich glaub so viele Zwänge vom Musikjournalismus und so gab es damals auch schon und ich glaube, man sollte das nicht zu sehr verklären." - Daniel Koch
Die Rückkehr der 2000er
Nach dem Revival der Achtziger vor ein paar Jahren sind die 2000er mittlerweile ebenfalls wieder hoch im Kurs. Ob mit Y2K-Parties oder aber auch in der Musikindustrie direkt. Einige sampeln Songs aus dieser Zeit, laut Daniel funktioniert das deshalb so gut, weil die Songs oft etwas Hymnenhaftes haben, das sich gut festsetzt und das man mit seiner Kindheit oder dem Musikgeschmack der Eltern verbindet. Noch spannender findet er allerdings, wenn nicht nur gesampelt wird, sondern man sich von den Nullerjahren inspirieren lässt und etwas Neues schafft.
"Also ich finde es zum Beispiel interessant in den Nullerjahren waren dann auch so noch so die letzten Wehen von Pop Punk und das war meiner Meinung nach immer eins der schrecklichsten Genres das man sich vorstellen kann. Und jetzt hat man dann auf einmal Mainstream Acts wie Olivia Rodrigo, die jetzt halt Pop Punk plötzlich in cool in ganz ganz groß macht und halt vor allen Dingen halt aus einer weiblichen Perspektive." - Daniel Koch
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