Kaum ein Thema polarisiert so sehr, wie das der Mutterschaft
Egal ob leibliche, Adoptiv-, Leih-, Pflege- oder Stiefmutter… wer Kinder bekommt, nimmt – unfreiwillig – auch eine Rolle an, dem immer noch ein veraltetes Rollenbild aus dem letzten Jahrhundert anhaftet und bei dem davon ausgegangen wird, die Mutter würde sich gerne für ein simples Lächeln der Kinder aufopfern.
Während damals völlig klar war, dass der Mann die Brötchen verdient und die Frau zuhause bleibt, wagen in den 70ern und 80ern manche Frauen den Spagat zwischen dem Mutter- und Hausfrau sein und der beruflichen Verwirklichung. Nicht selten, weil ein Einkommen für den Traum von Haus und Kind/ern nicht ausreicht. Und brechen so als erste Generation aus dem klassischen Rollenmodell aus. Mittlerweile ist es eher die Ausnahme, dass die Mutter drei Jahre lang zuhause bleibt, bis das Kind in den Kindergarten geht. Ganztagsbetreuungsangebote sprießen wir Pilze aus dem Boden, freie Plätze sind rar. Wir Mütter arbeiten, während die Kleinen untergebracht sind, verbringen die Nachmittage damit, Playdates auszuhalten, Geburtstage zu planen oder in überfüllten Turnhallen kleine Händchen über den Balanceparkour zu halten.
Die Rolle der Mutter
Was bedeutet das heutzutage?
Die Rolle der Mutter ist heutzutage viel mehr als noch vor 70 Jahren
Wir sind Mutter, Arbeitnehmerin, Partnerin, Ehefrau, Krankenschwester, Streitschlichterin, Köchin, Putzfrau, Babysitterin und vieles mehr. Ach, ganz vergessen: Wir sind eine eigenständige Person, mit Hobbys und Freund*innen, mit Träumen und Zielen. Und stecken ganz oft zurück. Das Kind hat Durchfall in der Kita? Rufen wir die Mutter an. Das Kind muss daraufhin 48 Stunden zuhause bleiben? Die Mutter dann wohl auch. Es wird ein Attest benötigt, dass das Kind symptomfrei ist? Die Mutter ruft "schnell" beim Kinderarzt an und kommt nach 48 Versuchen endlich durch und bekommt mit viel Glück einen Termin am nächsten Tag – manchmal auch nicht, aber ob ich mich jetzt zwei oder drei Tage Kindkrank schreiben lassen, ist ja auch schon wurscht.... Äh, nein?
Was ist mit dem anderen Elternteil?
Ich bin mutig wenn ich behaupte, dass in heterosexuellen Beziehungen die meiste Organistaion an uns Müttern hängenbleibt. Begriffe wie "Regretting Moterhood" oder "Mental Overload" fallen regelmäßig an den Abenden mit meinen Freundinnen, die – seit ich Mutter bin – viel zu selten stattfinden.
Nein, ich bereue es nicht, Kinder zu haben. Ja, ich habe einen krassen Mental Overload.
Und ja, ich gebe schon viel an meinen Partner ab. Der das auch annimmt und fantastisch unterstützt wo er nur kann. Und trotzdem versucht die Generation der Mütter, zu der ich zähle, sich aus diesem System freizustrampeln, das durch Elterngeld und Familiengeld und Kitazuschuss zwar enorme finanzielle Unterstützung bringt – jedoch noch immer geprägt ist von dem Modell Mutter, das wir von früher kennen.
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