Bewegungen, die die Welt verändert haben

Bewegungen, die die Welt verändert haben

Von Stonewall bis #MeToo: Gesellschaftliche Bewegungen in den USA

Diese gesellschaftlichen Bewegungen haben die Welt weit über die Grenzen der USA zum Positiven verändert.


Gesellschaftliche Meilensteine in den USA




Die Queere Bewegung

28. Juni 1969, Christopher Street in New York City: Das Stonewall Inn ist eine bekannte Bar in der New Yorker Gay Community. Die Schwulen und Lesben treffen sich hier, um zu reden, zu tanzen und sich kennenzulernen - Schwul sein ist zu diesem Zeitpunkt aber noch illegal. Wie viele andere Gaybars auch, hat das Stonewall Inn keine Schanklizenz und ist deswegen ein beliebtes Ziel für Polizeirazzien. Dabei wird die Identität der Menschen im Lokal festgestellt und öffentlich gemacht. Dazu kommen oft noch Verhaftungen und Anklagen wegen sogenannten "anstößigen Verhaltens". So auch am 28. Juni 1969:
Das Stonewall Inn hat an diesem Abend besonders viele Besucher*innen, weil die Beerdigung von Study Garland tagsüber stattgefunden hatte, einem Idol in der Schwulenbewegung. Gegen 1 Uhr nachts betritt die Polizei also die überfüllte Bar und verhört die Besucher*innen. Die Abgefertigten und Unbeteiligten müssen vor die Tür und formieren sich vor der Bar zu einem Halbkreis. Jemand wirft eine Flasche und initiiert damit eine Schlägerei. Immer mehr Anwohner*innen und Kund*innen nahegelegener Bars kommen dazu.

Rund 2.000 Protestierende rufen "Gay Power!" und werfen Steine und Flaschen.

Letztendlich beruhigt sich die Lage in dieser Nacht, aber die Protestierenden kehren zweimal in den nächsten fünf Nächten zurück. All der aufgestaute Zorn und die Empörung gegen die Art, wie Homosexuelle seit Jahrzehnten von der Polizei behandelt wurden, entladen sich in dieser Demonstrationsserie. Die Gay Community kann sich zum ersten Mal wehren. Es ist ein gewaltsamer Tag, der als Stonewall-Aufstand in die Geschichtsbücher eingeht. Gleichzeitig aber ist es der Auftakt zu einer der größten Emanzipationsbewegungen für queere Menschen, die heute jedes Jahr als Christopher Street Day auf der ganzen Welt gefeiert wird.

Die Bürgerrechtsbewegung

Der 1. Dezember 1955 gilt als ihre Geburtsstunde – damals wird Rosa Parks festgenommen. Sie hatte sich geweigert, ihren Platz im Bus für einen weißen Fahrgast freizumachen. Als Reaktion auf ihre Festnahme boykottiert die Schwarze Bevölkerung über ein Jahr lang die Busunternehmen in Montgomery, Alabama.

Einige Jahre später in Washington D.C. am 28. August 1963 folgt der Höhepunkt der schwarzen Bürgerrechtsbewegung:

250.000 Menschen haben sich auf den Stufen und dem Platz rund um das Lincoln Memorial in der US-Hauptstadt versammelt. Sie alle haben sich dem March on Washington for Jobs and Freedom angeschlossen und demonstrieren gegen Rassentrennung und Diskriminierung.

Der Prediger Martin Luther King ist an diesem Tag 34 Jahre alt und tritt als 17. und letzter Redner ans Pult vor die Protestierenden und sagt diesen Satz, den 97 Prozent der Schulkinder in den USA ihrem Verfasser zuordnen können.
"I still have a dream."

Schon seit Mitte der 50er-Jahre engagiert er sich in der Bewegung, 1964 erhält er den Friedensnobelpreis. Im selben Jahr unterzeichnet US-Präsident Lyndon B. Johnson den Civil Rights Act. Das Gesetz verbietet Diskriminierung aufgrund von Rasse, Hautfarbe, Religion, Geschlecht oder nationaler Herkunft. 1965 dann wird die Schwarze Bevölkerung durch den Voting Rights Act auch endlich bei Wahlen nicht mehr diskriminiert. Erfolge, die ohne die Bürgerrechtsbewegung nicht möglich gewesen wären. Mehr über Persönlichkeiten wie Rosa Parks oder Martin Luther King erfährst du außerdem hier.
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Pro-Choice-Bewegung

Roe vs. Wade – so lautet der Name für ein Grundsatzurteil des US-Supreme Courts aus dem Jahr 1973. Das Thema: Schwangerschaftsabbrüche. Zuvor galten in vielen Bundesstaaten strenge Abtreibungsgesetze, so auch in Texas. Dagegen klagte eine Frau mit dem anonymisierten Namen Jane Roe - Gegner für den Staat Texas war der damalige Bezirksstaatsanwalt von Dallas, Henry Wade. Der Fall ging als Roe vs. Wade in die Geschichte ein – auch dank der Unterstützung der Pro-Choice-Bewegung.

Dieses Urteil galt als wichtiger Sieg für die Frauenrechte, war gleichzeitig aber auch von Anfang für Konservative eine der umstrittensten Entscheidungen des Supreme Courts.

Schon früher, Anfang bis Mitte der 1960er-Jahre bildeten Frauenrechtsgruppen sich weiter und boten Abtreibungen an – natürlich im Geheimen. Gegen Ende der 60er formierten sich mehrere Gruppen, die unter anderem in der National Abortion Rights Action League aufgingen – und zwar im Jahr 1973, dem Jahr der Entscheidung des Obersten Gerichtshofs im Fall Roe vs. Wade.

Ab den 2010er-Jahren gab es in verschiedenen US-Staaten allerdings immer mehr Rückschläge für die Bewegung – die Gesetze rund um Schwangerschaftsabbrüche wurden teils deutlich strenger. Und 2022 dann wurde sogar das Roe vs. Wade-Urteil mithilfe einer konservativen Mehrheit und den Richterinnen und Richtern vom Supreme Court gekippt, ein Interview dazu findest du hier. Ganz im Gegensatz zu Frankreich – dort wurde im März 2024 das Recht auf Abtreibung in die Verfassung des Landes aufgenommen.

#MeToo

Im Jahr 2006, damals auf MySpace, verwendet die Bürger- und Menschenrechtsaktivistin Tarana Burke den Slogan Me too. Sie will schon damals auf die Erfahrungen mit sexuellem Missbrauch aufmerksam machen. Noch mehr Aufmerksamkeit bekommt der Begriff später, 2017 im Zuge des Skandals um Produzent Harvey Weinstein – jetzt als Hashtag auf Twitter. Die Schauspielerin Alyssa Milano ruft in einem Tweet dazu auf, mit der Phrase zu antworten – und zwar alle, die Erfahrungen mit sexuellen Übergriffen gemacht haben. Allein an diesem 15. Oktober wird der Hashtag mehr als 200.000 mal verwendet und trendet in der Folge in mindestens 85 Ländern. Auch Stars wie Jennifer Lawrence, Gwyneth Paltrow oder Uma Thurman melden sich zu Wort.

Im Jahr darauf ist #MeToo laut Angaben von Twitter immer noch auf Platz 2 der am häufigsten verwendeten Hashtags.

Nach dem Anstoß von Milano kommen immer mehr Vorwürfe gegen Männer aus Politik und Showgeschäft an die Öffentlichkeit – darunter der ehemalige US-Präsident George W. Bush, Schauspieler Kevin Spacey, Comedian Louis C.K. oder der deutsche Regisseur Dieter Wedel.

Wie nachhaltig die Bewegung ist zeigt zum Beispiel auch der Hashtag #deutschrapmetoo oder #musicmetoo, unter dem Betroffene von ihren Erfahrungen berichten. In den USA führte die Bewegung dazu, dass viele Männer in wichtigen Positionen gefeuert wurden. Laut New York Times wurde knapp die Hälfte der Jobs von 200 prominenten Männern durch Frauen ersetzt.

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