Happy Birthday Compost Records! 25 Jahre hat das Münchener Independent-Label jetzt schon auf dem Buckel. Zur Feier des Tages hat der Labelchef Michael Reinboth mit unserem Moderator Max ein Pläuschchen gehalten.
Lässt sich sehen...
550 releaste Alben und circa 10.000 Tracks sind auf dem Konto des Plattenlabens Compost Records gutzuschreiben - und rund 95 % davon sind auf Vinyl veröffentlicht worden. Michael Reinboth ist als DJ mit insgesamt 2000 Gigs weltweit auch so ziemlich gut beschäftigt. Da kann man auch schon mal ein bisschen die Übersicht verlieren."Es ist mir schon öfters passiert, dass meine Jungs in den Clubs was auflegen und ich frag 'was is'n das Geiles?' und sie sagen: 'Michael, das ist bei dir auf'm Label'"Zum 20. Geburtstag von Compost Records gab es ein Buch über 224 Seiten, vollgepackt mit Fotos und Beiträgen befreundeter DJs und Producer. Zum 25-Jährigen hat sich das Label nicht lumpen lassen und eine dicke Box mit 10 Platten zusammengestellt, auf denen 42 bekannte DJs ihre Lieblings-Compost-Tracks neu bearbeitet haben.
Tischtennis mit den Stones und ein Essen mit Andy Warhol
Jetzt, wo Michael schon mal da ist, kann man auch mal mit den Gerüchten aufräumen. Hat er denn wirklich mit den Rolling Stones Tischtennis gespielt?Ja. Jedoch nicht mit Mick Jagger. Der stand daneben, als er sich Backstage mit Bill Wyman in Hannover ein hartes Duell über eineinhalb Stunden geliefert hat - sogar so lang, dass die Stones 30 min später ihr Konzert begonnen haben.
Andy Warhol hat er auch einmal getroffen, als dieser zu seiner ersten und letzten großen Retrospektive nach Hannover kam. Michael hat zu der Zeit regelmäßig das Magazin Elaste für Kultur, Musik, Kunst und Medien herausgegeben. Dafür hat er kurzerhand ein Exemplar und seine Telefonnummer unter die Hotelzimmertür von Andy Warhol geschoben. Es folgte ein Anruf, ein Treffen und ab diesem Zeitpunkt sollte Michael ihm immer wieder Exemplare für seine Factory schicken.Musik im Wandel
Michael Reinboth arbeitete davor 30 Jahre im Musikjournalismus, unter anderem auch bei der Süddeutschen Zeitung, Musikexpress. Heute hat sich viel verändert: Die Musik sei schnelllebiger, schwieriger und man selbst sei austauschbarer."Ich denke früher war der Musikjournalismus gehaltvoller, intensiver und intellektueller. Es ist leider im Zuge der Zeit verloren gegangen. Eine Musikkritik in der Zeitschrift bringt nicht mehr viel, weil alles nur noch online stattfindet. Da zählen nur noch die Likes und die Follower."Michael wäre kein guter Label-Chef und DJ, wenn er nicht selbst eine ordentliche Plattensammlung sein Eigen nennen könnte. Unter seinen circa 80.000 (!) Platten befindet sich auch ein ganz besonderer Schatz:
Ein Erstdruck von Prince‘ Black Album. Michael hat es von dem Warner Bros. Label zugeschickt bekommen, bevor der Sänger die Veröffentlichung zurückzog. Der Preis liegt bei circa 36.000 Euro und ist an der besonderen Ritzung der Platte zu erkennen. Hätten wir auch gern.
Seine Hörgewohnheiten haben sich selbstverständlich aber auch immer mal wieder geändert.„Ich bin mit der Musik jung geblieben.“In den 80er Jahren waren es New Wave, Punk, Disko und der Sound der Talking Heads. Als DJ war er immer begeistert von der Schwarzen (Club-) Musik und auch von Jazz und das zeichnet auch sein Label aus: Elektronische Musik mit soulvollem, menschlichem Antlitz. Michael war sogar 1989 bis 2000 als "Minister in Music and Nightlife" tätig (im Casting konnte er sich gegen Sven Väth behaupten). Tatsächlich war es eine Werbeaktion einer Zigarettenfirma, bei denen viele Aktionen, Wettbewerbe und sogar ein Wagen auf der ersten Loveparade überhaupt gesponsort wurden.
Und heute? Künstler, die man laut Michael auf dem Radar haben sollte, sind auf jeden Fall Automat, die vor kurzem von Compost Records gesigned wurden: Musiker aus Michaels Generation, wie von den einstürzenden Neubauten und Sprung aus den Wolken, gepaart mit dem 80er Sound. Das Album soll im Herbst kommen - haben wir auf jeden Fall auf dem Schirm.
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