Fetisch und Freundschaft seit 50 Jahren

Fetisch und Freundschaft seit 50 Jahren

Der Münchner Löwenclub feiert Jubiläum

Von  Lola Aichner (Interview)
Entdecke die spannende Welt des Münchner Löwenclubs, der dieses Jahr sein 50-jähriges Jubiläum beim CSD in München feiert. Erfahre alles über ihre bewegte Geschichte, besondere Events und die bunte Vielfalt der Fetisch-Community!

Christopher Street Day in München

Dieses Wochenende ist es wieder soweit: In München findet der CSD statt! Einer der aufregendsten Teilnehmer ist der Münchner Löwenclub, der dieses Jahr sein 50-jähriges Bestehen feiert. Mit rund 600 Mitgliedern zählt er zu den größten Fetischvereinen Europas. egoFM Moderatorin Lola hat sich mit Vorstand Curtis Warren Puckett und seinen Kollegen, Andreas, Michael und Benjamin unterhalten, um mehr über diesen faszinierenden Verein zu erfahren.
  • Der MLC im Interview
    Das komplette Gespräch

Was ist der Münchner Löwenclub?

Curtis erklärt's uns:

"Der Münchner Löwenclub ist ein Verein, der das soziale Miteinander von Menschen, insbesondere Männern, die sich gerne mit Männern vergnügen, fördert." - Curtis Warren Puckett

Anfänglich war er hauptsächlich als Motorradclub eingetragen – ein cleverer Schachzug, um unter dem Radar zu bleiben, als Homosexualität noch unter Strafe stand.

Die bewegte Geschichte des Vereins

Die Geschichte des Münchner Löwenclubs ist turbulent. Es gab Zeiten, in denen der Verein beinahe aufgegeben wurde, vor allem während der HIV/AIDS-Krise. Viele Mitglieder starben und die Teilnahme am Vereinsleben sank, weil sich einige Leute nicht mehr getraut haben, das Vereinsleben auszuleben. Doch trotz finanzieller und organisatorischer Herausforderungen hat der Verein überlebt und feiert nun 50 Jahre erfolgreiche Gemeinschaft.

Die Bedeutung der Vereinslocations

Der Münchner Löwen Club feiert nicht nur 50 Jahre Vereinsbestehen, sondern noch ein anderes Jubiläum: Seit 25 Jahren hat der MLC feste Vereinslocations, die für das Vereinsleben essenziell sind. Michael erinnert sich an die Anfänge: Die erste Location war der Ochsengarten, die älteste schwule Kneipe in Bayern. Mittlerweile sind sie in Obersendling zu Hause.

Der Dresscode und die Fetisch-Community

Der Münchner Löwenclub ist bekannt für seine Partys mit strengen Dresscodes. Besonders beliebt sind die Nike- und Adidas-Partys. Curtis erklärt, dass diese Marken in der Fetisch-Community besonders beliebt sind. Aber auch andere Trends wie Petplay und Motocross sind im Kommen.


Was sollte man mitbringen, um teilnehmen zu können?

Der Verein ist offen für alle schwulen Männer und trans Personen, die als männlich gelesen werden. "Wir wünschen uns natürlich Gäste und Mitglieder, die einen Themenbezug haben. Das heißt, die mit dem Thema Fetisch auch was anfangen können", betont Michael. Der MLC ist stolz auf seine Vielfalt und die Offenheit gegenüber neuen Trends in der Szene.



Der CSD und besondere Events

Für den diesjährigen CSD hat der Münchner Löwenclub Großes geplant. Neben einem auffälligen Truck wird der Rindermarkt zur "Kinky Area", in der Besucher*innen mehr über Fetische erfahren können. Curtis freut sich besonders auf das Fetisch-Herzblatt, eine lustige Dating-Show im Stile von Rudi Carrell.

Herausforderungen und Wünsche für die Zukunft

Die Mitglieder des MLC wünschen sich eine Welt, in der es selbstverständlich ist, in Fetischkleidung öffentlich unterwegs zu sein, ohne schief angeschaut zu werden. Auch die Integration verschiedener Fetisch- und LGBTQIA*-Gruppen liegt ihnen am Herzen. 

"Wenn du nach Wünschen für die Zukunft fragst, dann denke ich mir, dass aus unserer Sicht natürlich eine wünschenswerte Welt eine ist, in der es selbstverständlich möglich ist, wenn man zum Beispiel ins Underground fährt, auch in seiner Lederkleidung, in seiner Rubberkleidung oder in dem, was man da gerne so trägt, auch problemlos in der U-Bahn hinfahren zu können, ohne komisch angeguckt zu werden und ohne sich vorher überlegen zu müssen: 'Was muss ich eigentlich drüber tragen, um noch gesellschaftskompatibel zu sein?' Aber in Wirklichkeit fängt dieses Thema ja schon früher an, solange es in den Städten - und das ist in München mittlerweile ja auch schon oft ein Problem - aber auch am Land für Menschen schon schwierig ist, wenn zwei Jungs Händchen haltend durch die Gegend laufen, zwei Mädchen sich küssen - sie werden komisch angeguckt. [Deswegen] gilt es dann, nach wie vor ganz viel Überzeugungsarbeit zu leisten, da haben wir noch viel zu tun." - Michael

Gemeinsam gegen Rechts

Ein weiteres wichtiges Anliegen des Vereins ist der Kampf gegen rechte Tendenzen:

"Das diesjährige CSD Motto aus München [möchte ich] auch noch mal aufgreifen: Gemeinsam gegen Rechts. Das ist ja ein sehr aktuelles Thema [...], das existenziell gefährlich sein kann, wenn das weiter noch diese Tendenz annimmt. Ich glaube, da muss sich auch die gesamte queere Community bewusst werden darüber, dass das auch uns irgendwann betreffen kann - nicht nur die Randgruppen, die jetzt gerade unter Feuer sind [...] Es [in ein Motto, das] auch nach innen wirken muss - auch in der queeren Community ist das nämlich auch ein Thema, denn man muss es sagen: Ausgrenzung und Nicht-Akzeptanz von anderen Menschen, die nicht schwul oder nicht lesbisch sind, gibt es schon auch innerhalb der Community. Also so selbstkritisch muss man glaube ich an der Stelle schon auch sein und ich möchte dafür werben, dass jeder über und vor allem unter seinen Teller guckt und nicht nur jeden nach seinem Äußerlichen bewertet, sondern auch mal schafft, mit den Leuten sich zu unterhalten." - Curtis Warren Puckett



Der Münchner Löwenclub hat in seinen 50 Jahren viel erlebt und bewegt. Mit einem starken Gemeinschaftsgefühl und einer offenen Einstellung gegenüber neuen Trends ist der Verein bereit für die Zukunft. Schau beim CSD unbedingt bei ihrem Stand vorbei und lerne die bunte Welt des Fetischs kennen!

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