"Die Stimme der Wissenschaft wird zu wenig gehört."

"Die Stimme der Wissenschaft wird zu wenig gehört."

Manuela Troschke von Scientists for Future im Interview

2023 soll europäischen Wissenschaftler*innen zufolge das heißeste Jahre seit mindestens 125.000 Jahre werden – der Klimawandel ist also schon längst spürbar und es muss endlich mehr gegen ihn unternommen werden, das sagt auch Manuela Troschke von Scientists for Future.


Vom Wissen zum Handeln

Manuela Troschke ist Energieökonomin, Teil von Scientists for Future und auf eine Art vielleicht auch Aktivistin – auch wenn sich die Methoden unterscheiden, wie sie im Interview erzählt:
"Ich glaube, das geht letztlich Hand in Hand, denn jeder, der ehrenamtlich so viel Arbeit auf sich nimmt in seiner Freizeit, ist im Grunde genommen ein Aktivist. Uns unterscheiden bloß die Methoden - wir versuchen immer, so weit wie möglich objektiv fundiert zu informieren und uns auch zu äußern, das ist bei Aktivisten oft anders, wir arbeiten letztlich zusammen." - Manuela Troscke


Das komplette Interview mit Manuela Troschke kannst du hier anhören:

  • Manuela Troschke im Interview
    Das komplette Gespräch zum Anhören


Der Handlungsspielraum wird immer kleiner

Obwohl es mittlerweile durchaus politische Maßnahmen für mehr Klimaschutz gibt, reichen sie bei Weitem nicht aus: Deutschland wird seine Klimaziele verfehlen, wenn wir so weitermachen, wie bisher – das hat auch der Klimarat der Bundesregierung in seinem Bericht vom Sommer festgestellt und das sagen auch viele weitere Klimaforscher*innen und Expert*innen. 


"Fridays for Future ist aber [...] das beste Beispiel dafür, dass der Protest der vergangenen Jahre nichts Ausreichendes bewirkt hat." Das hat Jakob Beyer von der Letzten Generation letztes Jahr im Interview gesagt, das komplette Gespräch gibt's hier.


Dass es überhaupt etwas wie den Klimarat gibt und andere Expert*innengruppen gibt, die die Politik in Sachen Klimaschutz beraten, ist natürlich eine sehr positive Entwicklung, trotzdem wird die Stimme der Wissenschaft in Politik und Gesellschaft immer noch zu wenig gehört.
"Die Stimme der Wissenschaft wird zu wenig gehört, das betrifft nicht nur die Klimaforscher, das betrifft auch andere Forscher. Das ist bedauerlich und wir werden im Moment von den Fakten überrollt. Insofern wird unser Handlungsspielraum auch für die Politik immer kleiner." - Manuela Troscke

Denn der Klimawandel ist längst spürbar

"Der [Klimawandel] ist längst spürbar. Der ist auch in der Stadt spürbar, auf dem Land spürbar, der ist bei Tankrechnungen spürbar, bei Versicherungen und Versicherungsbeiträgen. Jeder und jede ist individuell davon inzwischen betroffen und es geht darum, Menschen mitzunehmen, die Lasten gerecht zu verteilen - nicht nur auf wenige Schultern - und offen zu kommunizieren, dass wir hier ein ganz ernsthaftes Problem haben und keine Krise, die man gerade mal aussitzen oder überstehen kann." - Manuela Troscke

Aus diesem Grund hat Wissenschaft auch immer eine gewisse politische Komponente.
"Auf jeden Fall - nolens, volens, ob wir das jetzt wollen oder nicht. Wir können uns hier nicht mehr zurückhalten und sagen, wir machen nur Grundlagenforschung und stellen Informationen bereit. Wir müssen auch gesellschaftspolitische Empfehlungen aussprechen, ansonsten können wir uns unsere Forschung im Grunde genommen schenken." - Manuela Troscke


Der Emissionshandel ist in Europa ein zentrales Instrument, um CO2 zu reduzieren. Wie gut das aktuell funktioniert und ob wir so die Klimakrise aufhalten, darüber haben wir mit Juliette de Grandpré vom NewClimate Institute gesprochen, das Interview findest du hier.


Auf der einen Seite schreitet der Klimawandel immer weiter fort, auf der anderen Seite verbreitet sich auch eine Skepsis gegenüber der Wissenschaft immer mehr. Die Frage ist: Wie damit umgehen?
"Wir haben es mehr oder weniger aufgegeben, sogenannte hartleibige Klimawandelleugner, uns an denen abzuarbeiten und zu versuchen, diese zu überzeugen, dass es den Klimawandel tatsächlich gibt. Wer jetzt noch wegschaut, dem ist letztlich auch nicht mehr zu helfen. Ansonsten versuchen wir immer wieder auf die Fakten zurückzuführen, auch darzustellen, was wir nicht wissen, auch darzustellen, dass es unterschiedliche Meinungen gibt und nicht zu jeder Frage die absolute Wahrheit zu verkünden ist." - Manuela Troscke

Das ist auch Mirko Drotschmann aka MrWissen2go extrem wichtig, wie er uns im Interview erzählt hat. Das komplette Gespräch mit ihm findest du hier.

Beim Thema Klimaschutz geistern viele Mythen durch die Gegend

Mit einem würde Manuela Troschke besonders gern aufräumen: 
"Das Mythos der Alternativlosigkeit. Zufällig habe ich mich sehr viel mit Energiewirtschaft in Russland beschäftigt und auch mit der Abhängigkeit. Es wurde immer gesagt - es wird auch in verschiedenen anderen Bereichen gesagt - dass bestimmte Schritte alternativlos sind. Es hat sich im Nachhinein immer gezeigt, dass es sehr wohl Alternativen gibt. Man muss für diese Alternativen möglicherweise mehr Mühe einrechnen, die vielleicht auch mehr kosten. Aber wenn wir langfristig denken, dann ist es immer sehr viel besser, diese Alternativen zu suchen, als sie von vornherein auszuschließen." - Manuela Troscke



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