Wie kommen die Trauben eigentlich ins Glas? Und was macht einen guten Wein aus? Das erzählt ein Winzer im Interview.
radiowelt
01.10.2024
Vom Weinberg ins Glas
Winzer Markus Hinterbichler im Interview
Schon als Kind geht Markus Hinterbichler lieber in die Weinberge anstatt zur Schule. In die muss er mittlerweile nicht mehr. Mittlerweile hat er eine Lehrer als Winzer absolviert und betreibt mit seinem Vater ihr Weingut in Bobenheim am Berg in der Pfalz.
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Was macht eigentlich ein Winzer?Das komplette Gespräch zum Anhören
Der Arbeitsalltag eines Winzers
Markus' Job ist sehr vielseitig, immerhin erntet er ja nicht das ganze Jahr über Wein, sondern kümmert sich um alles mögliche, das damit zusammenhängt."Es beginnt ja, sagen wir mal, im Frühjahr, je nachdem, wie das Wetter ist, beginnt es ja mit dem Rebschnitt. Ja, dann wird das Holz ausgehoben. Die neue Fruchtrute wird gebogen. [...] Und dann geht es dementsprechend bloß mit dem Austrieb, dann sind Korrekturmaßnahmen händisch zu machen, dann ist Bodenbearbeitung zu machen, die Grasgassen müssen gemulcht werden, dass man da angenehm spazieren kann, wenn man da arbeitet und genauso [müssen] dann verschiedene Pflegemaßnahmen gemacht werden, unter anderem auch Pflanzenschutz und Laubschnitt, das gehört alles zu unserem Arbeitsfeld dazu." - Markus Hinterbichler
Wie beeinflusst der Klimawandel den Weinanbau?
Wie viele Flaschen Wein dann tatsächlich abgefüllt werden, variiert jedes Jahr. Laut Markus hängt das davon ab, wie viel Niederschlag es gibt, ob es im Sommer viel hagelt oder Hitzetage gibt. Immer wieder berichten Winzer*innen, dass sich aufgrund des Klimawandels die Anbaubedingungen verändern und sie sich anpassen müssen. Merkt Markus bei seinem Weingut auch einen Einfluss?"Bei uns kann man jetzt sagen, haben wir eigentlich keine größeren Einflüsse vom Klimawandel, wir haben die Rieslinge, trotzdem lesen wir die noch mit einer guten, knackigen Säure, also das ist jetzt keine Beeinflussung, auch diese letzten Hitzetage im August, wo jeder gesagt hat, oh, das ist doch warm für die Trauben. Auch das war kein Problem, also das hat auch vor 50, 60 Jahren schon gegeben, also das ist ne ganz normale Sache." - Markus Hinterbichler
Was macht einen guten Wein aus?
"Das Leben ist zu kurz, um schlechten Wein zu trinken." - Markus Hinterbichler
Von dieser Weisheit ist Markus Hinterbichler fest überzeugt. Aber was macht guten Wein denn eigentlich aus? Ist es das Etikett? Der Preis? Der Hype? Tatsächlich hat Markus Hinterbichler da eine ganz einfache Antwort:
"Für jeden, egal, ob es ein Laie oder ein Profi ist: Der Wein muss einem selbst schmecken, er muss einem selbst bekommen. Wenn [der Wein], der kann irgendwelche Punkte haben oder super gehypt werden oder irgendeine Auszeichnung haben und kann teuer sein, [...] wenn der mir nicht schmeckt, dann ist das nichts für mich. Dann ist es keine Qualität für mich und daher sage ich immer, mir selber muss es schmecken und das ist das A und O." - Markus Hinterbichler
Guter Wein ist weder zu günstig, noch zu teuer
Ins unterste Regal solltest du beim Weinkauft im Supermarkt aber auch nicht greifen, sagt Markus. Und zwar aus dem Grund, dass bei einer Flasche, die zwei bis drei Euro kostet, gar nicht so viel Arbeit reingesteckt werden konnte."Wenn jetzt die Weine halt, sagen wir mal, relativ günstig, [...] unten im Regal stehen, dann [...] kann da ja nicht so viel Arbeit reingesteckt werden und wir arbeiten halt in einem Handwerk. Der Winzerberuf ist ein handwerklicher Beruf, das heißt, alles was wir machen, wird eigentlich aus unserer Leibeskraft gemacht, ja aus den Händen raus und wenn da halt keine Arbeit reingesteckt ist, dann kann das dementsprechend nicht ganz so gut werden, das ist ja irgendwo für jeden ein bisschen nachvollziehbar." - Markus Hinterbichler
Eine ähnliche Meinung vertritt auch der Weinsommelier Shahzad Talukder, auch mit ihm haben wir in einem Interview rund ums Thema Wein gesprochen. Das findest du hier.
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