Die wichtigsten Modeschöpfer*innen

Die wichtigsten Modeschöpfer*innen

Von Chanel bis Yves Saint Laurent

Von  Viktoria Molnar
Wir erzählen dir die Geschichten hinter den prägendsten Modehäusern.

Mode steht für Ausdruck, Zugehörigkeitsgefühl und Selbstverwirklichung - das ist wahrscheinlich jedem Menschen klar, der sich schon mal ein Band-Shirt gekauft hat. Dabei kann sie auch den Zeitgeist formen, je nachdem, wie wagemutig, die jeweiligen kreativen Schöpfer*innen dahinter sind. Ein paar der wichtigsten stellt egoFM Vicky dir vor...

Chanel und die Revolution der Weiblichkeit 

Der Jerseystoff, das Matrosenhemd, das Tweedkostüm und das kleine Schwarze - Anfang des 20. Jahrhunderts noch Wagnis und Emanzipation zugleich. Heutzutage Klassiker, die nicht mehr wegzudenken sind, aus der Welt der Mode. Und die verdanken wir einer Frau: der Visionärin Gabrielle Chanel, genannt Coco Chanel. 1910 eröffnete sie ihre erste Boutique in Paris. Mit Hüten für moderne Damen lockte Coco Chanel die ganze Stadt an und legte den Grundstein für ihre Karriere - mit einem schlichten, aber provokanten Stil.

Zuvor hatte die junge Gabrielle in einem Unternehmen für Strickwaren gearbeitet und wusste schon damals - im Alter von 20 Jahren - dass sie der Mittelmäßigkeit, dem Zwang und der Anpassung entkommen würde. Mit Beobachtungsgabe und Mut. Ihr war aufgefallen, dass die Damen der feinen Gesellschaft selbst am Strand, mit Hut und ins Korsett gezwängt, spazieren gingen. Das wollte sie ändern: Eine neue sportliche Mode sollte die Frau emanzipieren und ihr Freiheit geben. Sie kürzte die Röcke auf eine damals skandalöse Länge - bis knapp unterhalb des Knies.  Das berühmte Chanel-Kostüm aus Tweed wurde für die Geschäftsfrauen der Welt zum Standard. Chanel entwarf Hosen für Frauen und nutzte körperbetonende Stoffe. Beschäftigungen und Freizeitaktivitäten sollten die Garderobe inspirieren und nicht andersherum. Chanel ermöglichte eine neue Weiblichkeit, die genau dem Zeitgeist entsprach: Die Frau der 1920er Jahre war unverheiratet und berufstätig, also frei. 

Coco Chanel war ihrer Zeit nicht nur voraus, sie verhalf einer ganzen Generation von Frauen zu mehr Selbstbestimmung und Emanzipation durch den modischen Ausdruck. Auch heute noch gelten das für seine Zeit ungewöhnliche Parfum "Chanel No. 5" und das kleine Schwarze als Klassiker des guten Geschmacks. Um es in Chanels Worten zu sagen:
"Ich mache keine Mode. Ich bin die Mode."


Yves Saint Laurent und das Prêt-à-porter

Lange Haare, Hornbrille, Halstuch und Ledergürtel. Yves Saint Laurent posiert 1966 mit zweien seiner engsten Freundinnen vor seiner ersten Rive Gauche Boutique. Einem Laden, der Haute-Couture für die hippen, jungen Künstler*innen erschwinglich machte. In der damaligen Zeit ein absolutes Novum.

Als sein Mentor Christian Dior 1957 starb, übernahm der blutjunge Yves Saint Laurent, damals noch Assistent Diors, das Modehaus und die künstlerische Leitung. Zu dieser Zeit kreierte das Label noch reine Couture-Kollektionen, also individuell maßgeschneiderte Mode. 1960 nahm Saint Laurent dann erstmals Einflüsse der Straße in seiner Kollektion auf - Rollkragenpullover, Strickmützen und eine Alligator-Motoradjacke – so etwas hatte es in einer Couture-Linie noch nie gegeben. Die Modewelt war empört und das Haus Dior brach mit Yves Saint Laurent. 

Doch er und seine Freund*innen waren jung und viel frischer als alles, was die damalige Modewelt zu bieten hatte, also macht er sich selbständig. Mit einer Idee, die gegen das vorherrschende System rebellieren würde: junge Couture-Mode von der Stange zu erschwinglichen Preisen - prêt-à-porter also. Zu deutsch: bereit zum Tragen. In seiner Boutique in einem hippen Stadtteil von Paris, gab es Trenchcoats, Pullis, Röcke und Hosen auf Stapeln. Fertig genäht zum Probieren und Kaufen - im Stil der Couture der Saison, nur etwas vereinfacht. Der Ansturm der Kund*innen, der war riesig, immerhin gab es keine Konkurrenz.

Yves Saint Laurents Couture war sicherlich eine Meisterleistung, doch was ihn besonders machte, war seine Art zu denken: Nicht nur, dass er mit schwarzen Models arbeitete, lange bevor Diversity ein Begriff war, er trug auch maßgeblich zur Emanzipation der Frau bei, indem er grundsätzlich änderte wie Frauen sich kleideten: 1966 waren Hosen an Frauen in der Öffentlichkeit immer noch ungern gesehen. Mit dem Hosenanzug "Le Smoking", der elegant, fast sachlich daher kam und dadurch emanzipatorisch wirkte, konnten sich Frauen nun kleiden wie Männer. Die Modemacherin Chanel gab den Frauen die Freiheit, doch Yves Saint Laurent gab ihnen Macht, wie sein Lebenspartner eins sagte. Eine Macht in Form von erschwinglichen Hosenanzügen - prêt-à-porter.


Dior, der verkappte Architekt

Eigentlich wollte Christian Dior sein Talent als Zeichner nutzen und Architekt werden, doch das Leben und vor allem die Modewelt hielten andere Pläne für ihn bereit. Nach einer Ausbildung zum Diplomaten brach bei dem verkappten Architekten Dior der Wunsch durch, doch in der Kunst zu verkehren. Mit der finanziellen Unterstützung seines Vaters, eröffnete er zunächst eine Galerie mit einem Freund, welche in der Weltwirtschaftskrise 1931 schnell bankrott ging. Um nun über die Runden zu kommen, berief er sich auf sein künstlerisches Talent und begann für Haute-Couture Häuser Mode Skizzen zu entwerfen. Bis ihn der zweite Weltkrieg in den Wehrdienst trieb und die Welt des heutigen Europas in eine Tristesse fallen ließ. Seinen eigentlichen Plan nach Ende des Krieges auf dem Land eine Obstplantage zu bewirtschaften, vertagte er und kam nach Paris zurück. 

Hier erlernte er als Couture-Zeichner die Kunst des Mode Machens. Nun fühlte er sich bereit, den nächsten großen Schritt zu wagen: die Gründung eines eigenen Modehauses. Bereits seine erste Show, machte ihn über Nacht weltbekannt: Amerikanische Journalist*innen bezeichneten die Kollektion als den New Look. Ein Stil, der die klaren Linien der Architektur in das zeitlos Feminine der Mode übersetzte und genau den Zeitgeist traf: den des Wiederaufbaus. Mit dieser Vision gab Christian Dior den Frauen nach der schweren Zeit des Krieges ihr Recht auf Schönheit zurück. 

Zehn Jahre nach seiner ersten Kollektion zog sich Dior an einen italienischen Kurort zurück, um sich vom Stress der Gründungsjahre zu erholen. Doch diese Erholung fand er nie: ein Herzinfarkt riss den Modeschöpfer aus dem Leben. Den Mann, der innerhalb eines Jahrzehnts die Modewelt von der Tristesse der Nachkriegszeit befreite.

  • Modeschöpfer*innen: Chanel
    ...die Revolution der Weiblichkeit
  • Modeschöpfer*innen: Yves Saint Laurent
    ...und das Prêt-à-porter
  • Modeschöpfer*innen: Dior
    ...der verkappte Architekt
  • Modeschöpfer*innen: Versace
    ...der Punk des Pomps
  • Modeschöpfer*innen: Lagerfeld
    ...in Schwarz-Weiß

Versace, der Punk des Pomps

Hemden mit goldenen, fast schon übertriebenen Barocken Elementen. Badeanzüge mit griechischen Rahmen und Kleider mit Andy Warhol-Gemälden, die von den Topmodels der Welt präsentiert wurden. Wie kaum ein anderer in der Modewelt, wagte sich Gianni Versace an den opulenten, pompösen Stil.  

In Reggio Calabria geboren, erlernte er schon als Kind den Schneiderberuf seiner Mutter. Versace sagte einmal, er sei mit 45 Frauen um sich herum aufgewachsen, allesamt Näherinnen in der Schneiderei seiner Mutter. 

Mit Giannis erster eigener Marke "Gianni Versace Donna" wurde 1978 das Modehaus Versace in Mailand geboren. Sowohl der Bruder, Santo Versace, als auch die jüngere Schwester, Donatella Versace, die später einmal das Unternehmen führen wird, unterstützen den Bruder. 

Von nun an wird Versace ein neues Bild der Frau kreieren - anfangs in Italien, dann in der ganzen Welt. Die Kollektionen repräsentieren die Frau des Punks, sexy und glamourös zugleich. Seine Musen - Schönheiten wie Naomi Campbell, Cindy Crawford und Claudia Schiffer - laufen auf seinen Shows und werden zu einem Phänomen - dem der Topmodels. Sie alle tragen das Logo der Medusa. Giovannis Logo. Weltbekannt und inspiriert von den griechischen Ruinen, in denen er als Kind gespielt haben soll. Diese architektonischen und bildlichen Elemente wurden zum Zentrum des Ausdrucks von Versace in der Welt der Mode. Eine Vision, die spätestens nach seiner Ermordung im Jahr 1997 durch einen Serienkiller zur Legende wurde.


Lagerfeld in Schwarz-Weiß

Mehr als 50 Jahre lang beherrschte er die Welt der Mode: Karl Lagerfeld. Er entwarf Kleider für die größten Modehäuser wie Chloé, Fendi - und vor allem Chanel. Daneben verfolgte der gebürtige Hamburger und Wahlfranzose zahlreiche weitere Projekte, fotografierte, designte Inneneinrichtungen und gab sogar seine eigene Zeitung die "Karl Daily" heraus. Dabei nicht wegzudenken, seine Uniform: das schwarze Sacko, der gepuderte Zopf, die Sonnenbrille und sein Lieblingskleidungsstück das weiße Hemd.

Der Mann der Tausend Talente lebte ein Leben in Kontrasten. Auch, wenn er in der Modewelt zu Hause war, er gab sich nie dem Exzess hin. Er lebte in Disziplin, bis zu seinem Ende: Der letzte Pariser Modezar starb im Alter von 85 Jahren in einem Pariser Vorort.

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