Musiker*innen, die auch gute Bücher schreiben

Musiker*innen, die auch gute Bücher schreiben

Stoff für dein Bücherregal

Sie schreiben Texte, die uns ins Herz gehen (meistens zumindest). Aber dass Musiker*innen auch ohne Melodien gut mit Wörtern umgehen können, beweisen viele mit ihren eigenen Büchern. Wir stellen vor...

Tobias Bamborschke (Isolation Berlin): Mir platzt der Kotzkragen – Gedichte, Gedanken und Spelunken

Worum geht's: Der Titel verrät schon, dass wir mit diesem Buch nicht den nächsten Roman über die Liebe vorfinden, sondern tatsächlich ein Sammelsurium an abgründiger, moderner Poesie und Kurzgeschichte des Musikers. Grenzen gibt es dabei keine, sowohl sprachlich als auch inhaltlich nicht. Dass er Texte schreiben kann, hat Tobias schon des öfteren mit seiner Band Isolation Berlin unter Beweis gestellt. Deswegen sind wir sehr gespannt, was uns mit dieser literarischen Veröffentlichung seinerseits, erwartet.



Nasir Jones (Nas): I Know I Can: Ein Kinderbuch mit tiefer Botschaft

Auf Instagram kündigte der Rapper sein neues Buch I Know I Can  mit den Worten "education starts at the crib" an. Namensgebend für sein erstes Buch ist der 2002 veröffentlichte Song "I Can". I Know I Can soll erst der Anfang einer ganzen Kinderbuch Reihe sein, die nach Nas Worten Heranwachsende dazu ermutigen soll sich stets für das ein zu setzten, was sie wollen. Wann die Buchreihe veröffentlicht wird, ist noch nicht bekannt. 



Florence Welch (Florence + The Machine): Useless Magic: Lyrics and Poetry

Worum geht's: Florence Welch hat sich 2018 nicht nur als Florence + The Machine mit einem unglaublich starken Album High As Hope zurückgemeldet, sondern im Sommer auch ihr erstes Buch rausgebracht. Knappe 300 Seiten voll mit Songtexten, Gedichten und Skizzen aus Florence Tagebüchern der letzten Jahre. Und wieder mal der Beweis, dass man auch für gute Songtexte ein echtes Händchen für die Aneinanderreihung von Worten braucht. Teilweise enthält Useless Magic  Zeilen, die zu Florence + The Machine Songs geworden sind, teilweise erklärt Florence ihre Gedanken zu den Inhalten ihrer Songs auf einer bisher unbekannten, sehr persönlichen Ebene. Ein Buch, das nicht nur was für Florence + The Machine Fans ist, sondern für alle, die gerne nachdenkliche Gedichte lesen und sich für Songwriting interessieren.
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So moved to have been nominated for a #goodreadschoice award for poetry ♥️ x x

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Sven Regener (Element of Crime): Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Worum geht's: Um Karl Schmidt, der am Tag der Maueröffnung einen Nervenzusammenbruch erleidet. Er flüchtet aus der Realität, fängt an, Drogen zu nehmen. Jahre später findet ihn ein alter Kumpel in einer drogentherapeutischen WG in Hamburg und macht ihm ein Angebot: Gemeinsam mit anderen alten Freunden will er nämlich ein Plattenlabel gründen und durch Deutschland touren, um "den Rave der Neunzigerjahre mit dem Hippiegeist der Sechziger zu versöhnen". Dazu brauchen sie noch einen Typen, der immer nüchtern ist. Die Idee gefällt Karl, da ihn das Leben in der WG ziemlich nervt - auf all diese dämlichen, gruppendynamischen Wochenendausflüge und seinen Job als Hilfshausmeister hat er keinen Bock mehr. Also sagt er zu "und so beginnt eine Reise durch ein Land und eine Zeit im Umbruch, unternommen von einer Handvoll Techno-Freaks, betreut von einem psychisch labilen Ex-Künstler, für den dies der Weg zurück in ein unabhängiges Leben sein soll."



Peter Doherty: The Books of Albion

Worum geht's: Um den Wahnsinn in Petes Kopf. The Books of Albion ist nämlich eine Sammlung an Auszügen seines persönlichen Tagebuchs. Verrückte Gedanken, sehr persönliche Geschichten, Gedichte und absurde Zeichnungen. Dabei beschränkt sich Doherty nicht nur auf Tinte, womit normalere Menschen in ihre Tagebücher schreiben, sondern greift hin und wieder auch auf Blut zurück. Die Sammlung ist aber nicht nur was für alle Hardcore-Fans, sondern auch für diejenigen, die schon seit Jahrzehnten versuchen, die Gedanken des Pete nachzuvollziehen. Nicht, dass ihr danach schlauer werden würdet, aber faszinierend ist es allemal.



Rocko Schamoni (Studio Braun): Sternstunden der Bedeutungslosigkeit

Worum geht's: Um Belanglosigkeit und Magenprobleme, präsentiert von Michael Sonntag, dem Fürsten der Überflüssigen, wie er sich selbst nennt. Der ehemalige Dorfpunk ist zum Studieren in die Stadt gezogen. Dort fühlt er sich einerseits als Außenseiter, kann sich gleichzeitig aber auch nicht von der Gesellschaft und ihren Normen richtig lösen. Deswegen leidet er. Und das hat er perfektioniert. Der Gedanke daran, dass irgendwie alles belanglos ist und ihm sich der Sinn des Lebens einfach nicht erschließen will, verleitet ihn dazu, sich tagsüber richtig volllaufen zu lassen. Damit und etlichen Gelegenheitsjobs fristet er sein Dasein und versucht irgendwie, Zeit totzuschlagen. Mit der Kunst, die er eigentlich studiert, kann er recht wenig anfangen. Sie langweilt ihn. Sein Leben langweilt ihn. Alles langweilt ihn. Denn alles ist bedeutungslos, das Leben, mit all seinem Umfang. Andererseits ist da aber diese Frau von gegenüber, die ihm sichtlich Avancen macht, was sich ihm auch nicht richtig erschließen mag.



Peaches: What Else Is in the Teaches of Peaches

Worum geht's: Jeder kennt die wilde Seite von Peaches. Die Frau, die auf der Bühne gerne mit Körperflüssigkeiten experimentiert und sich manchmal nicht so ganz zwischen Mann oder Frau entscheiden kann. Doch fernab der Bühne ist Peaches auch nur eine 47-jährige Frau, die sich um ihre behinderte Schwester kümmert und im Backstage Ruhe sucht. Die Gegenwelt zum Berliner Avantgarde-Künstlerinnen-Leben. Fotograf Holger Talinski hat versucht diese beiden Seiten mit seiner Kamera festzuhalten.



Nick Cave: And the Ass Saw the Angel

Worum geht's: Es handelt auf jeden Fall nicht von einem Arsch, der einen Engel sieht, sondern einem Esel namens Euchrid Eucrow. Dieser Euchrid ist aber eigentlich gar kein Esel, sondern ein stummer Junge mit einer Alkoholiker-Mutter, die ihn misshandelt, und einem Vater, der Gefallen an Tierquälerei findet. Zu dritt leben sie in einem sehr religiösen Dorf, dessen Bürger die Familie meidet. In seinem Wahnsinn hat Euchrid ständig Horror-Visionen von Engeln - daher der Titel. Nick Cave bearbeitet in seinem literarischen Debüt genau das, was ihn auch in seiner Musik beschäftigt: Gewalt, Wahnsinn und Religion. Einige der Ideen aus dem Roman wurden sogar in seinen ersten Alben weiterverarbeitet.



Nagel: Was kostet die Welt

Worum geht's: Meises Vater stirbt. Meise erbt sein ganzes Geld. Doch was soll er damit nur machen? Der Neurotiker, der sich unter anderem vor Fünf-Euro-Scheinen und Post-Its ekelt, beschließt, erst mal auf eine große Reise zu gehen und dabei das Geld munter und gedankenlos auszugeben - er will's nämlich anders machen wie sein Vater und kein Geld sparen. So zieht es Meise unter anderem nach Berlin, Barcelona, New York, Mexiko und Tel Aviv. Als er aber von dieser Reise zurück kommt, hat er Probleme, zurück in sein bisheriges Leben zu finden. Also zieht er einfach noch mal los, ins Moseltal, auf ein Weingut. In der ländlichen Provinz trifft den Großstädter der Kulturschock. Zudem macht er sich dort stark Gedanken um sein Leben, seine Existenz. Er setzt sich damit auseinander, überlegt sich, was er will und was nicht - Nagel selbst beschreibt Was kostet die Welt als ein existenzialistisches Drama, das ebenso tragisch, wie komisch ist.



Frank Spilker (Die Sterne): Es interessiert mich nicht, aber das kann ich nicht beweisen

Worum geht's: Um eine klassische Lebenskrise. Thomas Troppelmanns Freundin verlässt ihn und sein Hamburger Graphikbüro "Tropical Design", ist pleite, weil er einfach keine Aufträge mehr reinbekommt. Seine ganze Existenz ist gefährdet. Und was macht man in Momenten, in denen einfach alles scheiße läuft? Genau. Man haut ab. So steigt Thomas einfach in den Zug und macht eine kleine Deutschlandreise. Irgendwann landet er dabei in einem Kurort, den Thomas bereits in seiner Kindheit kennen und hassen gelernt hat. Und dort ist etwas ziemlich, ziemlich merkwürdig...



Patti Smith: Just Kids 

Worum geht's: Um Patti Smiths Zeit während der 60er und 70er Jahre in New York. Mit wenig Geld in der Tasche versucht sie, sich als Künstlerin einen Namen zu machen. Und begegnet dabei Künstler und Fotograf Robert Mapplethorpe, mit dem sie bis zu seinem Tod eine enge Beziehung pflegt. Außerdem schildert Patti Smith spannende Treffen mit Musiker*innen wie Jimi Hendrix oder Janis Joplin im weltbekannten Chelsea Hotel (dem Namensgeber unserer Musiksendung mit egoFM Sandra). Ein wahnsinnig persönliches und inspirierendes Buch von einer Frau, die sowohl die Punk- als auch die Frauenbewegung geprägt hat.



Thees Uhlmann: Sophia, der Tod und ich

Worum geht's: Der Tod klingelt an der Tür. Genauer gesagt an der Tür des Erzählers in diesem Roman. Seine Botschaft: Der Erzähler hat noch drei Minuten zu leben. Der Auslöser für ein großes Roadtrip-Abenteuer, auf dem der Erzähler zusammen mit seiner Ex-Freundin Sophia und dem Tod einige Fragen des Lebens (bzw. Neil Youngs) klärt. Zum Beispiel was ist besser -  "to burn out or to fade away"? Thees' Texte leben schon immer von seinen Anekdoten. Wie schön, dass es nun einen Roman gibt, der genau diese Sprunghaftigkeit und seine trockene und zugleich urkomische Erzählweise festhält.

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"Sophia, der Tod und ich" - Roman ab dem 08.10. Kiepenheuer & Witsch. Leseprobe unter kiwi-verlag.de/theesuhlmann

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Leonard Cohen: The Favourite Game

Worum geht's: Um Liebe, Schönheit und das Erwachsenwerden von Lawrence Breavman, dem einzigen Sohn einer jüdischen Familie aus Montreal. Mit ihm erleben wir die erste große Liebe, sowie natürlich das schlechte erste Mal. Er nimmt uns mit auf Spaziergänge durch Montreal mit seinem besten Kumpel Krantz. Im Laufe der Geschichte altern wir gemeinsam mit Lawrence. Wir sind dabei, wenn er sich selbst findet und auch die Liebe seines Lebens endlich entdeckt. Es ist ein schöner Roman, der große Teile von Leonard Cohens eigener Biographie beinhaltet. Deswegen wurde The Favourite Game fast sogar nicht veröffentlicht: Verleger machten sich Sorgen, wegen den ganzen persönlichen Inhalten.



Leonard Cohen: The Flame

Worum geht's: The Flame ist ein wunderschöner Abschiedsbrief Leonard Cohens an die Welt. Fast zwei Jahre nach seinem Tod hat sich sein Sohn darum bemüht, dass auch dieser Teil seines Vermächtnisses nicht ungelesen bleibt: Eine Sammlung schon bekannter und bisher unveröffentlichter Texte und Gedichte. Ein wenig creepy ist es ja schon. Leonard Cohen ist kurz nach dem Release seines letzen Albums damals gestorben. In den letzten Wochen vor seinem Tod hat er damals in einem Interview gesagt, er wäre bereit – er müsste nur noch dieses eine Buch fertig schreiben. Hat er gemacht. Zum Glück.

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