Animal Crossing: gesperrt in Hongkong

Animal Crossing: gesperrt in Hongkong

Nach pro-demokratischen Online-Protesten

Das vermeintlich harmloseste Spiel aller Zeiten scheint doch ganz schön gefährlich zu sein. Zumindest für anti-demokratische Gesinnungen.

Digitaler Protest mal anders

Während die Fridays For Future-Bewegung aufs Netz ausgewichen ist und Demonstrationen wie #LeaveNoOneBehind in Europa stellvertretend mit Schildern an Fensterscheiben und Balkonen geführt werden, haben Pro-Hongkong Aktivist*innen eine ganz andere Methode gefunden, in der Isolationszeit für Menschenrechte und Demokratie zu demonstrieren - Animal Crossing: New Horizons!


Worum geht es in Animal Crossing?

In Animal Crossing spielst du auf der Nintendo Switch einen süßen kleinen Avatar, der mit süßen kleinen Tierchen in einer süßen kleinen Welt lebt, die du ganz nach Gusto gestalten kannst. Auf die Weise ist es möglich, einer öden, grauen Welt zu entfliehen und sich eine ganz eigene Wunschrealität zu erschaffen. Kein Wunder also, dass Animal Crossing gerade jetzt so beliebt ist.

In Hongkong erfreut sich das Spiel allerdings aus einem noch ganz anderen Grund großer Beliebtheit.

Wie schon erwähnt ist es Spieler*innen in Animal Crossing möglich, die Welt nach eigenen Vorstellungen einzurichten, zum Beispiel auch mit einem Tool für ganz eigene Kreationen. Dieses haben Aktivist*innen benutzt, um Banner mit politische Botschaften und Slogans zu erstellen.
Die meisten dieser Slogans sind pro-demokratischer Gesinnung, manche richten sich direkt gegen die Regierungschefin Carrie Lam und den chinesischen Präsidenten Xi Jinping.


Während also viele Spieler*innen dank Animal Crossing einem Traumleben in der friedlichen Natur, umgeben von sprechenden Katzen, Bären, Eulen und vielen bunten Blumen nachgehen können, kämpfen Hongkonger Aktivist*innen für ihre Rechte im wahren Leben. Der Aktivist Joshua Wong erklärt das wie folgt:

"For lots of people around the world who play this game, they have to put their ideal life into the game, and for Hong Kongers, we have to put our protest movement and our protest sites inside the game."

Nun ist das Spiel aus dem Nintendo eShop und den Verkaufsplattformen Taobao und Pinduoduo (sind vergleichbar mit eBay) spurlos verschwunden.

Dabei ist offiziell nicht ganz klar, ob der Auftrag dazu von der Regierung kam, bis jetzt gab es zumindest noch kein Statement aus dieser Richtung. 

Offiziell war das Spiel in China noch nie zu erwerben

Weil Videospiele in China ziemlichen strikten Auflagen unterliegen, war Animal Crossing: New Horizons noch gar nicht freigegeben. Die Switch an sich ist gerade mal seit einem Jahr dort erhältlich. Deswegen kamen Spieler*innen im Nintendo eShop auch nur über eine andere Länderadresse an das gefährliche Tierchenspiel.

Design ❤ Agentur zwetschke